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Platten vor die Säue

The Sparkle In Our Flaws

Quelle: Terry Magson / Chantal Acda, Glitterhouse Records

CHANTAL ACDA © Terry Magson (low res)

Das zweite Soloalbum von Chantal Acda aus Belgien ist DIE Platte für den Spätsommer - acht träumerische Songs für Folk Fans.

Die englische Redewendung, dass man ein Buch nicht anhand seines Umschlags beurteilen soll, klingt zwar sehr abgedroschen, muss aber irgendwo richtig sein, wenn sogar Größen wie The Clash („You can’t judge a book“) und John Hammond Jr. („You can’t Judge A Book By The Cover“) vor der trügerischen Macht erster, äußerlicher Eindrücke warnen. Und wenn wir schon dabei sind, uns auf Rockstars zu berufen, dann muss eine solche Weisheit natürlich auch für Musik gelten.

Das Albumcover ist nur selten ein verlässliches Indiz für gute oder schlechte Musik, und oft wird ihm auch nur relativ wenig Beachtung geschenkt. Daneben gibt es aber auch Platten, auf die man genau wegen ihres Covers neugierig wird – sei es nun auf den ersten Blick merkwürdig oder einfach irgendwie interessant. Das Cover von Chantal Acdas neuem Album „The Sparkle In Our Flaws“ hat von beidem ein bisschen etwas.

Es ist ein unscheinbares Cover in gedeckten Farben und zeigt das runde Gesicht eines Mädchens, das aus traurigen, kleinen Augen fast anklagend nach oben guckt. Auf seine Weise spricht es eine subtile Warnung aus: Was du hören wirst, ist keine fröhliche Musik. Sie wird dich sogar vielleicht traurig machen. Ich als gelegentlicher Anhänger von melancholischem Indie-Folk habe natürlich sofort zugegriffen – und wurde nicht enttäuscht.

 

 

Chantal Acda wurde 1978 in den Niederlanden geboren und lebt heute in Belgien. Sie hat bereits unter dem Künstlernamen Sleepingdog drei Alben herausgebracht und auch in anderen Bands, wie beispielsweise Marble Sounds, gespielt.

Seit 2010 ist sie zudem als Solokünstlerin unterwegs und hat auf ihrer Reise zahlreiche musikalische Kontakte geknüpft (unter anderem mit Nils Frahm) und ein Soloalbum herausgebracht ("Let Your Hands Be My Guide"). Zu den Musikern Peter Broderick und Shahzad Ismaily hat sie eine besonders einzigartige, musikalische Beziehung entwickelt. Für ihr zweites Soloalbum „The Sparkle In Our Flaws“ waren die beiden daher unentbehrlich.

Ein bisschen Disney, ein bisschen Melancholie

Der Sound von The Sparkle in Our Flaws ist unaufgeregt und schwebt sanft über einem Strom aus verträumtem Gitarrengezupfe. Manche Songs bewegen sich eher Richtung Dreampop (Homes und Minor Places), während andere typische Indie-Folk Songs sind (The Other Way).

Viele der Songs klingen recht ähnlich, vor allem durch die Instrumentierung und die reduzierten, getragenen Melodien. Trotzdem lässt sich Chantal Acda nicht von Eintönigkeit hinreißen und bricht durch den – zwar sparsamen - Einsatz von Hintergrundgeräuschen oder chaotischeren Passagen aus der Geradlinigkeit aus (The Sparkle in Our Flaws).

Vor Allem der Einsatz von Geigen zeichnet ihren Stil aus – manchmal als sanftes Streichen im Hintergrund und manchmal als Teil der pathetisch anmutenden Höhepunkte des Albums, die an die Musik aus Disney-Filmen erinnern (Everything and Everyone). Besonders gut gelungen ist ihr die filmreife Symbiose bei dem Song „Up and Down“.

 

 

The Sparkle in Our Flaws“ ist ein Album, das das Herz eines jeden Indie – Folk –Singer - Songwriter - Fans höher schlagen und in angenehmer Melancholie schweben lässt, besonders durch Chantal Acdas zerbrechlichen Gesang, der eher von Ehrlichkeit als jahrelanger Gesangstechnik zeugt. Nicht zu ausgelassen und nicht zu verzweifelt – eben genau die richtige Menge an Schwermut, die man braucht, um im Herbstlaub herumzustreunen und dem Sommer (oder einer verlorenen Liebe) nachzutrauern.

 

Gesamtbewertung Redaktion: 3,5 von 5 Punkten

The Sparkle In Our Flaws von Chantal Acda erscheint am 25.09.15 auf Glitterhouse Records.

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