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Gamescom 2017

Politik im Herzen der Gameskultur

Quelle: Koelnmesse | Thomas Klerx

Bundeskanzlerin Merkel in bester Gesellschaft

Politik und Gamescom sind normalerweise zwei Begriffe, die nicht in einem Satz fallen. Ändern sich die Zeiten oder liegt es am Wahljahr?

Es ist nicht allzu lange her, da war die einzige medienwirksame Auseinandersetzung der Politik mit Computerspielen die sogenannte „Killerspiel-Debatte“. Immer wieder versuchten Medien- und Politikvertreter, die Videospielbranche nach furchtbaren Vorfällen wie Erfurt oder München zur Verantwortung zu ziehen.

Nichtsdestotrotz findet das Medium Computerspiel immer mehr seinen Platz in der Gesellschaft. So bietet die Universitätsstadt Bayreuth seit 2015 den Studiengang „Computerspielwissenschaften“ erfolgreich an und auch so manch ein Politiker „outet“ sich mittlerweile als bekennender Gamer.

Die Bundeskanzlerin eröffnet die Messe

Als dann vor ein paar Monaten publik wurde, dass nun auch noch Bundeskanzlerin Angela Merkel die Gamescom 2017 in Köln eröffnen würde, war jedem Kenner der Branche klar, dass es sich hierbei um einen großen Schritt in der Etablierung der mittlerweile milliardenschweren Branche handelt.

Damit erhielt aber auch die Kölner Gamescom, die sich mittlerweile als größte Fachmesse für interaktive Unterhaltungselektronik positioniert hat und mit über 340.000 Besuchern pro Jahr große Messen wie die CEBIT oder IAA längst abgehängt hat, den Ritterschlag durch den Besuch der Kanzlerin.


Angela Merkel bei der Eröffnungsrede | © Oliver Strosetzki, M94.5

Der mit Spannung erwarteten Eröffnungsrede wohnten nicht nur die nordrhein-westfälische Ministerin für Schule und Bildung Yvonne Gebauer (FDP) und Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bei, sondern auch Abgeordnete aus Land- und Bundestag, Repräsentanten des Europaparlaments sowie hochrangige Wirtschaftvertreter. Die Bundeskanzlerin betont bereits zum Anfang ihrer Rede die Wichtigkeit von Computer- und Videospielen.

"Videospiele sind Kulturgut, Innovationsmotor und Wirtschaftsfaktor"

Dabei untersteicht sie auch die Relevanz des Mediums für die Bildung. Als Beispiel nennt sie "die Anwendung von Computerspielen im Unterricht, um den Umgang mit der Technik zu trainieren", aber auch ein "Gefühl für Medienkompetenz zu entwickeln und vernetztes Denken zu fördern". Damit sieht die Kanzlerin die "Stärkung von digitaler Bildung als Handlungsfeld und Agenda ihrer Bundesregierung, um somit die wichtigste Ressource des Landes, nämlich Wissen, zu erwirtschaften".

Um die Digitalisierung der Wirtschaft voranzubringen sei es auch wichtig, "auf branchenübergreifende Kooperationen zurückzugreifen und den Innovationstreiber Computerspiel miteinzubeziehen", da "deren Techniken wie Augmented-, Virtual-Reality und Künstliche Intelligenz auch in der Industrie zunehmend an Bedeutung gewinnen". Deshalb ist es laut Merkel für Deutschland nicht nur wichtig, "talentierte Spieler sondern auch erfolgreiche Spieleentwickler" zu haben.


Angela Merkel beim Messerundgang | © Koelnmesse, Thomas Klerx

So wie es bei der CEBIT oder der IAA üblich ist, folgte auch auf der Gamescom im Anschluss an ihre Rede der obligatorische Rundgang über das Messegelände. Begleitet von unzähligen neugierigen Messebesuchern machte die wichtigste Besucherin auch Halt an Ständen von Publishern wie Sony und Ubisoft, aber auch dem Spiel Minecraft, dessen spielerische Grundzüge sie vergnügt mit dem chemischen Periodensystem verglich.

Wahlkampf auf der Gamescom

Das politische Stelldichein ging am nächsten Messetag mit der Gamescom Wahlkampfarena in die zweite Runde. Dort baten die Moderatoren Colin Gäbel von den Rocket Beans und die YouTuber LeFloid und PietSmiet zur Podiumsdiskussion mit hochrangigen Politikern.

In der Runde saßen die Generalsekretäre Peter Tauber (CDU), Hubertus Heil (SPD), Nicola Beer (FDP), sowie Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn (Die Linke) und der politische Geschaftsführer Michael Kellner von Bündnis90/Die Grünen. Überraschenderweise waren sich die Teilnehmer bei Angelegenheiten wie Glasfaserausbau, Jugendschutz, Bildung und dem E-Sport als olympische Disziplin weitestgehend einig. Nur beim Thema Datenschutz herrschte hörbar Uneinigkeit.

 

 

 


Die Wahlkampfarena auf der Gamescom | © Oliver Strosetzki, M94.5

Böse Zungen könnten behaupten, dass die Politik kurz vor dem anstehenden Wahlkampf die Videospielbranche für sich entdeckt und eine neue potenzielle Wählerschaft identifiziert hat. Unbestreitbarer Fakt ist jedoch, dass es an der Zeit ist, das negative Stigma der Computerspiele zu beenden und sich einem Markt zuzuwenden, der mittlerweile Milliarden von Euro generiert und sich immer mehr als bedeutender Wirtschaftsfaktor in Deutschland etabliert.

Auch in Fragen digitaler Bildung ist es für Deutschland an der Zeit, nach vorne zu blicken und neue Wege zu beschreiten. Allerdings bestehen hierzulande noch erhebliche Defizite. Auch beim Thema Fördergelder herrscht deutlicher Nachholbedarf. Während die Filmindustrie jährlich mit bis zu 400 Millionen Euro von Bund und Landesebene gefördert wird, erhält die Videospielbranche nur um die 4 Millionen Euro finanzielle Unterstützung.

Gamescom - The Heart of Gaming?

Die Gamescom 2017 findet dieses Jahr unter dem Motto „The Heart of Gaming“ statt. Durch den erstmaligen Besuch von Bundeskanzlerin Merkel und weiteren hohen politischen Vertretern im höchste Heiligtum der Gameskultur, wird das Herz der Branche (hoffentlich) kräftiger schlagen als je zuvor.

Bildergalerie
Bundeskanzlerin Angela Merkel
Gamescom Wahlkampfarena u.
Merkel Rundgang bei Minec...
Die Gamescom Wahlkampfarena u.
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