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50. Todestag von Benno Ohnesorg

Das Ende der Unschuld

Quelle: ©Polizei/Repro:Sigrid Kneist

Polizeifoto vom Tatort, welches erst Jahre später veröffentlicht wurde.

Heute vor 50 Jahren wurde Benno Ohnesorg von Polizisten nach einer Demonstration erschossen. Wie ein Tag Deutschland veränderte.

Demonstrationen, die aus dem Ruder laufen und in Gewalt enden, kennen wir in Deutschland so gut wie gar nicht mehr. Auch deshalb trifft es uns umso mehr, wenn es doch geschieht – wie am 31.05.2017, als es in Nürnberg zur Auseinandersetzung zwischen Einsatzkräften der Polizei und Schülern kam.
Viele fühlten sich an Bilder aus dem Sommer 1967 erinnert, als bei Protesten in Berlin der Student Benno Ohnesorg von einem Beamten erschossen wurde. Am seinem 50. Todestag blicken wir zurück auf das geschichtsreiche Ereignis. 

Die Eskalation der Proteste

Der Grund für die Demonstrationen war der Besuch des umstrittenen iranischen Machthabers, dem Schah von Persien. Umstritten war er vor allem wegen der ständigen Missachtung und Verletzung von Menschenrechten im eigenen Land, sowie seiner repressiven Politik.
Im Rahmen seiner Europareise sollte er sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen und dann eine Vorstellung der Deutschen Oper besuchen. Vor allem vor der Oper kam es zu Demonstrationen gegen den Schah. Die Situation eskalierte, als die aggressiven Anhänger des Schah schließlich zum Angriff übergingen.
Die Polizei hielt sich zunächst raus, schritt dann aber auf der Seite der Schah-Anhänger mit Schlagstöcken, Wasserwerfer und Tränengas ein. Es kam zur Straßenschlacht mit zahlreichen Verletzten, die Demonstranten wurden von der Berliner Polizei an der Flucht gehindert.

Der Höhepunkt der Gewalt

Einer den Demonstranten war der 26-Jährige Student Benno Ohnesorg, der in einen Hinterhof entkommen konnte. Greiftrupps der Polizei verfolgten den jungen Mann, stellten ihn und schlugen dort auf ihn ein.
Der Übergriff endete mit dem Mord an Ohnesorg: der Beamte Karl-Heinz Kurras schoss ihm in den Kopf, nach Augenzeugenberichten wurde er von weiteren Polizisten dabei festgehalten. Ersthelfer wurden zunächst noch von den Beamten gehindert, einen Krankenwagen zu rufen, konnten sich aber durchsetzen. Benno Ohnesorg verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus.

Die Verschleierung durch den Staat

Von Bund, Stadt und Polizei wurden die Demonstranten für die Eskalation der Gewalt verantwortlich gemacht, Ohnesorg wurde als Aggressor betitelt und Kurras vom Verdacht des Mordes freigesprochen.
Der Prozess wurde zum Skandal und einem Tiefpunkt der Justizgeschichte Deutschlands: wichtige Beweise, Augenzeugenberichte und Indizien wurden nicht beachtet. Sowohl die Stadt Berlin als auch die Bundesregierung deckten Kurras und verteidigten die Vorgehensweise der Polizei.
Erst 2009 wurde der Fall neu aufgenommen, eine erneute Anklage blieb aus. Karl-Heinz Kurras starb 2014 im Alter von 87 Jahren.

Die Bedeutung des 2. Juni

Die Geschehnisse am 2. Juni 1967 wurden zum Einschnitt der Nachkriegsgeschichte. In den Folgemonaten beugten sich der Polizeipräsident, der Innensenator und der regierende Bürgermeister Berlins dem öffentlichen Druck und traten zurück.
Auch diente die Gewalt der Polizei den linken Terrorgruppen, die sich im Aufbau befanden, als Legitimation für den extremistischen Weg und Beweis für die Existenz des Polizeistaats. Besonders die Bewegung 2. Juni und die Rote Armee Fraktion bezogen sich immer wieder auf die Ereignisse dieses Tages. Die Radikalisierung der Studentenbewegung hatte begonnen.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
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