Der leere Stuhl des Dissidenten
Er ist Literaturprofessor, Menschenrechtler, Poet und Häftling. Liu Xiaobo. Als erster chinesischer Staatsbürger erhielt er am Freitag den Friedensnobelpreis. Entgegennehmen konnte er ihn nicht. Sein Platz in Oslo blieb leer. Das erste Mal seit 74 Jahren.
Er ist Literaturprofessor, Menschenrechtler, Poet und Häftling. Liu Xiaobo. Als erster chinesischer Staatsbürger erhielt er den Friedensnobelpreis. Entgegennehmen konnte er ihn nicht. Sein Platz in Oslo blieb leer. Das erste Mal seit 74 Jahren.
Der Friedensnobelpreis wird jedes Jahr traditionell am 10. Dezember verliehen. Normalerweise wird die Auszeichnung im Rathaus von Oslo in Anwesenheit des norwegischen Königs überreicht. Anschließend hält der Preisträger eine Festrede. Normalerweise.
Dieses Jahr blieb die Auszeichnung in der norwegischen Hauptstadt. Denn zum Entgegennehmen war niemand da. Der Preisträger Liu Xiaobo und seine Frau Xia sitzen beide in China wegen „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“ in Haft. Überreicht wird der Preis aber nur den engsten Verwandten. Das hat übrigens historische Gründe. Im Jahr 1936 nahm der Anwalt des im KZ inhaftierten Karl von Ossietzky den Preis stellvertretend in Empfang. Anschließend verschwand er mit dem Preisgeld.
Daher bleibt die Auszeichnung, wie auch das Preisgeld in der Obhut der Nobelstiftung. Die Volksrepublik China gab sich damit aber nicht zufrieden. Sie hatte zum Boykott der Preisverleihung aufgerufen. 15 Länder blieben der Veranstaltung fern. Unter ihnen Russland, der Iran, Pakistan und Ägypten.
Und obwohl Liu Xiaobo nicht frei sein konnte, seine Gedichte sind es dennoch.
Wir haben für euch das Gedicht "Eine kleine Ratte im Gefängnis" vertont.