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The Acid - Liminal [PIAS/Infectious]

Platte des Monats Juli 2014

Quelle: Infectious Records

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Geheimniskrämerei, Mülltüten und einmaliger Sound: die Genre brechenden The Acid stellen mit ihrem Debüt-Album Liminal die M94.5 Platte des Monats Juli.

Die Genre brechenden The Acid stellen mit ihrem Debüt-Album Liminal die M94.5 Platte des Monats Juli.



Nichts macht einen neugieriger als ein Geheimnis. Je mysteriöser etwas anmutet, desto interessanter wird es. Und das scheinen auch Musiker zu wissen, vor allem natürlich diejenigen, die ein Geheimnis um ihre Identität machen. Man denke nur an Rapper wie Sido oder Cro, aber auch an coole Rapper wie MF Doom, die ihre Gesichter sorgfältig unter mehr oder weniger geschmackvollen Masken verstecken. Oder an den Neo-Soul-Künstler The Child Of Lov, der damals nicht nur sein Gesicht, sondern seine ganze Person versteckt und damit sämtliche Blogs in Aufruhr versetzt hat. Und der Trick mit der Anonymität ist immer noch nicht alt geworden. Auch aktuell gibt es noch viele Künstler, die sich daran bedienen. So zum Beispiel die Londoner Band Jungle, bei denen man anfangs auch nicht so genau wusste, wo ihr cooler Sound überhaupt herkommt. Und genau so war es auch bei The Acid.

Geheimniskrämerei, Mülltüten und einmaliger Sound

Die Identität der Musiker war lange ein großes Geheimnis. Das erste Lebenszeichen der Band war der Release der selbstbetitelten vier-Track-EP The Acid. Keiner wusste jedoch genau, wer hinter dieser Musik steckte, von der man nicht genug bekommen konnte. Schließlich haben sich The Acid mit langsamen Schritten in Richtung Öffentlichkeit bewegt. Die nächsten Einsichten, die man über die Band gewinnen konnte, waren allerdings immer noch nicht besonders ergiebig: Es erschien zwar ein Musikvideo zum Song Animal (dem Opener der EP), in dem war aber nicht viel mehr zu sehen als komische schwarz-weiße Schlieren; und ein erstes Pressefoto, das ähnlich mysteriös war: Es zeigt drei Gestalten, die sich lustige „Hüte“ aus Mülltüten gebastelt hatten, um sich damit die Köpfe einzuhüllen – naja, wenigstens wusste man seitdem, dass es sich um ein Trio handeln musste.
 

Klar, diese ganze Geheimnistuerei macht natürlich neugierig und ist sicher auch eine Masche der Künstler, die sich mit dem Versteckspiel paradoxerweise erst recht ins Rampenlicht befördern. Da ist aber noch etwas anderes, ein angenehmer Nebeneffekt: Man wird nicht abgelenkt. Keine inszenierten Bilder, keine überflüssigen Geschichten über die Personen. Es bleibt nur die Musik. Und die von The Acid ist ziemlich großartig.

Künstler aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt

Aber wer so großartige Musik macht, kommt über kurz oder lang nicht drumherum, seine Identität doch zu enthüllen. Und so weiß man mittlerweile auch, wer hinter The Acid steckt. Alle drei sind erfahrene Musiker und kommen aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt: der Amerikaner Steve Nalepa, der Engländer Adam Freeland und der Australier Ry X. Wer Ry X kennt, fühlt sich bei der Musik von The Acid vielleicht an ihn erinnert. Vor allem sein Projekt Howling, das er zusammen mit Frank Wiedemann (Âme) gestartet hat, ähnelt dem Sound von The Acid.

Mehr als James Blake, SOHN oder Bon Iver

Kritiker vergleichen den Sound von The Acid mit James Blake, SOHN oder Bon Iver. Aber mal ehrlich: Was soll man mit solchen Vergleichen anfangen? Sicher, The Acid klingen minimalistisch, James Blake auch; sie klingen wohl auch etwas verschroben, wie SOHN teilweise auch; und Rys Stimme ist ähnlich zerbrechlich wie die von Justin Vernon (Bon Iver). Aber The Acid bieten mehr als minimalistische, atmosphärische Klänge, die man alle irgendwo schon mal gehört hat. Sie bieten neuartigen Sound, der sich vor allem durch die gewaltige Dynamik der Songs auszeichnet. Diese Dynamik war schon auf der EP zu hören. Und die Debüt-Platte mit dem Namen Liminal erfüllt jede Erwartung, die die EP geweckt hat.

Unaufgeregt und trotzdem spannend

Charakteristisch an der Platte sind die langen Songs und deren eben angesprochene Dynamik. Das äußert sich mal in ruhigen Songs, die sich langsam aufbauen und sehr spät ausbrechen. Das ist beispielsweise bei den Tracks Veda oder auch Clean der Fall, der erst im letzten Drittel so wirklich in Fahrt kommt. Und dann gibt es Songs wie Fame oder Ghost, die bereits mit etwas mehr Power und einem zügigeren Tempo einsteigen, dabei aber immer unaufgeregt bleiben, um die atmosphärische Stimmung nicht zu zerstören.

Bereits der Opener Animal zieht den Hörer in seinen Bann, fesselt ihn mit Rys zerbrechlichem, gefühlvollem Gesang und mit Schlagzeug Breaks, die ins Nichts führen. Dabei entsteht ein entspanntes und beruhigendes Grundgefühl, das sich durch die ganze Platte zieht. Eine Ausnahme bildet der Song Creeper, der mit seinem wummernden Bass und dem düsteren und unheimlichen Gesang die ruhige Atmosphäre durchbricht. Creeper gehört zu den Höhepunkten des Albums, wie auch Basic Instinct, der gefälligste und eingängigste Track auf Liminal. Übrigens tauchen in Basic Instinct wieder die gleichen bizarren Schlagzeug Breaks auf, die man auch in Animal hört.

Zu den Höhepunkten zählt aber auch der Song Tumbling Lights mit seinem zweiminütigen Intro, das mit harmlosen Glockenspiel beginnt und in einem zerstörerischen Laut gipfelt, bis sich die Spannung schließlich in sanfte Harmonie auflöst.



Dem Hype gerecht

Liminal ist das perfekte Debüt. Es erfüllt alle Erwartungen, die bereits lange vor dem Release durch den ganzen Hype um The Acid an das Album gestellt wurden. Es klingt unaufgeregt und sanft, ist gleichzeitig aber auch unermüdlich und packend. The Acid liefern anspruchsvolle Musik, auf die man sich einlassen muss. Und wenn man das tut, fällt es immer schwerer, die Stop-Taste zu drücken.
 

Liminal von The Acid erscheint am 04. Juli 2014 auf PIAS/Infectious.

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