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Alltagsrassismus

„Ich bin kein Rassist, aber…“

Autor(en): Narin Dogan am Donnerstag, 10. März 2016
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Quelle: Narin Dogan/M94.5

Kämpft mit Alltagsrassismus: Die Studentin Shari Odhiambo.

Wer anders aussieht als die Mehrheit hat es schwer. Überall begegnet diesen Menschen im Alltag Rassismus. Das kann für Betroffene ganz schön verletztend und nervig sein.

Nicht nur Menschen aus der rechten Szene, die ihre Sätze mit „Ich bin kein Rassist, aber…“ beginnen, diskriminieren Nicht-Biodeutsche. Immer wieder müssen sich Menschen, deren Erscheinungsbild, Herkunft oder Religion abweichend von der Norm ist, Fragen wie: „Woher kommst du eigentlich?“ oder Aussagen wie: „Du kannst aber gut deutsch“ anhören. Und das von Menschen, die von sich meinen, tolerant zu sein.

„Ich wäre so gerne schwarz“

Shari Odhiambo ist 19 Jahre alt und Studentin der Politikwissenschaft an der LMU. Ihre Mutter ist Deutsche. Ihr Vater stammt aus Kenia. Tagtäglich hat sie es mit Alltagsrassismus zu tun. Am Arbeitsplatz ist Shari die Einzige, die mit ihrem Vornamen angesprochen wird weil ihre Kollegen ihren Nachnamen nicht aussprechen können. Allgemein fühlt sie sich von ihren Mitmenschen etwas unterschätzt. Manche seien überrascht, wenn sie erzählt, dass sie ihr Abitur gemacht hat.

Shari hat die Beobachtung gemacht, dass ältere Menschen eher zu negativen, jüngere Menschen eher zu positiven Rassismus neigen. „Oh, ich wäre so gerne schwarz. Ich würde so gerne so tanzen können wie du.“ Das bekommt Shari öfter zu hören. „Das sind alles eigentlich positive Eigenschaften, die man einem zuschreiben kann. Die einen aber auch schon anstrengen können, weil es mehr gibt was eine Person ausmacht als nur die Hautfarbe“, so Shari.

Nicht mehr Rassismus, sondern mehr Möglichkeiten

Prof. Stephan Lessenich ist ein Lehrstuhlinhaber am Institut für Soziologie der LMU München. Mit Blick auf die stetig wachsenden Flüchtlingszahlen meint Lessenich, dass „der Alltagsrassismus salonfähiger wird und die Hemmschwellen gesunken sind, seine rassistische Gesinnung zu zeigen.“ Er geht nicht von einer Zunahme des Rassismus aus, sondern von einer Zunahme von Möglichkeiten, den Rassismus zu äußern.

Prof. Stephan Lessenich hält es für wichtig, in alltäglichen Situationen Zivilcourage zu zeigen, sich offensiv zu Wort zu melden und einzugreifen, wenn ein Mitmensch augrund seiner äußerlichen Erscheinung, Herkunft oder Religion diskriminiert wird. Das wäre ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung von Alltagsrassismus.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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