Saatguthersteller Monsanto bekommt Welternährungspreis
Aufstand auf den Feldern
Alle gegen Monsanto! Der Konzern steht im Dauerfeuer von Umweltschützern. Jetzt hat er den Welternährungspreis bekommen.
Alle gegen Monsanto! So agieren zumindest einige Umweltschützer. Doch was ist deren Problem mit dem Saatguthersteller?
Der Landwirtschaftskonzern Monsanto steht immer wieder stark in der Kritik von Umweltschützern. Jetzt hat Monsanto den Welternährungspreis bekommen. Diese Auszeichnung soll Erfindungen ehren, so die Selbstbeschreibung, die “zur Verbesserung der Qualität, Quantität oder Verfügbarkeit von Lebensmitteln in der ganzen Welt” beigetragen haben, vergleichbar mit dem Nobelpreis für Physiker. Bei den Kritikern löst die Ehrung großen Widerstand aus. Christoph Then vom Münchner Institut “Test BioTech” sagt: “Diesen Preis kann man nicht ernst nehmen. Da sind Interessen im Spiel, die nicht wirklich die Interessen der Weltbevölkerung widerspiegeln.”
Kritisch sehen Umweltschützer auch eine Spende in Höhe von 5 Millionen US-Dollar im Jahr 2008 von Monsanto an die Stiftung des Welternährungspreises. Für Monsanto ist das kein Problem, sagt Mark Schäfer, aus der Pressestelle von Monsanto Deutschland: “Wenn man schaut, von welchen Seiten die Kritik kommt: Wenn man uns nicht mag, dann mag man uns nicht. Und dann gönnt man uns auch keinen Preis.”
Zwei Kritikpunkte gegen Monsanto
Naturschützer kritisieren Monsanto vor allem in zwei Punkten: Zum einen förderten die Produkte des Unternehmens einen starken Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln, wie beispielsweise Glyphosat. Von diesem Stoff gingen bislang ungeklärte Gesundheitsrisiken aus, so die Kritiker. Monsanto bestreitet das, verweist auf 40 Jahre lange Erfahrungen mit dem Mittel und zahlreiche Studien. (Mehr dazu im Beitrag oben).
Ein anderer Kritikpunkt ist die Patentierung von herkömmlichem Saatgut, sagt Johann Graf, Referent beim bayerischen Bauernverband: “Einen Patentierung von Pflanzen und Tieren ist nur durch eine Gesetzeslücke innerhalb Europas möglich.” Zwar sei der Weg zur Züchtung nicht patentierbar, aber das daraus entstandene Produkt. Für den bayerischen Bauernverband ist das nicht schlüssig: Wenn der Weg nicht patentiert werden könne, dann auch nicht das Endprodukt, sagt Graf. Vor kurzem gab es beispielsweise ein Patent auf Chilisamen. Im deutschen Patentrecht wurde diese Lücke jetzt geschlossen, doch noch gibt es sie im EU-Recht. Die Stoßrichtung müsse sein, dass diese Lösung jetzt auch im europäischen Recht Anwendung findet, sagt Graf. Auch Monsanto-Kritiker Then will Patente auf Nahrungsmittel abschaffen: “Solange Saatgut patentiert werden darf, haben große Konzerne immer die Oberhand, weil sie sich Patentanwälte leisten können.”
Patente oder Sortenschutz - oder beides?
In Deutschland gilt zusätzlich der Sortenschutz: Ähnlich dem Urheberrecht können Züchter dadurch für maximal 30 Jahre die Rechte an einer Sorte zugesprochen bekommen. Landwirte kaufen von diesen Züchtern das Recht, eine bestimmte Saatgutsorte auf ihren Feldern anzubauen. Wollen sie das auch in Folgejahren tun, müssen sie eine Lizenzgebühr bezahlen. Kreuzen sie das geschützte Saatgut allerdings zu einer neuen Sorte, geht der Sortenschutz verloren. Auch freie Sorten mit ausgelaufenem Sortenschutz gäbe es, allerdings auf einem kleinen Markt, sagt Johann Graf vom Bauernverband. Die meistangebauten Sorten seien heute moderne Züchtungen, die möglichst widerstandfähig sind, und wenig Düngemittel brauchen.
Saatguthersteller Monsanto pocht jedoch weiterhin auf die Möglichkeit, die eigenen Züchtungen patentieren zu lassen, heißt es auf der Firmen-Webseite: Nur durch Patente ließen sich die Entwicklung und Vermarktung der Produkte ermöglichen. Mark Schäfer ergänzt: “Der Landwirt ist aber vollkommen frei, was er kauft.”