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Internationales Weltwasserforum in Marseille

Das Geschäft mit dem Wasser

Knapp eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Im Rahmen des Weltwasserforums hat sich die Lobby der großen Wasserkonzerne getroffen - laut Kritikern eine reine Wassermesse der Industrie. Knapp eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Im Rahmen des Weltwasserforums in Marseille hat sich die Lobby der großen Wasserkonzerne getroffen - laut Kritikern eine reine Wassermesse der Industrie.

Vom 12. bis zum 16. März hat in der französischen Stadt Marseille das 6. internationale Weltwasserforum stattgefunden. Dieses findet seit 1997 alle drei Jahre statt. Es haben sich Vertreter aus Politik, Privatwirtschaft und der Wissenschaft getroffen. Die Kritiker des Forums organisieren seit dem ersten offiziellen Forum parallel eine alternative Gegenveranstaltung. Sie werfen dem Forum vor, eine reine Lobbyveranstaltung der Wasserindustrie zu sein und bezeichnen die Legitimation der Veranstaltung als fragwürdig.

Unabhängiges Forum oder private Wassermesse?


Laut offiziellen Angaben sind die privaten Wasserkonzerne nicht in die organisatorischen Abläufe der Konferenz eingebunden. Die Unternehmen waren in Marseille anwesend und hatten auf der Messe Stände und Ausstellungsflächen sowie Personen in den verschiedenen Gremien, so der Koordinator des Weltwasserforums Josuha Newton. „Wenn man sich aber die 400 Sitzungen anschaut, dann sind sie nicht überall dabei. Dass Suez und Veolia das Weltwasserforum lenken ist schlicht weg falsch“, so Newton. Dagegen spricht allerdings, dass der Weltwasserrat, der das Forum veranstaltet, vom Chef der Wasserversorgung der Stadt Marseille geleitet wird. Die städtische Wasserversorgung dort ist in der Hand von Veolia.

Keine offizielle UN-Organisation

Die Bezeichnungen Weltwasserrat und internationales Weltwasserforum klingen beim erstmaligen Hören außerdem hoch offiziell. Und auch die Rednerliste kann sich sehen lassen. Bei der von Veranstalterseite betitelen „Eröffnungszeremonie“ wurde der UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon per Videoübertragung zugeschaltet. „Das gibt ihnen den Anschein und eine Legitimation, die sie überhaupt nicht haben, denn sie sind kein UN-Gremium“, so Christiane Hansen von attac München. Mit Auftritten von hohen Vertretern aus der Politik werde ein falsches und verzerrtes Bild in der Öffentlichkeit erzeugt.

Kritik an fehlender Legitimation

„Das internationale Weltwasserforum in Marseille ist eine Wassermesse. Dort kommen die Leute zusammen, die Ihre Technologien verkaufen möchten, wie zum Beispiel eben Suez und Veolia“, so Christiane Hansen. Die gebürtige Französin lebt seit über 30 Jahren in München. Neben ihrer Aktivität bei attac, organisierte sie das parallel stattfindende Alternative Weltwasserforum FAME. Das gibt es ebenfalls seit 1997.

Staatliche Zuschüsse


In der Kritik stand auch die Finanzierung des internationalen Weltwasserforums. „Das Forum hat ein Budget von insgesamt 30 Millionen Euro. Es wird zu 23 Prozent von der Privatwirtschaft finanziert“, so Christiane Hansen. Demgemäß haben unter anderem die großen privaten Wasserkonzernen ihre Finger mit im Spiel. „Der restliche Teil wird aus öffentlichen Geldern bezahlt, das heißt eigentlich von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern.“ Der französische Staat bezuschusste die  Lobbyveranstaltung folglich mit über 23 Millionen Euro, was aus Ansicht der Kritiker der eigentliche Skandal ist. Josuha Newton vom internationalen Weltwasserforum macht aus dieser finanziellen Unterstützung kein Geheimnis: „Es ist öffentlich einsehbar, dass der französische Staat das Forum finanziell unterstützt.“

Deutscher Dokumentarfilm in Marseille


Der Dokumentarfilm "Water Makes Money“ kritisierte bereits im Jahr 2010 die Praktiken des französischen Großkonzerns Veolia. Der Konzern betreibt auf der ganzen Welt Wasserprivatisierung - mit teilweise unlauteren Mitteln. Die deutschen Regisseure Leslie Franke und Herdolor Lorenz waren in der vergangenen Woche während des Weltwasserforums in Marseille vor Ort. Die Filmemacher belegen in ihrem Film anhand von Interview mit Insidern und ehemaligen Mitarbeitern der Wasserkonzerne die korrupten Praktiken des Konzerns in EU- und UN-Gremien. Die Veröffentlichung des Dokumentarfilms hat sich mittlerweile auch negativ auf den Veolia-Konzern ausgewirkt. „Vor unserem Filmstart war der Konzern noch in 77 Ländern aktiv, heute sind es nur noch 35 Länder“, so Herdolor Lorenz.

„Zeit für Lösungen“

Das offizielle Forum stand unter dem Motto „Zeit für Lösungen“. Allerdings gleicht das offizielle Forum eher einer Fachmesse für die Wasserindustrie unter dem Deckmantel, eine Lösung für die weltweite Wasserproblematik zu finden. Durch eine Fachmesse der Wasserindustrie und ohne einen ausgewogenen Dialog mit den Kritikern, wird es schwer die weltweite Wasserproblematik in absehbarer Zeit zu verbessern.


Foto: Roger McLassus by CC 3.0 WikiMediaCommons

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