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Abschiebung aufgeschoben

Autor(en): Matthias Middendorf am Mittwoch, 11. Juli 2012
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Der afghanische Musiker Farhad Sidiqi wird vorerst nicht in sein Heimatland abgeschoben. Der Landtag verlängert seinen Aufenthaltsstatus. Der Musiker Farhad Sidiqi wird vorerst nicht in sein Heimatland Afghanistan abgeschoben. Der Petitionsausschuss des Landtags verlängert seinen Aufenthaltsstatus.

Für den afghanischen Popmusiker Farhad Sidiqi nahm die Sitzung des Petitionsausschusses des Bayerischen Landtags ein gutes Ende: Er darf bis Jahresende in Augsburg bleiben und muss nun einen zweiten Asylantrag stellen. Für den 30-Jährigen war dies die letzte Möglichkeit, einer Abschiebung nach Afghanistan zu entgehen.

Flucht vor Morddrohung

Sidiqis Geschichte beginnt Mitte letzten Jahres: Im April 2011 floh er nach Deutschland. Er wurde in Afghanistan mit einer Morddrohung konfrontiert und sah keine Zukunft mehr in diesem von Terroranschlägen, Hunger und Korruption gebeutelten Land. Die Morddrohung hat ein Taliban-General ausgesprochen, weil Sidiqi sich in eine Verwandte des Generals verliebt hatte. Mit seiner Popmusik machte er sich darüber hinaus bei den Taliban zum Feind. Durch seine Popularität in Kabul konnte er sich durch diese beiden Bedrohungen nicht mehr frei bewegen und floh. In Augsburg angekommen landete er in einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. Sein erster Asylantrag wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nicht anerkannt. Er konnte jedoch nicht fristgerecht Widerspruch einlegen, da ihn der Bescheid aufgrund von Zustellproblemen nicht rechtzeitig erreichte.

Welle der Unterstützung

Freunde standen ihm sofort engagiert zur Seite und versuchten die bevorstehende Abschiebung zu verhindern. Sie konnten Anfang Juni einen ersten Teilerfolg erzielen und innerhalb von zwei Wochen über 3.200 Unterschriften für eine Petition sammeln. Neben dem Abschiebestopp für Sidiqi fordern seine Unterstützer einen generellen Stopp der beginnenden Rückführungen für alle afghanische Asylbewerber. Bayern ist neben Hessen eines der wenigen Bundesländer, die damit begonnen haben afghanische Flüchtlinge abzuschieben. %u201EFlüchtlinge in ein Bürgerkriegsgebiet zu schicken und sie Hunger, Obdachlosigkeit und Todesgefahr auszusetzen, ist menschenverachtend%u201C, betonte Markus Geisel vom Bayerischen Flüchtlingsrat bereits Anfang März im Zusammenhang mit der geplanten Abschiebung des Afghanen Ismail Afzali aus Passau. Selbst UN-Generalsekretär Ban Ki-moon bezeichnete die derzeitige Lage in Afghanistan auf der Afghanistan-Konferenz in Tokio am letzten Wochenende noch als "fragil" - also als alles andere als sicher.

Grandhotel als neuer Lebensmittelpunkt


Sidiqi lebt in Augsburg nun seit einigen Wochen im Grandhotel Cosmopolis. Seit September letzten Jahres hat hier eine Gemeinschaft aus Künstlern und vielen Freiwilligen ein sozio-kulturelles Projekt gestartet. Es soll eine Unterkunft für Asylbewerber entstehen - mit einem kulturellen und sozialen Mehrwert für die ganze Stadt. Theateraufführungen, Konzerte und Diskussionsabende des Grandhotels prägen bereits ein neues, buntes und lebendiges Bild in Augsburg. Das bisher einmalige Projekt macht sich damit über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen.

K(l)eine Verschnaufpause

Der Afghane darf nach der einstimmigen Entscheidung des Petitionsausschusses nun bis Endes des Jahres in Augsburg bleiben. Sidiqi müsse nun zusammen mit seinem Anwalt in Ruhe einen so genannten Asylfolgeantrag ausarbeiten und diesen bei der Bundesbehörde einreichen, erklärte der Vorsitzende des Petitionsausschusses des Bayerischen Landtags Hans Joachim Werner (SPD). Die Petition wird außerdem auf Vorschlag des Ausschusses an den Bundestag weitergeleitet, um so mehr Druck auf die Bundesbehörde ausüben zu können. Eine Hintertür steht dem Afghanen auch bei einer Ablehnung des zweiten Antrags offen: Sollte dieser erneut abgelehnt werden, könne er sich über eine weitere Petition wieder an den Ausschuss des Landtags wenden, so Hans Joachim Werner. Die "Grandhoteliers" werden nicht müde werden, weiter für das Bleiberecht von Sidiqui und anderen afghanischen Asylbewerbern zu kämpfen.

Bildquelle: openPetition
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