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Tame Impala - Innerspeaker [Modular]

Platte des Monats November 2010

Autor(en): Thomas Mehringer am Sonntag, 31. Oktober 2010
Quelle: Tame Impala / Modular

Tame Impala

Es gibt Platten, die wirken wie Selbsthypnose. Jeder Song darauf zieht einen weiter ins eigene Nichts. Die australischen Groove-Psychedelic-Rocker Tame Impala haben mit ihrem Debüt "Innerspeaker" so eine Platte aufgenommen. Auch begünstigt durch mutige Männer an den Aufnahmereglern. Welche(r) Männer bzw. Mann das ist, der unsere Platte des Monats November 2010 veredelt hat, das sagt euch Thomas Mehringer

3, 2, 1 – Erwache! Man ist allein, nicht mit, sondern in sich. Der Kosmos ist die eigene Seele. Durch die transzendentale Reise ins Innere führt eine schwache, hypnotische Stimme. Sie gehört Kevin Parker. Der einzige Weg aus der Trance ist, an der Stimme festzuhalten, ihr zu folgen. Auf dem Weg erklingen kosmisch-verzerrte Riffs und ekstatische Harmonien. Sie werden lauter. 3, 2, 1 - Wir sind an der schwülen, australischen Westküste, genauer gesagt in Perth. Der Heimat von Tame Impala.

Kevin Parker gründete die „zahme Antilope“ („Impala“ = Antilopenart) im Jahr 2005, vor drei Jahren brachte das Quartett seine erste, gleichnamige EP raus. Zuerst noch in der Tradition von erfolgreichen, australischen Retro-Bands wie Wolfmother oder Jet verortet, legen Tame Impala mit „Innerspeaker“ ein Debütalbum vor, dass seinen Blick vom heißen australischen Westküstensand hebt, in den weiten Himmel der Produktionsmöglichkeiten der Post-Moderne.

Apropos: Himmel gleich „Space“. Modern gleich „Modern“. Wer könnte da „Innerspeaker“ den letzten Schliff geben? Natürlich, kein anderer als Dave Fridmann, welcher zuletzt schon das MGMT-Debüt "Oracular Spectacular" in ungeahnte – auch kommerzielle – Höhen mixte. Dies bleibt aber nicht die einzige Parallele zu den Pionieren des kosmopolitischen Konsens-Pop, Songs wie Desire Be Desire Go hätten auch auf dem zweiten, verkopften MGMT-Album „Congratulations“ ihren Platz gefunden. Es scheint, als fingen Tame Impala da an, wo MGMT zuletzt aufhörten. Begünstigt davon, dass die Aussies auf (noch) mehr musikalische Referenzen zurückgreifen, als MGMT es zu Beginn taten.

Auf „Innerspeaker“ hört man Arthur-Lee-Harmonien (Lucidity), Kyuss-Gitarren (Bold Arrow Of Time), Cream-Bässe (Expectations) und auch psychedelische, Hendrix-artige Jams (Runway, City, Houses, Clouds), dazu kommt die beatleske Stimme von Mastermind und Sänger Kevin Parker. Seine Texte saugen einen in die hypnotischen Tiefen des Pop-Ichs, in Alter Ego heißt es: “Get them to love you / While they may depending on your words and wealth, the only one who’s really judging you is yourself / Nobody else / If I could part, it wouldn’t be so hard.” Hoffnung und Verzweiflung übertönen sich im müden Korpus und münden in Resignation, so wiederholt Parker in der Single Solitude Is Bliss immer wieder: „You will never come close to how I feel, you will never come close to how I feel.“ Letztendlich fließt doch alles in die nie endende Spirale der Zeit.

Aber “Innerspeaker” wird bleiben, weil es dort ansetzt, wo Bands wie Yeasayer oder MGMT und Produzenten wie Dave Fridmann einen Korridor im Pop freigesprengt haben, den Tame Impala mit ihrem individuellen, epischen Psychedelia-Background beschreiten können. Vielleicht wird man auch nur bald aus der Trance aufwachen und feststellen: So klingt die Zukunft des Indie-Rock. 3, 2, 1 – Platte des Monats November.

 

Platte des Monats

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