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Høgni Reistrup - Ádrenn Vit Hvörva [Cargo Records]

Platte des Monats November 2014

Autor(en): Laura Fiegenschuh am Dienstag, 11. November 2014
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Quelle: Cargo Records

Högni Reistrup

 

Die Färöer Inseln haben wenige Einwohner, dafür aber viele großartige Musiker - Høgni Reistrup liefert mit  Ádrenn vit hvörva unsere Platte des Monats.

Unsere Platte des Monats November ist diesmal voller Elektro-Pop aus skandinavischen Gefilden. Høgni Reistrup aus Tórshavn, der angeblich kleinsten Hauptstadt der Welt, verzaubert mit Gesang auf färöisch. Aber sein Album Ádrenn vit hvörva überzeugt auch, wenn man die Texte nicht versteht.

Bereits im Dezember letzten Jahres wurde das Album auf den Färöer Inseln veröffentlicht, am 7. November erscheint es auch hier. Aufgenommen wurde die Platte größtenteils in einem Berliner Hinterhofstudio. Reistrup verließ seine Heimat um neue Inspirationen zu sammeln und so verschlug es ihn in unsere Hauptstadt. Fertiggestellt wurde Ádrenn vit hvörva zusammen mit dem Produzenten Janus Rasmussen in Reykjavík, Island. Entstanden ist ein Album voller melodischer Songs, die perfekt in den dunklen November passen.

Sprachbarriere? Keineswegs!

Nicht nur Reistrups Gesang ist es, der die Platte so unverkennbar macht, sondern auch die Mischung aus elektronischen Klängen und sanftem Gitarrenspiel. Songs wie Ljós Og Myrkur kommen mit einem eingängigen Rhythmus daher, sodass man sich noch Stunden später dabei erwischt, wie man diesen auf der Tischplatte nachtrommelt. Der Rhythmus und die Melodie machen den Text beinahe unwichtig (sofern man kein Kenner der färöischen Sprache ist). Im Interview mit M94.5 sagt auch Reistrup selbst, dass er in der Sprachbarriere kein Problem sieht:

I think singing in faroese language fits to the music. I tell stories in faroese and of course the people here understand it. But I think people from abroad who doesn't understand faroese can still, somehow feel a conection just by listening to the music.“

Die Platte schafft es durch die Mischung aus verschiedenen Klängen und der sanften Stimme Reistrups innerhalb kürzester Zeit, den Hörer komplett in ihren Bann zu ziehen und ihn in eine andere Welt zu entführen. Bemerkenswert ist auch das Arrangement der einzelnen Songs. „Heim“ beispielsweise vermittelt, mit dem direkten Einsatz von Reistrups Stimme, zunächst eine eher besinnliche Stimmung. Unterstrichen wird diese durch das zarte Gitarrenspiel. Im Verlauf gewinnt der Song dann an Fahrt, sowohl durch schneller werdende Gitarren-Melodien, als auch durch die ab der Mitte einsetzenden elektronischen Sounds.

Inspiriert von Depeche Mode und Beach House

Die Mischung aus Reistrups klangvoller, weicher Stimme und unterschiedlicher instrumentalischer Untermalung, mal baladisch, mal etwas rhythmischer, zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album. Das macht die Platte aber keineswegs eintönig. Ganz im Gegenteil, man wird teilweise vom Aufbau der Lieder überrascht, sei es durch den plötzlichen Einsatz des Synthesizers oder durch rhythmisch werdendere Kompositionen. Man langweilt sich also nicht, selbst wenn man Ádrenn vit hvörva schon mehrfach gehört hat. Inspiration für die unterschiedlichen Einflüsse im Album holte sich Reistrup unter anderem bei Depeche Mode.

I've been listening to Depeche Mode a lot. I like their musical universe. I think they're good in touching something inside of people. Same with newer bands like Beach House. I really like their music, their simplicity. So I would say Depeche Mode and Beach House are two bands I'm inspired by.“

Auch inhaltlich sind die Songs abwechslungsreich

Ins Deutsche übersetzt bedeutet der Titel des Albums „Bevor wir uns auflösen“ und spielt damit auch auf den Rückgang der Bevölkerungszahlen auf den Färöer Inseln an. Diese Thematik liegt dem Musiker sehr am Herzen. Er hat sogar ein Buch über diese Problematik veröffentlicht.

Inhaltlich decken die Songs aber ein großes Spektrum ab. So geht es auch um den Kontrast des Lebens auf den idyllischen Färöer Inseln mit dem in der Stadt. Aber auch ganz alltägliche Themen werden angesprochen, wie die Gegensätze Freude und Trauer oder Freiheit und Verpflichtung. Reistrup verarbeitet eigene Erfahrungen in den Liedern, was die melancholische Art, wie er singt, sehr glaubhaft macht.

I think it's a huge influence becoming mature. You know you don't always win, sometimes you lose. Why not write about that as well? I think this is reflected in the music. It has become more melancholic and more thoughtfull. I really felt that I needed to put my feelings in the Songs.“

Reistrup brachte übrigens aus Berlin nicht nur ein fast fertiges Album mit in sein Heimatland, sondern auch das Hipster-Getränk Club Mate. Die gehypte Brause überzeugte ihn bei seinem Aufenthalt so sehr, dass er als einziger und exklusiver Mate-Exporteur der Färöer Inseln gilt. Ein zweites Standbein braucht er sich aber mit dem Getränkehandel nicht aufzubauen. Ádrenn vit hvörva ist nämlich bereits das vierte Album des Färöers, sodass er nicht erst seitdem zu den Lieblingskünstlern der Färinger gehört. Aber auch in Deutschland wäre dieses Album der perfekte Start für seinen Durchbruch.

Platte des Monats

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