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Digitale Wolken und Kraftwerke

Autor(en): Moritz Kienast am Mittwoch, 30. März 2011

Wenn in Bayern Videospiele von Männern in Anzügen als Kultur- und Wirtschaftsgut betrachtet werden, geht es oft um 385.000 Euro. Mit dieser Summe ist der deutsche Computerspielpreis dotiert, der jährlich parallel zum Fachkongress munich gaming verliehen wird.

Spiele mit politischer Tragweite?

Für Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sollen mit dem Deutschen Computerspielpreis solche Spiele ausgezeichnet werden, die padägogisch wie kulturell besonders wertvoll sind. Bei der Preisverleihung anwesend war er aber genausowenig wie Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, der den Termin wie schon vor zwei Jahren kurzfristig abgesagt hatte.
Zu den diesjährigen Prämierten gehören unter anderem Assassins Creed II: Brotherhood und Starcraft II, die dem geneigten Spieler wohl nicht zuerst durch ihren pädagogischen und kulturellen Wert auffallen, sondern durch Spannung und straffe Action. Anders sieht es beim Gewinner für das beste serious game, also Spiele mit Bildungsauftrag, aus. Energetika heißt die Wirtschaftssimulation von 2010, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Der Spieler kann hierbei den Energiemix bis 2050 selbst anpassen, um die Stromversorgung möglichst nachhaltig und ökologisch zu gestalten. Dabei lernt man von eingeblendeten Experten, welche Vorteile bestimmte Kraftwerkstypen bieten. Da man nur über einen gewissen finanziellen Rahmen verfügt, muss man auch auf gewisse Brückentechnologien zurückgreifen.  Durchgesetzt hat sich das Spiel gegen ein Lernspiel für Analphabeten – für manche Kritiker eine klar politische Entscheidung in Zeiten von Landtagswahlen und Diskussion um die Kernkraft.
Die meisten prämierten Spiele sind entweder online verfügbar, werden im Internet gespielt oder ihr Kopierschutz erfordert eine ständige Internetverbindung. Spiele lagern sich also immer mehr ins Internet aus.

Die Wolke als Zukunftsvision

Bis man mit dem Spielen loslegen konnte, war es bisher so: DVD einlegen, installieren und dann erst starten. Für größere Erweiterungen beginnt das Prozedere dann nochmal von vorn. Der Speicherplatz des Rechners und der Datenträger sind neben der Rechenleistung dabei der limitierende Faktor bei Spielen. Mit der Verbreitung von schnellen Internetverbindungen hofft die Branche die Spielinhalte immer weiter ins Internet – die sogenannte Cloud zu verlagern.
Oliver Kaltner von Microsoft Deutschland sieht die Chance dadurch auch technisch unabhängiger und inhaltlich kreativer zu werden. Die Komplexität der Spiele wäre nicht länger durch den eigenen Spielerechner limitiert, beinahe unbegrenzt viele Spieler könnten gemeinsam Spielen und zusätzliche Inhalte wie Level oder neue Spielfiguren könnten nachgeliefert werden. Das Banenprinzip par excellence.
Konkret würden die Spielinhalte im Internet vorgehalten, und das Spiel würde immer nur das herunterladen, was es gerade braucht. So läuft es beispielsweise schon beim schwedischen Indie-Hit Minecraft. Das Konzept Cloud sieht vor, dass Erweiterungen, Korrekturen und andere Verbesserungen zentral vorgenommen werden, ohne dass man aktiv werden muss.
Dadurch holt man auch die Spieler aus ihrer Isolation, denn online gaming bietet viel mehr Anreiz zum Wettstreit. Es sei eben anspornend, als erster durchs Ziel zu kommen oder eine Rangliste anzuführen, meint Oliver Kaltner.  Dieser sportliche Wettkampf heißt in der Branche eSport. In der größten europäischen Liga, der ESL, sind derzeit rund 1.2 Millionen deutsche Spieler registriert. Trotzdem ist eSport in Deutschland immer noch ein „Nischensport“. Ibrahim Mazari vom Ligabetreiber Turtle Entertainment sieht vor allem Probleme bei der gesellschaftlichen Akzeptanz. Seine Zukunftsvision sind gaming-Abteilungen in Sportvereinen.
Auch wenn das etwas zu hoch gegriffen scheinen könnte, haben Profispieler schon jetzt ein Publikum. Bis zu 2.000 Spieler kommen zu Großveranstaltungen, bei denen die Profis auf der Bühne spielen. Anschließend stellt man sich sogar für Autogramme an, weiß Ibrahim Mazari.  Für die eSportler geht es dabei nicht nur um Spielspaß: Am Ende einer Saison gibt es Preisgelder von bis zu 10.000 Euro zu gewinnen. Reich wird man davon zwar nicht, aber manchem reicht es zum Leben.

munich-gaming.com/ →

www.minecraft.net/ →

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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