App „Orte Erinnern“
Was die Münchner Orte verbergen
Das NS-Dokuzentrum setzt digitale Zeichen an historischen Orten. Die Stadt anders entdecken, das ist mit der App „Orte Erinnern“ jetzt möglich.
Alte schwarz-weiße Bilder, auf denen man Soldaten auf der Straße und die Nazi-Fahne an den Fenstern der pompösen Häuser sehen kann: Für uns scheinen diese Szenen weit entfernt. Was viele nicht wissen: ein großer Teil der Gebäude aus der NS-Zeit steht auch noch heute. Aber die Geschichten und Geheimnisse dieser Bauten kennt heute kaum mehr jemand. Den Initiatoren der App ist es wichtig, dass das, was in der Vergangenheit in der Stadt passiert ist, nicht in Vergessenheit gerät.
„Damit wir nicht vergessen. Es gibt ganz viele Entwicklungen, die heute durchaus Gefahrenpotential bergen“, Dr. Ingo Krüger, Geschäftsführender Vorstand der Bayerischen Sparkassenstiftung
Eine lehrreiche App
„Orte Erinnern“ bietet Hintergrundinformationen zu etwa 120 Orten und Gebäuden in München, die mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in Verbindung stehen. Auf der Liste stehen zum Beispiel die Feldherrnhalle am Odeonsplatz, das Hofbräuhaus oder auch die Theresienwiese.
Zu jedem Ort gibt es Audiodateien, Biografien, Videos und mehrere hundert Archivbilder, die beim Verstehen der Geschichte helfen sollen. Ein Beispiel ist das Haus Bruckmann am Karolinenplatz. Hier lebte die Familie Bruckmann, die Hitler bei seinem Aufstieg in der Gesellschaft und damit auch in der Politik behilflich war.
Eigentlich ein ganz normales Haus. Eigentlich. Quelle: M94.5/Sophie Dechansreiter
Außerdem stellt die App ganze Routen durch die Stadt zur Verfügung, auf denen man an den verschiedensten geschichtsträchtigen Gebäuden vorbeikommt, die man sonst vielleicht übersehen würde. Wer an seinem Smartphone die GPS-Ortung aktiviert, wird sofort benachrichtigt, wenn er in die Nähe eines solchen Ortes kommt und dann mit Informationen versorgt.
In die Geschichte eintauchen
Das Interesse für das Thema Nationalsozialismus ist groß: Seit der Eröffnung im Mai 2015 kamen rund 200.000 Besucherinnen und Besucher in das NS-Dokumentationszentrum am Königsplatz. Hier wurden zum Beispiel im Jahr 1933 tausende Bücher verbrannt. Die Parteibauten, wie der Führerbau und der Verwaltungsbau der NSDAP, befinden sich in dem Gebiet rund um den Königsplatz.
Dieser Ort verkörpert Geschichte. Quelle: M94.5/Sophie Dechansreiter
„Erinnern“ auch für Touristen aus aller Welt
Die App ist bis jetzt nur auf deutsch und englisch verfügbar. Ihre Gestalter möchten sie in naher Zukunft auch auf andere Sprachen ausdehnen und sie so für Reisende aus allen Regionen der Welt zugänglich machen. ,,Orte Erinnern", kann in allen App-Stores kostenlos heruntergeladen werden.
Die App ist für Android und iOS im jeweiligen Appstore erhältlich.