Die Fluchtgründe und Anerkennungszahlen von Flüchtlingen aus Syrien, Serbien, Eritrea, Afghanistan und Albanien in Deutschland
Asylsuchende aus aller Welt
Darfurians refugees in Eastern Chad
Über 152.000 Menschen haben dieses Jahr einen Antrag auf Asyl gestellt. Dabei haben die Menschen ganz unterschiedliche Motive für die Flucht.
Über 152.000 Menschen haben dieses Jahr einen Antrag auf Asyl gestellt. Dabei haben die Menschen aus den fünf größten Herkunftsländern ganz unterschiedliche Motive für die Flucht.
Das sind mehr Asylanträge als in den letzten drei Jahren zusammen. Die fünf häufigsten Herkunftsländer von Asylsuchenden in Deutschland sind Syrien, Serbien, Eritrea, Afghanistan und Albanien. Während die Menschen in Syrien, Eritrea und Afghanistan vor kriegs- oder bürgerkriegsähnlichen Zuständen fliehen, sind Menschen aus Serbien und Albanien vor allem vor Diskriminierung und Elend auf der Flucht.
Flucht vor Krieg und Diskriminierung
Die Situation in Syrien ist den meisten wohl aus zahlreichen Medienberichten gut bekannt: Seit 2011 tobt dort ein Bürgerkrieg, bei dem Menschenrechtsverletzungen von der Regierung als auch zum Beispiel von der Terrorgruppe IS begangen werden. Knapp 90 Prozent der Asylanträge von Syrern werden hier in Deutschland bewilligt. Was in Eritrea los ist, davon wissen eher die wenigsten.
Mark-Oliver Fischer, Mitarbeiter der Asylberatungsgruppe von Amnesty International in München, klärt auf: „In Eritrea herrscht seit über 50 Jahren derselbe Präsident, dieselbe Partei. Opposition ist fast nicht existent, wird auch massiv unterdrückt“. Eines der größten Probleme in Eritrea ist der dortige Militärdienst: „der ist obligatorisch, normalerweise für anderthalb Jahr, aber kann von den Vorgesetzten nach Belieben verlängert werden. Militärdienst heißt auch oft nicht vor ner Kaserne Wache schieben, sondern Zwangsarbeit in Minen des Militärs, vor allem Gold- und Kupferminen, und wenn man da einmal drin ist kommt man da oft nicht mehr raus“, so Amnesty-Mitarbeiter Fischer. Hinzu käme Unterdrückung von religiösen Minderheiten. Die Anerkennungsquote für Asyl in Deutschland liegt für Eritreer bei etwa 50 Prozent.
Menschenrechtsverletzungen auch in Südosteuropa
In Afghanistan ist die Lage selbst nach über zehn Jahren westlicher Intervention noch äußerst instabil. Es kommt immer noch zu Gefechten zwischen Taliban, afghanischer Zentralregierung und westlichen Truppen. Selbstmordanschläge sind an der Tagesordnung. Laut Fischer sind besonders Frauen und Mädchen in Afghanistan gefährdet: „für Mädchen und Frauen ist die Situation immer noch prekär, Diskriminierung ist an der Tagesordnung, es kommt immer wieder zu Ehrenmorden“. Die Anerkennungsquote für Afghanen liegt bei etwa 50 Prozent.
Auch in Europa, in Serbien und Albanien – Länder, die immerhin Aufnahmegespräche zur Europäischen Union führen – kommt es täglich zu Menschenrechtsverletzungen, vor allem an die Minderheit der Roma. „Roma leben oft in Slums, in sehr prekären Zuständen, ohne Strom, ohne Wasser. Wenn die Regierung versucht die Situation zu verbessern endet das oft in Zwangsräumungen, das ist natürlich auf eine Menschenrechtsverletzung“, so Mark-Oliver Fischer. Ein Aufstieg durch Bildung sei für die Roma wegen der Diskriminierungen nicht möglich. Asylanträge von Roma in Deutschland werden fast nie anerkannt, vor allem seit Serbien als „sicheres Herkunftsland“ eingestuft wurde. Die Anerkennungsquote für Flüchtlinge aus Serbien liegt bei 0,2 Prozent, für Flüchtlinge aus Albanien immerhin bei 2,5 Prozent.
„Das Asylverfahren arbeitet gegen die Flüchtlinge“
Die Chancen für Asyl für Flüchtlinge hängen von vielen Faktoren ab. Problematisch sehen Menschenrechtsorganisationen vor allem die Dublin-II-Regelung, nach der Flüchtlinge in dem Land Asyl beantragen müssen, in dem sie zuerst EU-Boden betreten haben. Doch auch das Asylverfahren an sich sieht Matthias Weinzierl vom Bayerischen Flüchtlingsrat problematisch: „Das Verfahren ist so aufgebaut, dass man rausfällt, weil man sich in Widersprüche verfängt. Das Verfahren arbeitet quasi gegen den Antragsteller“.
Die Flüchtlinge, die es nach Deutschland geschafft haben, erwartet hier allerdings ebenfalls traumatische Verhältnisse in Form der Lagerunterbringung, sagt Weinzierl: „Sie müssen in Gemeinschaftsunterkünften wohnen, sie sind gezwungen auf engsten Raum mit fremden Leuten zu leben, keine Privatsphäre zu haben, sich bedroht zu fühlen. Das ist natürlich eine ganz gefährliche Mischung aus der die Menschen ganz schnell raus müssen.“