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Stoner Rock par exellence: Vista Chino - Peace [Napalm]

Platte des Monats September 2013

Autor(en): Vanessa Patrick am Samstag, 17. August 2013
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Quelle: © Napalm Records

Vista Chino Peace

 

Kyuss war einmal. Kyuss Lives! wurde vor drei Jahren zur formidablen Live-Reunion der Stoner-Rock-Legenden. Und mit Vista Chino führt die Kombo um John Garcia und Brant Bjork das fort, was in den 90er Jahren mit Kyuss begann:

Anno 2013 bringen die Grand Seniores ihr quasi-Debütalbum Peace unter dem neuen Bandnamen Vista Chino heraus, das M94.5 zur Platte des Monats September gekürt hat.

 

Kyuss war einmal. Kyuss Lives! wurde vor drei Jahren zur formidablen Live-Reunion der Stoner-Rock-Legenden. Mit Vista Chino führt die Kombo um John Garcia und Brant Bjork das fort, was in den 90er Jahren mit Kyuss begann: Anno 2013 bringen die Grand Seniores ihr quasi-Debütalbum Peace unter dem neuen Bandnamen Vista Chino heraus, das M94.5 zur Platte des Monats September kürte.
 
1988: John Garcia, Josh Homme, Nick Oliveri und Brant Bjork gründen Kyuss. Die Band aus Palm Desert, Südkalifornien, spielt einen innovativen Sound. Etwas, was es in dieser Spielart vorher nicht gab: Tiefergestimmte Gitarren, die teilweise durch Bassverstärker dröhnen, scheppernde Drums und ausufernde Jam-artige Stücke, die an den Psychedelic Rock der 1960er und 70er Jahre angelehnt sind. Das Genre erhielt – bedingt durch die Herkunft der Band und der daraus entstandenen musikalischen Palm Desert-Szene – den Namen Desert Rock. Kyuss' Zweitlingswerk "Blues For The Red Sun" gilt bis heute als eine der bahnbrechenden Stoner Rock-Platten.
 
Entstanden durch Gerichtsurteil
 
1995 folgte das Aus. Alle ehemaligen Kyuss-Mitglieder blieben jedoch nicht untätig. Zahlreiche weitere stilprägende Stoner-Bands wie Unida, Hermano und die Queens of the Stone Age werden gegründet. Brant Bjork stieg bei der kalifornischen Stoner Rock-Kombo Fu Manchu ein. Soviel zum Bandkarussell der Ex-Kyuss-Mitglieder. 2010 wurde unter der Federführung von Sänger John Garcia das Live-Projekt Kyuss Lives! gegründet – 15 Jahre nach der Auflösung von Kyuss. Mit im Boot waren außerdem Ex-Basser Oliveri und Ex-Drummer Bjork. Das wurde QOTSA-Frontmann Homme allerdings zu bunt. Der Streit war vorprogrammiert. Und ging bis vor Gericht, wo Kyuss Lives! rechtskräftig dazu verurteilt wurden, unter diesem Bandnamen kein Album herausbringen zu dürfen. Die Lösung: Die Umbenennung in Vista Chino.
 
 
Peace heißt das quasi-Debütalbum der nun festen Vista Chino-Formation Garcia/Fevery/Bjork. Den Platz am Bass besetzt derzeit Mike Dean. Natürlich flossen der sich hinziehende Rechtsstreit um Kyuss Lives! mit in den Entstehungsprozess des Albums ein. Im Song "Sweet Remain" heißt es beispielsweise: "And they lost their souls / When they lost their way / Yeah, we fight to the bone / But the spirit remains." Natürlich interessierte es M94.5 brennend, ob man den Albumtitel und derartige Sonzeilen als direkte Referenz auf den Rechtsstreit lesen kann. Im Interview Sänger Garcia dazu: "Of course the majority of this record is somehow related to what we're going through – not only professionally, but personally. I think it's about life and what we were going through and what we're about to go through."
 
"We came only in peace to play music and do what we love."
 
Und so kann Peace als ein auserlesenes Sammelsurium von ehrlichen, handgemachten Songs betrachtet werden, die äußerlich jedenfalls nicht auf Biegen und Brechen versuchen, wieder den Platz von Kyuss einzunehmen. "John and I were dragged into a war that we never planned on and never wanted and never desired. We came only in peace to play music and do what we love," erzählt Brant Bjork. Vollblutmusiker also. Insofern sind die Kritikpunkte, dass Vista Chino ein Billig-Abklatsch von Kyuss sei, irgendwo nicht gerechtfertigt. Selbstredend: Mit John Garcia, Brant Bjork und zeitweise Nick Oliveri am Bass sind schließlich Dreiviertel von Kyuss am Songwriting beteiligt gewesen. Einen völlig anderen Sound erwartete wohl niemand.
 
 
Und doch: Mit Bruno Fevery und seiner Spielart an der Gitarre – vor allem in den Lead-Parts – haben Vista Chino ihre eigene Linie gefunden. Bjork über den neuen Sound von Vista Chino: "Well, it's the sound of us with a new guitar player which is Bruno Fevery and it's his guitar sound and obviously his guitar playing and his writing. I think it's a more mature, more musical approach and it clearly represents who we are today and where we're at.“ Mit einem der herausragendsten Songs der Platte, "Planets 1 & 2", kommen Vista Chino am Nächsten an das heran, was eine direkte Referenz zu Kyuss darstellen könnte. Der zentrale Riff des Songs klingt ein wenig wie "Green Machine" aus der Kyuss-Platte "Blues For The Red Sun". Aber selbst hier findet die Band ihre eigene Persönlichkeit und Identität durch Brant Bjork, der hier den Background-Gesang übernimmt (!). Das hätte er vorher bei Kyuss niemals gewagt. In ähnlicher Weise zeigen Songs wie "As You Wish" oder "Barcelonian", mit dem etwas gefälligeren Riff, dass Vista Chino auch gelassener an das Songwriting herantreten können. Früher wären diese Lieder in der Art nie unter dem Namen Kyuss veröffentlicht worden.
 
Vista Chino fügen sich perfekt in die Retro Rock-Bewegung ein
 
Vista Chino können nicht wie damals den Desert Rock neu erfinden. Das haben sie hinter sich. Aber im Zuge der grassierenden Retro-/Psychedelic-/Stoner-Rock-Welle, die vor Allem in Europa für Verzückung sorgt (man denke an die großen Erfolge von Graveyard, Witchcraft und an deutsche Bands wie Kadavar, Rotor, etc.), fügen sich Vista Chino mit ihrem Sound in diesen Trend ein. Und dabei können Vista Chino mit ihrer Erfahrung obendrein punkten und daraus schöpfen. Wo wir wieder beim Anfangsthema sind: Der Erfahrung und der Geschichte der Bandmitglieder. Dies kann man nicht ignorieren. Hier werden sich auch die Geister scheiden. Aber warum? Einer Band vorzuwerfen, sie imitiere ihren eigens erfundenen Sound, sie würden nichts Neues machen oder sich gar einem Trend fügen? - das alles sind Totschlagargumente, die so großartigen Musikern wie Vista Chino nicht gerecht werden.
 
Das komplette Audiomaterial des Interviews könnt Ihr hier nachhören.
 
 
Peace von Vista Chino erschien am 30. August 2013 bei Napalm Records
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