Musikalische Mimikry: Matt Berry - Witchazel [Acid Jazz Records]
Platte des Monats Dezember 2011
"Take My Hand", die erste Single des Albums "Witchazel": Wer aber nimmt auf dem Album wessen Hand?! Das musikalisches Chamäleon weist den Weg durch die musikalische Landschaft der 60er und 70er - oder tut zumindest so als ob.
"Leider existiert in diesem Land [United Kingdom Anm. d. Red.] die Vorstellung, dass es einem nicht wirklich erlaubt sei, mehr als eine Sache zu machen. Ich bin mir überaus bewusst, dass die Leute mich nicht für ganz voll nehmen."
Matt Berry, wenn er über seine Tätigkeiten als Comedian, Moderator und Musiker spricht. Allerdings lässt sich dieses Zitat ebenso gut auf seine Musik beziehen. Denn Berry streift auf seinem Album "Witchazel" durch die musikalische Landschaft der 60 und 70er. Mit kindlicher Neugier entdeckt er den musikalischen Spielplatz, den ihm diese Dekaden bereitet haben, ohne an einem musikalischen Spielgerät zu verweilen oder eines auszulassen.
Eine skizzenhafte Beschreibung des musikalischen Spielplatzes könnte in etwa so aussehen:
Der Eingang führt für Berry über ein klassisch, fein gewundenes Pink-Floyd-Tor, erst dann erschließt sich ihm der Blick über den gesamten Spielgarten. In der Mitte des Gartens, schnell erreichbar, liegt die psychedelische Space-Rutsche, die Berry nach fast jedem Spielgerät wieder ansteuert, um einmal zu rutschen und weiter auf Entdeckungsreise zu gehen. Die Rutsche scheint für Berry das zentrale Element des Gartens zu sein. Sein Verbindungsstück. Allerdings auch zur Realität, die durch mythische, unheimliche Klänge immer mal wieder in die "Alles ist Unmöglich"-keit des Albums eingreift. Und in einer Wiese neben der Rutsche liegt die Panflöte und die klassisch klingende Gitarre. Beide mit einem leichten Nebelschleier überzogen.
Wobei der Berry'sche Spielplatz hiermit noch nicht mal annähernd beschrieben ist.
Aber schließlich wartet am Ausgang der Vater - Paul McCartney (zu hören auf "The Badger's Wade") und macht wieder darauf aufmerksam, dass man sich nur einer Kopie hingegeben hat. Eine Kopie, die allerdings nie den Anspruch stellt, das Original zu sein. Denn Berry lädt sein Album so stark mit musikalischen Referenzen (und somit notwendigerweise auch) mit musikalischen Klischees auf, dass es fast droht überzulaufen. Zum einen wird es gerade dadurch fast unmöglich, Berry musikalisch exakt zu verorten. Er bietet dem Hörer zwar Eckpfeiler zur Orientierung an, die dazwischen entstehenden Leerstellen sollen aber - laut Berry - individuell erschlossen werden.
Andererseits gebärt er selbst durch die Verwendung musikalischer Klischees und Referenzen (wie es eine Soundkollage in "From The Manger To The Mortuary" andeutet) etwas Neues. Wobei dieses "Neue" für Berry auf dieser Ebene noch nicht abgeschlossen ist, denn er führt das musikalisch Neugeschaffene textlich ad absurdum. Dies zeigt sich in Textzeilen wie "if I could fly, yes, i would be king of the sky" oder in Songtiteln, wie "So Low" (einer souligen Uptempo- Nummer) oder "Woman" (was auch sonst als eine Ballade), bei denen die Titel stereotypisch für die auf ihnen produzierte Musik stehen.
Jetzt könnte man Matt Berry natürlich vorwerfen er widerspräche sich selbst, wenn er behauptet, er meine es ernst mit seiner Musik und zugleich zieht er die selbst produzierte Musik textlich ins Absurde. Betrachtet man jedoch den Entstehungskontext von "Witchazel", erscheint auch dies schlüssig. Denn laut Berry war das Album zu keinem Zeitpunkt der Entstehung zur Veröffentlichung gedacht. Berry hat einfach zu Hause, ohne zu reflektieren, seine Lieblingsmusik nach- und eingespielt. Wodurch logischerweise klischee- und referenzüberladene Musik entstanden ist, die aber gerade deshalb nie den Anspruch erhebt, das Original sein zu wollen. Stattdessen ist Matt Berry mit "Witchazel" ein Album gelungen, das vor kindlicher Bewunderung für die Originale und vor Neugier nur so sprüht.
