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Lightning Dust - Fantasy [Jagjaguwar]

Platte des Monats Juli 2013

Autor(en): Christina Tournatzes am Donnerstag, 11. Juli 2013
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Quelle: Lightning Dust/Jajaguwar

Lightning Dust - Fantasy

Lightning Dust wagen erneut eine stilistische Wandlung - dieses Mal ein Sprung in die Welt der elektronischen Synthie Pop Sphären.

Lightning Dust wagen erneut eine stilistische Wandlung - dieses Mal ein Sprung in die Welt der elektronischen Synthie Pop Sphären.
 
Das dritte Album des Indie Duos Lightning Dust aus Vancouver könnte die Frage nach stilistischer Unentschlossenheit aufwerfen. Denn erneut wagen sie es, völlig anders zu klingen als auf den Alben davor.  Dieses Mal: ein Sprung, hoch hinauf  in die Welt des elektronischen Synthie Pops. Dabei verlieren Lightning Dust aber nie ihren unverkennbaren Minimalismus. Die omnipräsenten Synthesizer und elektronische Pop-Elemente ersetzen die bisher vorherrschende organische Instrumentierung und versetzen die zehn Tracks auf 'Fantasy' in eine unwirkliche, manchmal verträumte, manchmal aber auch sehr düstere Atmosphäre.
 
Mit das faszinierendste dabei ist die Tatsache, dass das Duo dabei einem roten Faden zu folgen scheint, der erst bei genauem Hinhören erkenntlich ist. Versteckt zieht er sich durch das Album, blitzt hier und da auf und macht 'Fantasy' damit zu einem Album, das mehrmaliges Durchhören erfordert, den Hörer aber dafür mit der Erkenntnis belohnt, dass man unterschiedlichste Ebenen übereinander legen kann, ohne dabei wirr abzudriften.
 
Reise in eine düstere Traumwelt
 
Den Anfang macht eigentlich der Schlusssong des Albums. Mit  'Never Again', von den Kanadiern ganz ans Ende platziert, fing nämlich das Projekt 'Fantasy' an. Der Song beginnt sehr rockig mit tiefer vorantreibender Bass Gitarre und erinnert noch am ehesten an die alten Lightning Dust. Sobald Amber Webbers jedoch anfängt zu singen, wird klar, dass sie sich verabschiedet hat von der rauen, rockigen Stimme, die noch im letzten Album "Infinite Light" so gut mit der Akkustik Gitarre harmonierte. 'Never again my Love' singt sie und entführt uns mit ihrer plötzlich so klaren, so durchdringlich reinen Stimme in ihre verspielte Traumwelt.
 
Wie gut ihre Stimme zu den weichen romantisierenden Synthesizer Klängen harmoniert, zeigt der zweite Song des Albums. In "Reckless and Wild" herrscht düstere  Atmosphäre die sich bald zu einer harmonischen Melodie verwandelt. Ihre auffordernde Stimme nimmt uns mit in eine Welt die nur ihr gehört. In eine Fantasie, in der sie sie selbst sein kann. Reckless and wild.
 
Absoluter Minimalismus?
 
Ein Blick auf den Mond erinnert einen daran, wo man herkommt. Zumindest behaupten das Lightning Dust. Mit dem vierten Song 'Moon' lassen sie den roten Faden durchschimmern. Sanfte Klänge einer Akustik Gitarre kombiniert mit einem Gesangspart, bei dem die Stimme auf der Stelle eine Gänsehaut erzeugt, zeigen, dass, obwohl die Gedanken hoch oben schweben in einer  fantastischen Traumwelt, die Füße noch fest auf irdischem Boden stehen. Hier zeigt sich deutlich, wo die Reise hingeht bei Lightning Dust. Träumen ohne abzuheben. Musikalisch zurückgenommen, fast minimalistisch.
 
Bei 'Mirror' zeigt sich dann aber, dass man den roten Faden gerne auch mal roten Faden sein lassen und den Minimalismus hinten anstellen kann. Die vielen verschiedenen Drum-Ebenen und Sound-Elemente, die nach hinten immer intensiver und verspielter werden, bilden einen Kontrast zur verträumten Melodie des Synthesizers. Die Atmosphäre bringt Webber mit ihrer auffordernden Stimme genau auf den Punkt. Sie gibt dem Song Intensität und Kraft. 'Break free my soul', singt sie und fordert uns auf, uns los zu reißen aus einer Welt, die uns nicht versteht. Wir müssen zusammen kämpfen, dann können wir uns alles nehmen. Von Minamalismus kann hier wohl nicht mehr die Rede sein.
 
Die Lyrics von 'Mirror' sind wohl die aussagekräftigsten des Albums. Webber singt von einer Fantasie, in der es darum geht, zusammen der Wirklichkeit zu entgleiten. Zusammen um die Freiheit zu kämpfen. Dass das leider nur eine Fantasie bleibt, zeigt schon der Titel.  Nur ein Blick in den Spiegel genügt und der Traum zerplatzt. Die Wirklichkeit schlägt erbarmungslos zurück.
 
Melancholisch-fantastische Sommernachtsträume
 
Lightning Dust haben es sich wohl zum Motto gemacht, ihre Musik immer wieder in neue Richtungen abdriften zu lassen. An Kreatvität mangelt es dem Duo also absolut nicht. 'Fantasy' ist eine hypnotisierende und vor Allem erfrischende Platte. Rücksichtslos neuartig, ohne jedoch die energiegeladene und authentische Atmosphäre zu verlieren, die schon die beiden Vorgängeralben ausgemacht hat. Immer wieder aufbrechen zu neuen Ufern, dieses Credo scheint das Duo, das mittlerweile im Elektro-Pop angekommen ist, anzutreiben. Bis jetzt hat das wunderbar funktioniert, nur weiter so!
 
 
'Fantasy' von Lightning Dust ist am 25.06.2013 auf Jagjaguwar erschienen.
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