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Ólafur Arnalds - For Now I Am Winter [Mercury Classics/Universal]

Platte des Monats April 2013

Einen besseren Soundtrack zu diesem Frühling kann es nicht geben: For Now I Am Winter von Ólafur Arnalds. Die Platte vereint kunstvoll klassische Kompositionen mit Beat-Frickeleien und unkonventionellen Gesangsparts.

Einen besseren Soundtrack zu einem so kalten Frühling kann es nicht geben: For Now I Am Winter von Neoklassik-Produzent Ólafur Arnalds. Die Platte vereint kunstvolle klassische Kompositionen mit elektronischen Frickeleien und überrascht mit unkonventionellen Gesangsparts.

In Zeiten, in denen Musiker wie Lindsey Stirling ihre Geigen-Kunst mit poppigem Dubstep schmücken und damit die Charts stürmen, ist die so genannte neoklassische Musik schon lange nichts Neues mehr. Doch während Lindsey Stirling mit ihrem Popbastard schon auf Welttournee geht, entsteht in Island abseits vom Mainstream moderne Klassik, die viel mehr ist als eine Solo-Violine, unterlegt mit einem Skrillex-Beat.
Seit 2007 beglückt der 26-jährige Multiinstrumentalist Ólafur Arnalds die Neoklassik-Szene mit seinen Veröffentlichungen. Dabei sticht unter all seinen Werken vor allem ein Album heraus: seine aktuelle Platte „For Now I Am Winter“. Sie ist vor allem experimenteller und elektronischer als das, was man bisher von Ólafur Arnalds gehört hat. Eine logische Folge angesichts seiner Experimentierfreudigkeit und seiner schier unbändigen Schaffenskraft.

Von Metal zu Klassik – (k)ein großer Sprung

Wenn man der anmutigen Musik Ólafur Arnalds so lauscht, überrascht es einen vielleicht wenn man erfährt, dass er ursprünglich als Schlagzeuger in verschiedenen Metal-Bands tätig war. Aber was auf den ersten Blick absurd erscheint, ist bei genauerem Hinsehen gar nicht so abwegig: Es war die deutsche Metalcore-Größe Heaven Shall Burn, die Ólafur Arnalds den Weg in den neoklassischen Bereich ebnete. Nachdem Ólafur Arnalds Klavier- und Streicher-Parts für mehrere Alben von Heaven Shall Burn beigesteuert hatte, begeisterte sich auch das Label Erased Tapes für seine Musik und veröffentlicht seit dem Album Eulogy for Evolution (2007) die Werke von Ólafur Arnalds.

For Now I Am Winter vs. Major-Label

Drei EPs, ein Album und verschiedene Kollaborationen später erscheint jetzt seine dritte Platte For Now I Am Winter. Dass sich hier ein neues Kapitel in Ólafur Arnalds Musikergeschichte auftut, merkt man schon daran, dass dieses Album nicht von Erased Tapes veröffentlicht wird, sondern vom Major Universal. Laut Arnalds eine einmalige Angelegenheit, die ihm allen Klischees zum Trotz mehr Freiheiten zum Experimentieren eröffnete. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Arnalds bleibt bei seinen klassischen Arrangements, die meist von Streichern und Klavier dominiert werden und schmückt diese bei Bedarf mit elektronischen Effekten, Apparat'esquen Beats oder treibenden Bassläufen aus. Es entstehen dichte Klangteppiche, die eine mal warme, mal aufgeregte und mal ungeheuer spannungsreiche Atmosphäre schaffen.


Der Hörer kann sich an abwechslungsreichen und modernen Klassik-Meisterwerken erfreuen, die noch mehr Durchschlagskraft haben als Arnalds bisherige Werke. Aber die auffälligste Neuerung bei For Now I Am Winter sind die Gesangsparts bei einigen Tracks, für die sich Arnalds den Sänger Arnór Dan Arnarson mit ins Boot holt. Diese ungewohnten Vocals sind so etwas wie die Sahne auf dem Kuchen: Sie verleihen den Tracks einen süßen Beigeschmack, der zu einem einmaligen Genuss werden kann oder auf den manche vielleicht lieber verzichtet hätten, um die Musik pur zu genießen – Geschmackssache eben.

Spannung durch Abwechslung

Der Track Reclaim steht exemplarisch für das ganze Album. Ólafur Arnalds verwandelt ein hitziges Streicher-Arrangement mit seinen Frickeleien zu einem musikalischen Meisterwerk. Zusammen mit Arnór Dans facettenreicher Stimme, die trotz ihre Sanftmut und Zerbrechlichkeit eine innere Kraft und Stärke ausstrahlt, wird Reclaim zum Highlight des Albums. Aber es gibt auch Tracks, die ganz ohne Gesang auskommen: This Place Was A Shelter oder Brim entführen uns in einer Traumreise in ferne Klangwelten dank ihrer fein arrangierten Streicher- und Klavierelemente und clever eingesetzen Effekten, die sich hier und da zu einem minimalistischen Beat entwickeln. Und dann gibt es Stücke wie Words Of Amber. Diese stillen Tracks, die das ganze Album abrunden. Ein reines Klavier-Stück, in dem das Piano immerzu Arpeggien spielt, die gelegentlich mit leisen Effekten angereichert werden. Stücke wie Words Of Amber bieten einen Gegensatz zu den dichten Klangteppichen der anderen Tracks und gestalten das Album abwechslungsreich und spannend.


For Now I Am Winter von Ólafur Arnalds erscheint am 22.03.2013 auf Mercury Classics (Universal).

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