Matt Berry, wenn er über seine Tätigkeiten als Comedian, Moderator und Musiker spricht. Allerdings lässt sich dieses Zitat ebenso gut auf seine Musik beziehen. Denn Berry streift auf seinem Album "Witchazel" durch die musikalische Landschaft der 60 und 70er. Mit kindlicher Neugier entdeckt er den musikalischen Spielplatz, den ihm diese Dekaden bereitet haben, ohne an einem musikalischen Spielgerät zu verweilen oder eines auszulassen.
Eine skizzenhafte Beschreibung des musikalischen Spielplatzes könnte in etwa so aussehen:
Der Eingang führt für Berry über ein klassisch, fein gewundenes Pink-Floyd-Tor, erst dann erschließt sich ihm der Blick über den gesamten Spielgarten. In der Mitte des Gartens, schnell erreichbar, liegt die psychedelische Space-Rutsche, die Berry nach fast jedem Spielgerät wieder ansteuert, um einmal zu rutschen und weiter auf Entdeckungsreise zu gehen. Die Rutsche scheint für Berry das zentrale Element des Gartens zu sein. Sein Verbindungsstück. Allerdings auch zur Realität, die durch mythische, unheimliche Klänge immer mal wieder in die "Alles ist Unmöglich"-keit des Albums eingreift. Und in einer Wiese neben der Rutsche liegt die Panflöte und die klassisch klingende Gitarre. Beide mit einem leichten Nebelschleier überzogen.
Wobei der Berry'sche Spielplatz hiermit noch nicht mal annähernd beschrieben ist.
Aber schließlich wartet am Ausgang der Vater - Paul McCartney (zu hören auf "The Badger's Wade") und macht wieder darauf aufmerksam, dass man sich nur einer Kopie hingegeben hat. Eine Kopie, die allerdings nie den Anspruch stellt, das Original zu sein. Denn Berry lädt sein Album so stark mit musikalischen Referenzen (und somit notwendigerweise auch) mit musikalischen Klischees auf, dass es fast droht überzulaufen. Zum einen wird es gerade dadurch fast unmöglich, Berry musikalisch exakt zu verorten. Er bietet dem Hörer zwar Eckpfeiler zur Orientierung an, die dazwischen entstehenden Leerstellen sollen aber - laut Berry - individuell erschlossen werden.
Andererseits gebärt er selbst durch die Verwendung musikalischer Klischees und Referenzen (wie es eine Soundkollage in "From The Manger To The Mortuary" andeutet) etwas Neues. Wobei dieses "Neue" für Berry auf dieser Ebene noch nicht abgeschlossen ist, denn er führt das musikalisch Neugeschaffene textlich ad absurdum. Dies zeigt sich in Textzeilen wie "if I could fly, yes, i would be king of the sky" oder in Songtiteln, wie "So Low" (einer souligen Uptempo- Nummer) oder "Woman" (was auch sonst als eine Ballade), bei denen die Titel stereotypisch für die auf ihnen produzierte Musik stehen.
Jetzt könnte man Matt Berry natürlich vorwerfen er widerspräche sich selbst, wenn er behauptet, er meine es ernst mit seiner Musik und zugleich zieht er die selbst produzierte Musik textlich ins Absurde. Betrachtet man jedoch den Entstehungskontext von "Witchazel", erscheint auch dies schlüssig. Denn laut Berry war das Album zu keinem Zeitpunkt der Entstehung zur Veröffentlichung gedacht. Berry hat einfach zu Hause, ohne zu reflektieren, seine Lieblingsmusik nach- und eingespielt. Wodurch logischerweise klischee- und referenzüberladene Musik entstanden ist, die aber gerade deshalb nie den Anspruch erhebt, das Original sein zu wollen. Stattdessen ist Matt Berry mit "Witchazel" ein Album gelungen, das vor kindlicher Bewunderung für die Originale und vor Neugier nur so sprüht.