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Bastille über das major business

"You aren't liking them right."

Quelle: M94.5 / Anna Madlindl

Will Farquarson (v.l.) und Kyle Simmons von Bastille

Was tun, wenn die Lieblingsband Mainstream wird? Ihr den Erfolg gönnen - erklären uns Will Farquarson und Kyle Simmons von Bastille.

Das Interview mit Bastille mutierte fast schon zu einer Lehrstunde zum Thema Indie versus Mainstream. Denn viel zu oft passiert es doch, dass die eigene Lieblingsband, die man am Anfang mit nur 100 anderen Fans teilen musste, plötzlich statt im Ampere in München, im Olympiastadion spielt und Millionen begeistert. Von Indie zum Mainstream, von cool zu uncool. Oder so ähnlich. Dass diese Denkweise viel zu plakativ und engstirnig ist, haben uns Bastille genauer erklärt.

"You don't ditch your old friends."

Bastille - eine Boyband, die aktuell auf der Erfolgswelle ihres zweiten Albums "Wild World" Konzerthallen auf der ganzen Welt ausverkauft und "well and truly" im Mainstream angekommen ist. Ihre Tour wird von Radiostationen wie Energy präsentiert, der Dudelfunk spielt ihre Hits wie "Pompeii" und "Good Grief" heute rauf und runter. Vor dem Durchbruch mit "Pompeii" war das nicht der Fall. Da waren sie noch cool und Indie.

Bastille - vier Jungs aus London, die mit ihrem Frontmann Dan Smith und seiner Stimme als Markenzeichen, Pubs bespielten. Erste Gehversuche führten sie damals auch schon nach München, Strom anstatt Zenith. Sie veröffentlichten Mixtapes mit Coverversionen und Mash-Ups, ganz ohne Rücksicht auf irgendwelche Copyrights oder Lizenzierungen. L'art pour l'art. Oder: Musik um der Musik willen.

Eigentlich habe sich gar nicht so viel seitdem verändert, aber irgendwie doch alles - sagen uns Kyle Simmons (Keyboard) und Will Farquarson (Bass) im M94.5-Interview. Die Bühnen werden größer, die Touren ausgedehnter, aber für sie stehe weiter die Musik im Mittelpunkt. Dass sie mittlerweile auch davon leben können und sich nicht mehr mit Nebenjobs über Wasser halten müssen, sei natürlich ein willkommener Nebeneffekt. Aber bei Universal, einem der führenden Major-Plattenlabels, unter Vertrag zu stehen, war nie ihr vorrangiges Ziel - auch wenn es ihnen jetzt natürlich enorm hilft, allein aufgrund der Infrastruktur des Labels weltweit Leute zu erreichen.

"People now seem to be questioning going with a label."

Klar, Bastille haben leicht reden. Sie zählen zu den Bands, die es geschafft haben: major deal, major world tour, major success. Und wie Will sagt:

"Success usually is a reflection that you're doing something kind of right."

An sich ein schönes Credo, das wir bei M94.5 aber mit Vorsicht genießen. Wir setzen schon einen Schritt vor dem großen Erfolg an. Newcomer und Künstleraufbau - darauf liegt unser Fokus. Und dass wir ein gutes Näschen für den neuen heißen Scheiß haben, zeigt sich auch immer wieder. 

Beispiele gibt es zuhauf. Beginnen wir bei Milky Chance. M94.5 war von Anfang an mit dabei, wir haben sie 2013 beim Sendergeburtstag noch auf unsere Bühne gestellt. Dann legte er einen Raketenstart hin und wir blieben im Hintergrund. Ähnlich bei den Kytes, die wir schon spielten, als sie sich noch nicht Kytes nannten, sondern noch Blind Freddy hießen. Ein weiteres Beispiel ist Rag'n'Bone Man, den wir schon 2014 in unsere Playlist mit aufnahmen. Wegen Künstlern wie diesen schreiben wir es uns auf die Fahnen, neue Musik zu entdecken und zu unterstützen. Aber Bands wie Bastille brauchen unsere Unterstützung nicht. Oder? Natürlich nicht, aber das muss deswegen nicht heißen, dass wir ihre Musik nicht gut oder schlecht finden dürfen - ganz unabhängig ihres Erfolgs, ihres Labels oder ihres Images.

"Your first aim is to get signed."

Wie wichtig es ist, Newcomer zu fördern und ihnen Starthilfe zu geben, wird auch bei Bastille deutlich. Dan Smith hat u.a. zusammen mit Mark Crew, Produzent The Wombats, Rag'n'Bone Man etc., auch sein eigenes Label am Start - was er gar nicht an die große Glocke hängen will, da es - once again - um Musik gehen soll und nicht um ein Who is Who der Musikindustrie. Somit etabliert sich dieses kleine, feine Independent Label aus London namens "Best Laid Plans", auf dem bisher Acts wie Rag'n'Bone Man, Rationale oder Childcare gesigned sind, bevor Deals mit den Major Labels ausgehandelt werden, wie bei Rag'n'Bone Man mit Sony Music oder bei Rationale mit Warner. Dass Rationale als Support für die Bastille-Tour gewählt wurde - weniger zufällig als clever arrangiert, um den Newcomer weiter zu etablieren und ihm eine Bühne zu bieten.

Musik um der Musik willen. Hier sind wir wieder. Es sollte nicht um Erfolg oder Nicht-Erfolg eines Titels, einer Band gehen, die uns entscheiden lässt, ob wir sie gut finden - und dadurch auch mit ins Programm nehmen wollen. Es sollte um Musik gehen, ohne Musik dabei als Statussymbol oder Alleinstellungsmerkmal zu sehen. Kyle trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt:

"If you like it because you associate it with a certain thing and then they're sitll the same band but they're successful and you dislike them then you aren't liking them right. It's more a thing on you than the band."

Das wiederum hat zur Folge, dass keine Band einen Freifahrtschein bekommen sollte, wir uns weiter unbeeindruckt von großen Namen zeigen und weiter Titel für Titel individuell lauschen und beurteilen.

Was Kyle und Will sonst noch zu sagen haben, hört ihr hier:

 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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