Kommentiere deine Geburt!
"Timeline is the story of your life" - So Mark Zuckerberg über die gravierende Veränderung bei Facebook. Bald kann man nicht mehr verhindern, dass seine gesamte Facebook-Vergangenheit sichtbar wird.
"Timeline is the story of your life" - So Mark Zuckerberg über die gravierende Veränderung bei Facebook. Bald wird man nicht mehr verhindern können, dass seine gesamte Facebook-Vergangenheit sichtbar wird.
Es ist nicht neu, dass Facebook alle unsere Daten speichert. Auch wenn wir die ein oder andere Information über unsere Persönlichkeit auf tausend Umwegen durch das Labyrinth der „Privatsphären- Einstellung“ gesperrt hatten.
Und auf einmal sehen viele Facebook- Profile ganz anders aus: Riesige Fotos springen einem förmlich entgegen und plötzlich taucht da eine kleine Leiste rechts oben auf, an deren Fuß das Wort „Geburt“ steht. Es ist die sogenannte Time-Line oder auf Deutsch Chronik.
Das heißt, man selbst und alle anderen können ein gesamtes Facebook-Leben bis ins Detail nachvollziehen. Genauestens wird jede Aktivität, jeder Post und jedes Foto zu jeder Zeit sichtbar. Aber das scheint Facebook noch nicht genug zu sein.
Offline-Leben kommentieren
Die Netzwerkbetreiber bieten dem Nutzer sogar an, sein sogenanntes Offline-Leben zu visualisieren und kommentieren. Also sein eigenes Leben vor Facebook. Man kann zum Beispiel Fotos von seiner Geburt zur Timeline hinzufügen und kommentieren oder seinen ersten Kuss mit der ganzen Welt teilen. Bisher war diese Umstellung des Profils freiwillig.
Das ändert sich jetzt. Jedes Facebook-Mitglied bekommt die Timeline aufgezwungen. Sobald der Nutzer die Änderung seines Profils „akzeptiert“, bekommt er eine Woche Zeit, diejenigen Daten unsichtbar zu machen, die nicht in der Chronik vorkommen sollen. Man sollte sich die Zeit nehmen, seine Daten genau durch zu schauen und zu überlegen, was alle sehen können und was nicht. Wenn man sich nicht so genau sicher ist, was man jemals alles gepostet oder hoch geladen hat, kann man sich von den Facebook- Betreibern eine CD mit allen persönlichen Daten schicken lassen. Trotzdem behält Facebook die Daten, gelöscht werden sie nicht.
Eine Zumutung für den Nutzer
Der Datenschutzexperte Klaus Köhler meint dazu, es sei schlicht eine Zumutung so etwas vom Nutzer zu verlangen. Man könne unmöglich in einer Woche entscheiden, welche Daten sichtbar sein sollen und welche nicht. Allerdings, auch wenn der Nutzer seine Daten unsichtbar macht, werden sie nicht gelöscht, sondern nur gesperrt. Und keiner kann wissen, was in den nächsten Jahren mit den persönlichen Daten geschieht. Klaus Köhler: „ Ich glaube, dass sich viele vor allem junge Nutzer gar nicht im Klaren sind, dass sie das alles preisgeben. Und wenn jetzt die ganze Vergangenheit in Form von Timeline kontinuierlich aufgezeichnet wird, dann ist das schon ein Eingriff, den viele bereuen werden.“
"Datenabstinenz"
Als Facebook- Mitglied ist es wichtig, sich genau zu überlegen welche Persönlichkeiten man über sich preisgibt. „Datenabstinenz“ nennen Medienrechtler das Schlüsselwort.
Durch Timeline wird der gesellschaftliche Druck erhöht, alles über sein Privatleben zu veröffentlichen. Illegal ist das, was Facebook da macht nicht. Der Umgang mit den Nutzer-Daten ist nicht vertraglich festgelegt. So scheint es nur eine Möglichkeit zu geben: aus Facebook auszutreten. Ansonsten droht der ganz normale Facebook-Nutzer zum transparenten Menschen zu werden.
Bildquelle: flickr.com, birgerking unter CC BY 2.0