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Nick Cave & Warren Ellis – Lawless [Sony]

Platte des Monats Oktober 2012

Autor(en): Fiona Fissel am Samstag, 6. Oktober 2012
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Eine ganz eigene Vorstellung des American Dreams haben die Bondurant Brothers in 'Lawless', dem neuen Film von John Hillcoat. Drehbuch und Soundtrack stammen aus der Feder von Nick Cave.

Eine ganz eigene Vorstellung des American Dreams haben die Bondurant Brothers in 'Lawless', dem neuen Film von John Hillcoat. Das Drehbuch zum Film stammt aus der Feder von Nick Cave, mit Hilfe von Warren Ellis und illusteren Gastmusikern liefert dieser auch noch den Soundtrack zum Film. Unsere Platte des Monats Oktober.

Cave und Ellis, eine Kombination, die mittlerweile schon fast prädestiniert für Film- und Theatermusik erscheint. In den letzten Jahren treffen die beiden immer wieder aufeinander, z.B. bei Soundtracks zu 'The Road', 'The Proposition' oder 'Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford'. Um zu verstehen, wie perfekt es die beiden mittlerweile zu Stande bringen den unterschiedlichsten Szenen im Film durch ihre Musik die passende Untermalung zu liefern, muss man 'Lawless' gesehen haben. Dies soll allerdings nicht zu einem Trugschluss führen – das Album funktioniert auch ohne bewegte Bilder, die Lieder können alle für sich selbst stehen. Eine Aussage, die man nicht über jeden Soundtrack treffen kann.


Unzählige Musiker und doch eine Platte wie aus einem Guss

Neun der 14 Songs auf 'Lawless' sind von 'The Bootleggers', der Band, die Nick Cave und Warren Ellis für das Album akquiriert haben: Martyn P. Casey, Bassist der Bad Seeds, der  Komponist David Sardy und George Vjestica von Groove Armada. Wenngleich diese Namen schon für sich sprechen, sind es vor allem die Gastrollen, die das Album so unvergleichlich machen:  Emmylou Harris, Mark Lanegan oder Ralph Stanley sind nur einige der Namen, die auf der Platte vertreten sind. 

Coverversionen von Captain Beefheart, Velvet Underground oder Grandaddy auf einer Platte mit Eigenkompositionen zu vermischen, bei einer stets wechselnden Besetzung an Musikern, klingt nun nicht gerade nach dem leichtesten Unterfangen. Umso erstaunlicher ist es, dass die Platte nicht klingt wie ein Patchwork-Projekt, sondern wie eine gefestigte Einheit.

Wenngleich beispielsweise 'Sure 'Nuff 'N Yes I Do' von Captain Beefheart zweimal auf dem Album auftaucht liegt das nicht an einem Mangel an Ideen für unterschiedliche Songs, sondern lediglich an der Variation, die aus an einem einzigen Stück exemplarisch dargestellt wird: Eine Version von Ralph Stanley allein, die durch ihren Minimalismus besticht, eine zweite Version von 'The Bootleggers' mit Mark Lanegan als Sänger, die exemplarisch für das Vordringen in neue Welten im Film steht.


I had a dream last night,
while I was layin' in my bed,
and the whole world was standing still,
and the moon was tunring red

Wenn Mark Lanegan, früherer Frontmann der Grunge-Band 'Screaming Trees', diese Zeilen gleich zu Beginn des Albums leidenschaftlich ins Mikrofon schmettert, flammen beim Hörer instinktiv Bilder aus einem Western vor dem geistigen Auge auf.

Stanley steuert zudem noch eine alternative Version zu 'Fire And Brimstone' bei und gibt dem Cover so einen völlig anderen Touch; weitaus weniger schwungvoll, jedoch mit noch mehr Emotionen bringt der 85-jährge den Text zum Ausdruck.

Das Velvet Underground Cover 'White Light, White Heat' klingt in der Interpretation von 'The Bootleggers' wie ein Country-Traditional und hat mit dem Original bis auf den Text nur noch wenig gemein.


Kein reines Coverprojekt

Doch nicht nur die Coverversionen bestechen durch ihre Originalität, auch die von Cave und Ellis für den Film geschriebenen Songs reihen sich nahtlos in das Gesamtwerk ein. Emmylou Harris liefert die Stimme für die herzzereissende Lyrik. Den vermeintlichen Höhepunkt stellt 'Cosmonaut' dar, der süßliche Schmerz des lyrischen Ichs wird selten deutlicher präsentiert als in diesem Lied.

Im vorletzten Lied der Platte 'End Crawl' toben sich Cave und Ellis noch einmal ohne Gastmusiker aus, ein sphärisches Lied ohne Gesang, das so einen würdigen Abschluss für die Platte geliefert hätte. Warum es nicht so gekommen ist hat einen einfachen Grund – ein unveröffentlichter Song von Willie Nelson, dem Countryidol von Nick Cave in dessen Anfangstagen, stellt den Abschluss dar. 

Der Country-eske Song fasst den Grundtenor des Albums noch einmal perfekt zusammen und wird etwas abseits von den anderen Kollaborationen in einem speziellen Licht präsentiert.


'Lawless' von Nick Cave & Warren Ellis ist am 5. Oktober auf Sony Music erschienen.


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