Die Genetik der Inzucht
Straßburg hat entschieden: Inzest bleibt rechtswidrig. Aber was ist Inzest aus der Sicht der Humangenetik? Warum dürfen Cousin und Cousine Sex haben, Geschwister aber nicht?
Straßburg hat entschieden: Inzest bleibt rechtswidrig. Aber was ist Inzest aus der Sicht der Humangenetik? Warum dürfen Cousin und Cousine Sex haben, Geschwister aber nicht?
Patrick S. aus Leipzig, der eine sexuelle Beziehung zu seiner Schwester pflegte und vier Kinder mit ihr zeugte, hatte zuvor wegen dieser inzestuösen Beziehung drei Jahre im Gefängnis verbracht und dagegen geklagt. Eine der Begründungen für das Urteil ist die „Bewahrung der familiäre Ordnung vor den schädigenden Wirkungen des Inzests.“
Ist Inzest „gefährlich“ für die Nachkommen?
Von einem medizinisch-genetischen Standpunkt ist Inzest die sexuelle Fortpflanzung naher verwandter Lebewesen. Was im Tierreich an der Tagesordnung ist, wird bei uns Menschen – zum Beispiel in Deutschland – gesetzlich verboten. Grund dafür ist die Begünstigung von Erbkrankheiten.
Hauptsächlich geht es um rezessive Krankheiten, bei denen zwei mutierte Gene beim Kind zusammenkommen müssen, damit es erkrankt. Die Chance, dass zweimal die gleiche mutierte Erbanlage zusammenkommt ist bei Verwandten viel höher. Die Erbanlagen von Geschwistern stimmen nämlich rechnerisch zu 50 Prozent überein, wie Prof. Steinlein, Leiterin des Institutes für Humangenetik der LMU weiß.
Cousin und Cousine dürfen es tun
Dennoch gibt es Abstufungen beim Sex mit Verwandten. Die sexuelle Beziehung zwischen Cousin und Cousine ist in unserem Land sogar erlaubt. Hier ist die Wahrscheinlichkeit für Erbkrankheiten bei den Nachkommen deutlich geringer: „Bei Cousin und Cousine 1. Grades sind die Anteile von identischem Erbmaterial geringer als bei Geschwistern. Daher kommt es auch seltener zu Krankheiten bei Nachkommen“, so Prof. Steinlein.
Die genetischen Beratungen des Institutes für Humangenetik der LMU in Inzest-Fällen beschränken sich hauptsächlich auf Paare bestehend aus Cousin und Cousine. Ein Grund seien auch Zuwanderung und neue kulturelle Aspekte. In Teilen des türkischen und arabischen Kulturkreises sind Ehen zwischen Cousin und Cousine nämlich keine Seltenheit. "Nähere Verwandtschaften, also Geschwisterpaare, sehen wir hier aber nicht", so Prof. Steinlein.
Das ganze Interview gibt's unten als Audiodatei.
Bildquelle: southtyrolean by CC 3.0 WikiMediaCommons
Patrick S. aus Leipzig, der eine sexuelle Beziehung zu seiner Schwester pflegte und vier Kinder mit ihr zeugte, hatte zuvor wegen dieser inzestuösen Beziehung drei Jahre im Gefängnis verbracht und dagegen geklagt. Eine der Begründungen für das Urteil ist die „Bewahrung der familiäre Ordnung vor den schädigenden Wirkungen des Inzests.“
Ist Inzest „gefährlich“ für die Nachkommen?
Von einem medizinisch-genetischen Standpunkt ist Inzest die sexuelle Fortpflanzung naher verwandter Lebewesen. Was im Tierreich an der Tagesordnung ist, wird bei uns Menschen – zum Beispiel in Deutschland – gesetzlich verboten. Grund dafür ist die Begünstigung von Erbkrankheiten.
Hauptsächlich geht es um rezessive Krankheiten, bei denen zwei mutierte Gene beim Kind zusammenkommen müssen, damit es erkrankt. Die Chance, dass zweimal die gleiche mutierte Erbanlage zusammenkommt ist bei Verwandten viel höher. Die Erbanlagen von Geschwistern stimmen nämlich rechnerisch zu 50 Prozent überein, wie Prof. Steinlein, Leiterin des Institutes für Humangenetik der LMU weiß.
Cousin und Cousine dürfen es tun
Dennoch gibt es Abstufungen beim Sex mit Verwandten. Die sexuelle Beziehung zwischen Cousin und Cousine ist in unserem Land sogar erlaubt. Hier ist die Wahrscheinlichkeit für Erbkrankheiten bei den Nachkommen deutlich geringer: „Bei Cousin und Cousine 1. Grades sind die Anteile von identischem Erbmaterial geringer als bei Geschwistern. Daher kommt es auch seltener zu Krankheiten bei Nachkommen“, so Prof. Steinlein.
Die genetischen Beratungen des Institutes für Humangenetik der LMU in Inzest-Fällen beschränken sich hauptsächlich auf Paare bestehend aus Cousin und Cousine. Ein Grund seien auch Zuwanderung und neue kulturelle Aspekte. In Teilen des türkischen und arabischen Kulturkreises sind Ehen zwischen Cousin und Cousine nämlich keine Seltenheit. "Nähere Verwandtschaften, also Geschwisterpaare, sehen wir hier aber nicht", so Prof. Steinlein.
Das ganze Interview gibt's unten als Audiodatei.
Bildquelle: southtyrolean by CC 3.0 WikiMediaCommons