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Die Rapper Young Fathers aus Edinburgh betiteln ihr Debutalbum schlicht „Dead“. Für das Rap-Trio ist es aber gleichzeitig eine Reinkarnation.

Platte des Monats Februar 2014

Autor(en): Jonas Kiß am Montag, 3. Februar 2014
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Quelle: © Caitlyn Ridenour(Caitlyn Ridenour)

Young Fathers Live

Die Rapper Young Fathers aus Edinburgh betiteln ihr Debutalbum schlicht „Dead“. Für das Rap-Trio ist es aber gleichzeitig eine Reinkarnation.

2014 scheint auf der britischen Insel eine gewisse Endzeitstimmung zu herrschen. Actress, der Beatbastler, schreibt zu seinem neuen Album „R.I.P Music 2014“. Und die Rapper Young Fathers aus Edinburgh betiteln ihr Debutalbum schlicht „Dead“. Die M94.5 Platte des Monats Februar 2014.

 

Von den Young Fathers gibt es bereits zwei Mixtapes, einige Musikvideos und eine große Fangemeinde. Bei Twitter haben die Young Fathers 3500 Follower, sie selbst folgen aber 0 Personen. Sie scheinen unabhängig zu sein, wollen niemandem folgen, aber gehört werden. Und sie benutzen ihr neues Album durchaus als Sprachrohr. Denn die Texte sind größtenteils sozialkritisch: Concious-Rap. Wobei Rap vielleicht das falsche Wort ist. Eigentlich ist es Anti-Rap. Eher Spoken Word, verkopfte Reime. Aber keine Punchlines. Dafür sind die rauhen Wörter in harmonischen, mehrstimmigen Gesang eingebettet. Diese Chöre klingen hoffnungsvoll und stehen im Kontrast zu den aggressiven Raps. Musikalisch wird das Ganze von leicht verstimmten Synthesizern begleitet. Die Beats decken das Spektrum des UK-Hip Hop ab: Grime, Two Step, Drum ´n Bass.

 

Eine Mischung aus mythischen Elementen und roughness. Die Young Fathers vermischen so einige musikalische Einflüsse. Wer genauer hinhört, hört neben den eben genannten Hip-Hop-Referenzen genauso afrikanische Percussions und sogar No Wave, dem avantgardistischen Post-Punk bzw. Art-Rock Ende der 70er Jahre. Deshalb wird die Band von so manchen Pop-Puristen als Hipster-Konglomerat belächelt. Doch die Young Fathers schaffen es Lücken zu schließen. Zwischen den Death Grips und De La Soul. Zwischen schönem R&B und schmutzigem Grime. Zwischen Pop und Politik.

 

Pop und Poltik - Funktioniert das?

 

Politisch motivierte Musik ist schon oft gescheitert. Die Young Fathers sind aber nicht einfach nur Weltverbesserer. Die Texte handeln zwar von Krieg und Gewalt, werden aber nicht mit erhobenem Zeigefinger vorgetragen. Stattdessen wird die Absurdität des Krieges betont. Wenn sie etwa mit zuckersüßen Stimmen im Song "No Way" singen:

 

AK-47 take my Breadren straight to Heaven

 

 

Dies klingt aber nicht zynisch, sondern nach reflektiertem Umgang der sogenannten ersten mit der dritten Welt. Und auch diese Lücke scheinen die Young Fathers zu schließen. Immerhin kommen zwei der drei Mitglieder aus Afrika. Alloysious Massaquoi kommt aus Liberien und Kayus Bankoles stammt aus einer Einwanderfamilie.

 

Die Songs sind in ihrem Verlauf zutiefst wechselhaft und zerrissen. Der Hörer meint zuerst in einen tiefen Synthesizer-Sog gezogen werden, doch dann schlägt die Stimmung um, immer wieder kommen die hallige Chöre. Sie klingen als kämen sie von sehr weit her. Plötzlich ist wieder Hoffnung da. Dieses Auf und Ab wird bei den Songs auf verträgliche drei Minuten komprimiert. Massentauglicher Avantgarde also? Nein, die Young Fathers haben so lange an ihrer musikalischen Reifung gearbeitet, dass die Fangemeinde zwar größer wird, aber keineswegs unreflektierter als die Band.

 

Dead von Young Fathers erschien am 31. Januar 2014 bei Big Dada.

Am 23.2. spielen die Young Fathers im Feierwerk in München.

Platte des Monats

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