ESA startet Online-Abstimmung
Name für Mars-Rover gesucht
Warum das Internet nicht immer entscheiden sollte und was dann dabei rauskommt.
Die europäische Raumfahrtbehörde ESA will ab 2021 mit einem neuen Forschungs-Roboter den Mars erkunden. Genau geht es dabei um exiobiologische und geochemische Recherche und die Suche nach Lebensumständen. Aber dafür interessiert sich momentan niemand.
Auf seiner Mission soll er seinen Kollegen "Curiosity" unterstützen. Der trägt diesen Namen, weil ein elfjähriges Mädchen ihn zusammen mit einem Aufsatz bei dem damaligen Wettbewerb eingereicht hat. Genau so soll es jetzt mit dem neuen Mars-Rover ablaufen. Der britische Astronaut Tim Peake hat die Abstimmung gestartet und jeder hat nun die Chance seinen Vorschlag auf einer Webseite einzureichen. Die Voraussetzungen: man ist Einwohner eines ESA-Mitgliedsstaates und schreibt eine kurze Begründung warum es denn genau der Name sein soll.
Der Gewinner der Aktion wird die Ehre haben für die nächsten Jahre unzählige Male im Zusammenhang mit einer Mars-Mission erwähnt zu werden und den Namen vielleicht sogar in Geschichtsbüchern lesen zu dürfen. Wenn diese Mission denn tatsächlich Erfolg hat. Außerdem darf er die Airbus-Anlage in England besuchen.
Seriöser Name für seriöse Forschung
Das Internet über etwas scheinbar Wichtiges entscheiden zu lassen ist geläufig. Wofür? Um Aufmerksamkeit zu generieren. Estmal hört sich das Ganze wie eine wahnsinnig schlaue PR-Aktion an. Die muss aber nicht immer gut funktionieren. Das wohl bekannteste Beispiel ist ein Polarforschungsschiff, für dessen Namen ebenfalls jedermann seinen Vorschlag einreichen konnte. Ein britischer Radiomoderator war auf die Aktion aufmerksam geworden und forderte den Namen "Boaty McBoatface". Der stieß auf allgemeinen Zuspruch und so gewann Boaty mit weitem Abstand das Voting.
Letztes Wochenende wurde das Schiff getauft, allerdings auf den Namen "RSS Sir David Attenborough". Der bekannte Naturforscher beschrieb dies als die größtmögliche Ehre, auch, wenn er nur zweite Wahl war. Die Verantwortliche für das Voting Jane Francis begründete die Entscheidung einfach: für seriöse Forschung braucht es einen seriösen Namen. Trotzdem hat die Aktion für ordentlich Furore gesorgt und Interesse für die Mission generiert, das musste sie zugeben. Warum also einknicken und Boaty McBoatface nicht die Ehre erweisen, die ihm gebührt?
Eigentlich klappt es nie
Aus Boaty McBoatface wurden Trainy McTrainface, Horsey McHorseface und Ferry McFerryface. Nicht besonders kreativ. Aber auch andere haben es mit der gleichen Methode versucht und sind mehr oder weniger gescheitert.
Der Getränkehersteller Mountain Dew wollte mit Hilfe der Communnity einen Namen für eine neue Geschmacksrichtung finden. Super Idee, dachte sich mit Sicherheit der Social Media Beauftragte. Super Idee, dachte sich auch das Internet und so lieferten sich am Ende "Gushin' Granny" und "Hitler did nothing wrong" ein Rennen um den ersten Platz. Auch Mountain Dew brach unter der Last des Internets zusammen. Deswegen weiß auch heute kein Mensch, wie die Sorte denn nun hieß.
Ein weiteres Beispiel ist ein Online-Wettbewerb, bei dem eine Schule ein Gratiskonzert von Taylor Swift gewinnen konnte. Per Facebook wurden Likes gesammelt und die Schule mit den meisten Stimmen sollte der Sieger sein. Klar, dass sämtliche Internetnutzer auch davor nicht halt gemacht haben. Kurz: Gewonnen hat eine Schule für Gehörlose. Haha. Wenigstens hatte diese Troll-Aktion etwas Gutes, denn Taylor Swift spendete 10 Millionen Dollar an die Schule.
Die meisten Abstimmungen haben also im Endeffekt nicht dazu geführt, dass wirklich das geschah, was von der vermeintlichen Masse gefordert wurde. Justin Bieber hat kein Konzert in Nordkorea gespielt und keine ungarische Brücke ist nach Chuck Norris benannt worden.
Greenpeace hat 2007 einen Namenswettbewerb für einen gefährdeten Buckelwal im Pazifik gestartet, um auf ihre Kampagne gegen die Tötung von 50 Walen der japanischen Regierung aufmerksam zu machen. Mit mehr als 70% der Stimmen gewann ein Australier mit dem Vorschlag "Mister Splashy Pants" die Abstimmung. Die Umweltorganisation hat ihre Aktion allerdings durchgezogen. Mister Splashy Pants hat sogar einen eigenen Wikipedia-Artikel.
Spacey McSpaceface?
Im Falle des Mars-Rovers wird es langweiligerweise keine allzu großen Überraschungen geben, denn die finale Entscheidung trifft eine qualifizierte Jury. Spacey McSpaceface und Rovey McRoveface stehen also wohl eher nicht mehr zur Debatte.
Dass der Roboter zu einem Internet-Phämomen wird ist allerdings trotzdem nicht ausgeschlossen. Die amerikanischen Kollegen Spirit und Oppy haben bei Twitter 427.000 Follower und Curiosity toppt das mit seinen 3,9 Millionen Followern allemal. Ob er nun Markus oder Christiane heißt ist dann auch egal.