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Am Samstag wird München bevölkert sein von Schlampen. Und das ist keine Beleidigung. Die Slutwalk-Bewegung ist in Deutschland angekommen. Spärlich bekleidet wird gegen Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Vergewaltigung demonstriert.
Am Samstag wird München bevölkert sein von Schlampen. Und das ist keine Beleidigung. Die Slutwalk-Bewegung ist in Deutschland angekommen. Spärlich bekleidet wird gegen Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Vergewaltigung demonstriert.Dass seine Äußerung vor einer studentischen Gruppe in Toronto weltweit Proteste auslösen würde, hätte sich Polizist Michael Sanguietti wohl nie träumen lassen. Dass sich die Protestierenden die Missachtung seines Ratschlags dann auch noch groß auf die Fahnen schreiben, noch viel weniger.
Bei einer Veranstaltung zum Thema Gewaltprävention riet Michael Sanguietti Anfang des Jahres: „Frauen sollten sich nicht wie Schlampen kleiden, um nicht schikaniert zu werden". Das war die Geburtsstunde des Slutwalks, dem Gang der Schlampen, bei dem vor allem, aber nicht ausschließlich, spärlich bekleidete Frauen demonstrieren.
Sie fordern, sich selbstbestimmt und auch aufreizend kleiden zu können, ohne diskriminiert und zum Opfer degradiert zu werden. Judith Völkel, Mitorganisatorin des Münchner Slutwalks, betont außerdem die Frage nach der Schuld bei sexuellen Übergriffen „Ein Opfer hat nie eine Mitschuld, egal wie es angezogen ist, egal ob es schlampig rumläuft.“
Die Sluts erobern die Welt
Am 3. April 2011 fand der erste Slutwalk in Toronto statt. Seitdem setzt sich der Protest auf der ganzen Welt fort. Von Vancouver, Miami, Melbourne über Amsterdam London, Paris, überall gehen die Menschen auf die Straße und soldarisieren sich mit der Bewegung. Vor allem soll mit den Mythen aufgeräumt werden, die sich beim Thema Vergewaltigung in den Köpfen festgesetzt haben.
Cordula Waldner, Traumafachberaterin beim Frauennotruf München, kennt diese nur zu genau: „Vergewaltigt werden nur jungen Frauen, Mythos 1, die im Minirock daher kommen, Mythos 2, es passiert immer nachts, Mythos 3, es passiert immer in einsamen Gegenden, Mythos 4, der Täter ist immer ein fremder, Mythos Nr.5, und er ist irgendwie ein Triebtäter, das ist Mythos 6.“
Statistiken belegen seit Jahren das Gegenteil. Etwa 90 Prozent der Vergewaltigungen finden im Bekannten- und Verwandtenkreis statt. Sie sind weder abhängig von der Kleidung, noch vom Geschlecht des Opfers.
Schriller Protest
Um auf diese Diskrepanz aufmerksam zu machen, greifen die Slutwalk Protestler zu auffälligen Mitteln. Nicht ein langer Rock dient zur Prävention gegen sexuelle Übergriffe, sondern eine selbstbewusste Körpersprache, das ist die Überzeugung der Veranstalter. Dabei gilt das Motto: „No means no, and yes means yes.“
Auch das Wort Schlampe beschlagnahmen die Demonstranten und wollen es als Schimpfwort unbrauchbar machen. Wie viele bunte Demonstranten in Unterwäschen, Bikinis, Strapsen, Jogginganzügen oder mehr oder weniger nackt auf dem Slutwalk in München auftauchen werden wir am Samstag sehen.
Los geht der Slutwalk am Goetheplatz am 13. August 2011 ab 15 Uhr. Alle Geschlechter und Kleidungsstile sind willkommen.
Bildquelle: miss.selina (flickr.com) unter CC BY-NC-ND 2.0