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Blutige Beziehungen

Autor(en): Christoph Wörner am Dienstag, 25. Januar 2011
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Tschetschenen und Russen sind zwar offiziell ein Staat auf der Karte, aber intern verfeindet. Seit Jahren herrscht Krieg und Ausnahmezustände in der Region des Nordkaukasus.

Der Terroranschlag am Flughafen Domodedowo in Moskau war nur ein Fragment eines bereits lang schwelenden Konfliktes zwischen Russland und dem Nordkaukasus. Die Region nördlich von Georgien ist reich an Öl und Gas. Das ist der Brandherd des wohl größten innenpolitischen Streits Russlands. Schon im Mittelalter hatte Georgien vergeblich versucht die Region zu missionieren. Eskaliert ist der Streit 1991.

Dudajew erklärt Unabhängigkeit

Der ehemalige tschetschenische Präsident und General Dschochar Dudajew erklärte die Region für einseitig unabhängig, ohne Russlands Einverständnis. Gleichzeitig nahm er massiv Einfluss auf das öffentliche Leben. Das Volk musste sich zu seiner Identität bekennen. 1994 marschierten zehntausende russische Soldaten in die Region um Tschetschenien ein. Ihr Ziel war es die Guerillakämpfer, die weiterhin Unabhängigkeit für ihr Gebiet erlangen wollten, niederzuschlagen. Dabei wurde der massive Widerstand unterschätzt und die russischen Truppen mussten sich zwei Jahre später zurückziehen. Im Krieg fanden mehrere tausende Zivilisten den Tod.

Islamische Terroristen breiten sich aus

Ab 1996 stritten sich verschiedene radikalislamische Gruppierungen um die Vorherrschaft. Unter ihnen waren neben internationalen Dschihadisten, auch Wahabiten, die von arabischen Terrororganisationen Unterstützung erhielten. Gleichzeitig breiteten sich immer mehr kriminelle Clans aus, die mit Menschenhandel, Waffen und Rauschgift versuchten an Geld zu kommen. Der russische Präsident Boris Jelzin hatte den ersten Krieg , der von 1994 bis 1996 in Tscheschtenien andauerte, zuvor mit einem Friedensabkommen beendet. Ab 1999 war in dieser Region wieder Krieg. Offiziell wurden die Kämpfe erst im April 2009 beendet. Das Gebiet um den Nordkaukasus wurde für autonom erklärt. In Moskau sah man  deshalb zunehmend die Gefahr die Region vollständig zu verlieren.

Bassajew löst zweiten Krieg aus

Der Terrorist Schamil Bassajew verschlimmerte 1999, inzwischen war Putin Ministerpräsident, mit einem Überfall in der benachbarten Region Dagestan die Situation zwischen Moskau und dem Nordkaukasus. Daraufhin entsandte der Kreml wiederum Truppen, der zweite Tschetschenienkrieg war die Folge. Zentrum der Kämpfe war die Hauptstadt Grosny. In Bergregionen vertriebene Islamisten überfielen immer wieder die Nachbarrepublik Inguschetien. 2001 nahm Russland das als Grund für einen Vernichtungsfeldzug gegen die Terrorzellen und den Anti-nationalen Widerstand.

Rebellen wurden geschwächt

Die beiden Kriege haben die Rebellen so geschwächt, dass sie zu keinem Großkonflikt mehr in der Lage sind. Seitdem schlagen sie aber immer wieder mit blutigen Terroranschlägen zurück. Seit 2007 regiert in Tschetschenien Präsident Rasman Kadyrow. Von Moskau wird der harte Regierungsstil unterstützt, da Kadyrow dem Kreml sehr nahe steht.


Chronik der Anschläge:

25.Januar 2011: Mindestens 35 Menschen sterben bei einem Selbstmordattentat auf den Moskauer Flughafen Domodedowo, mehr als 130 werden verletzt.

August 2007: Auf der Fahrt von Moskau nach St. Petersburg entgleist der Newski Express nach einer Bombenexplosion. 30 Passagiere werden verletzt.

August 2004: Zwei russische Passagierflugzeuge werden nahezu zeitgleich in die Luft gesprengt. Dabei sterben 90 Menschen. Eine Selbstmordattentäterin sprengt sich im Zentrum Moskaus in die Luft. Zehn Menschen werden getötet, 51 verletzt.

Februar 2004: Bei einem Selbstmordanschlag in der Moskauer U-Bahn werden mindestens 39 Menschen getötet und über 100 verletzt.

Dezember 2002: Ein Selbstmordattentäter fährt einen mit Sperngstoff beladenen Lkw in ein Regierungsgebäude in der tschetschenischen Hauptstadt Grosni und tötet dabei 60 Menschen.

Oktober 2002: Bei der Erstürmung eines Moskauer Theaters, in dem Rebellen drei Tage lang 700 Menschen in ihrer Gewalt hielten, sterben 129 Geiseln und 41 Geiselnehmer.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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