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Die PlayStation 4 und der Terror

Autor(en): Justin Patchett am Montag, 23. November 2015
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Quelle: M94.5

Der Controller der PS4.

Die Wurzeln der Debatte um die PS4 als Kommunikationsmittel für Terroristen liegen im Jahr 2011. Sie hängt allerdings auch mit einer Falschmeldung zusammen.

Ach ja, was für eine turbulente Woche für Sonys Spielekonsole: "Die Playstation 4 spielt vielleicht eine tragische Rolle im Terrorismus!", "Wie Terroristen über die Playstation 4 kommunizieren" oder  "How Paris ISIS Terrorists May Have Used PlayStation 4 To Discuss And Plan Attacks", lauteten die Schlagzeilen auf Stern, Giga, Forbes und anderen Portalen. Forbes hatte Sonys Konsole überhaupt erst in das Rampenlicht des Medientheaters gerückt. Da stand sie schon einmal: Im April 2011 - damals war die PlayStation 3 noch Hauptdarsteller - fiel das PlayStation Network nach massiven Hackerangriffen für mehrere Tage aus. Eine fast geschichtsträchtige Peinlichkeit: So waren potenziell nicht nur Unmengen sensibler Benutzerdaten in metaphorische Geldsäcke gesteckt worden; viel mehr demonstrierte es die Angreifbarkeit von Sonys PlayStation Network.

Die PlayStation 4 ist für Behörden besonders schwer zu überwachen

Anschließend gab es digitale Willkommen-Zurück-Geschenke als Entschädigung, falls die eigene digitale Identität geklaut worden sei. "Make the protection of consumer data a full-time, company-wide commitment", formulierte sich damals Sony Geschäftsführer Kazuo Hirai seinen persönlichen Merksatz. An den hielt er sich auch und eben genau das führt wieder ins Jahr 2015 zurück, den 10. November, um genau zu sein: Jan Jambon, belgischer Vizepremier- und Innenminister, erklärte in einem Interview mit der belgischen Wochenzeitung Politico, dass die PlayStation 4 für Behörden besonders schwer zu überwachen sei. Zu gut sei die Verschlüsselung der Kommunikation innerhalb des Playstation Networks - was sicherlich auch etwas mit dem Merkzettel an Kazuo Harais Kühlschrank zu tun hat.

Die Cyberattacke von 2011 geschah in einer Entwicklungsphase der PS4, in der sie Einfluss nahm auf die Umsetzung der nächsten Konsole; Sony war in der Pflicht, für eine zweckmäßige Verschlüsselung der Kommunikation und für die Sicherheit vor Hackerangriffen zu sorgen. Im Sinne der Benutzer. Aber eben genau das meint Jan Jambon: Das ist halt nicht im Sinne der Behörden und Sicherheitsdienste, die furchtbar gerne auch auf der PlayStation 4 die Gruppenchats Einzelner (potenziell: Terroristen) mithören würden. Zumindest barrierefrei.

Jambon hat die PS4 nicht in Zusammenhang mit Paris gestellt 

Sony wollte sich nicht mehr vor allen lächerlich machen, was an dieser Stelle wiederum zum US-Wirtschaftsmagazin Forbes und dem Ins-Rampenlicht-Schubsen führt: Forbes veröffentlichte am 14. November, einen Tag nach den Anschlägen in Paris, einen Artikel (Titel siehe oben) in der die Aussage Jambons und die Anschläge selber in direkten Zusammenhang gebracht wurden - ungeachtet dessen, dass das Interview mit Jambon vor den Anschlägen stattfand. Der Artikel auf forbes.com hat mittlerweile den kleinen, unscheinbaren Zusatz "-Updatet"; dank kotaku.com bleibt dem Internet aber dieser entscheidende, wellenschlagende Satz erhalten:

"The hunt for those responsible (eight terrosists were killed Saturday night, but accomplices may still be at large) led to a number of raids in nearby Brussels. Evidence reportedly turned up included at least one PlayStation 4 console."

Sonys Konsole wurde nie offiziell als Beweismittel bestätigt

Das Stück lautete diesmal: Die PlayStation 4 in: Die Beihilfe bei den Anschlägen von Paris. Es lief gut, doch nicht zu allzulange. Schnell wurde klar, dass der Fund einer PS4 als Beweismittel nie offiziell bestätigt wurde. Und während sich aus einer Falschmeldung eine berechtigte Diskussion über theoretische Hilfestellung der Konsolen für den Terrorismus ergab, zeigt die zurücklegende Woche außerdem, wie banal sich Meldungen verbreiten, wie naiv mit ihnen zum Teil umgegangen wird: Forbes spricht im Artikel auch über Botschaften die innerhalb von Videospielen übermittelt werden können. Die M94.5-Redaktion hat die Kommunikation mit Einschusslöchern selbst in Call of Duty ausprobiert:

Forbes und dem Autor des Artikels darf man zu Gute halten, dass es eher der Gedanke ist, der letztlich zählt. Nur das Nicht-Hinterfragen und Einfach-Übernehmen innerhalb all der anderen Artikel ist enttäuschend: Wenn sich in langweiligen 15 Minuten nicht einmal Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad in die Wand löchern lässt, dann benutzen Terroristen vielleicht doch lieber ihre Headsets. 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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