Die Kandidatin und die Ohrfeige
Am 7. November 1968 schlägt Beate Klarsfeld auf dem CDU-Parteitag dem damaligen Kanzler Kurt Georg Kiesinger ins Gesicht. Wer ist diese Frau, die fast 45 Jahre später Bundespräsidentin werden könnte?
Am 7. November 1968 besteigt Beate Klarsfeld das Podium des CDU-Parteitages in Berlin und schlägt dem damaligen Kanzler Kurt Georg Kiesinger ins Gesicht. Wer ist diese Frau, die fast 45 Jahre später Bundespräsidentin werden könnte?
Der Wunschkandidat für das Bundespräsidialamt steht und die Wahl gilt inoffiziell schon als entschieden. Doch mit der Journalistin Beate Klarsfeld wird von der Linken eine Frau in das Rennen um das Bundespräsidialamt geschickt, die eine gebührende Konkurrentin für Joachim Gauck darstellen würde. Wäre der Ausgang der Wahl nicht sowieso schon entschieden.
Die Nazijägerin
Als es zu dem Zwischenfall mit Kurt Georg Kiesinger kommt, lebt Klarsfeld bereits seit längerem in Paris und ist mit dem französischen Juden Serge Klarsfeld verheiratet. Zusammen haben sich sich eine große Lebensaufgabe gestellt: Sie wollen untergetauchte Nationalsozialisten aufspüren und sie vor Gericht bringen. Denn Serge Klarsfeld hat während des zweiten Weltkrieges die Deportation seines Vaters nach Ausschwitz miterlebt. Zusammen mit seiner Frau will er gegen das Vergessen ankämpfen.
„Es musste eine Ohrfeige sein“, sagt Klarsfeld in einem „taz“ Interview 2005. "Hätte ich zu anderen Mitteln gegriffen, hätte es nie diese historische Wirkung gehabt.“ Mit ihrer Aktion will die resolute junge Frau auf die Vergangenheit Kiesingers als NDSDAP-Mitglied aufmerksam machen. Doch anstatt mit Respekt oder Bewunderung, reagieren die Deutschen mit Missachtung. Als Nestbeschmutzerin und persona non grata wird sie in der Öffentlichkeit dargestellt. In den folgenden Jahren kann das Ehepaar allerdings große Erfolge verbuchen: Ihnen gelingt das Aufspüren von Nazi-Größen wie dem früheren Gestapo-Chef Kurt Lischka oder dem Obersturmführer Alois Brunner, der für die Ermordung von 130.000 Juden verantwortlich gilt. Zahlreiche ausländische Orden und Auszeichnungen für ihre mutige Arbeit folgen. Nikolas Sarkozy bezeichnet sie gar als die Verkörperung der Gerechtigkeit und verleiht ihr den Titel des Kommandeurs des Nationalen Verdienstordens.
Späte Versöhnung?
Nur die Deutschen tun sich nach wie vor schwer mit Klarsfeld: Zuletzt hat die Linke sie für die Trägerschaft des Bundesverdienstkreuzes vorgeschlagen. Die Verleihung allerdings wurde ihr mehrfach verwehrt. Und jetzt als Kandidatin neben Joachim Gauck räumt man ihr auch keine Chancen ein. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig. Denn durch ihre Kandidatur verschafft sie sich nach langer Zeit wieder Gehör für ihre Geschichte und ihre Verdienste und kann somit vielleicht auch auf eine späte Versöhnung mit der deutschen Gesellschaft hoffen.
Bildquelle:96 dpi unter CC BY-NC 2.0
Der Wunschkandidat für das Bundespräsidialamt steht und die Wahl gilt inoffiziell schon als entschieden. Doch mit der Journalistin Beate Klarsfeld wird von der Linken eine Frau in das Rennen um das Bundespräsidialamt geschickt, die eine gebührende Konkurrentin für Joachim Gauck darstellen würde. Wäre der Ausgang der Wahl nicht sowieso schon entschieden.
Die Nazijägerin
Als es zu dem Zwischenfall mit Kurt Georg Kiesinger kommt, lebt Klarsfeld bereits seit längerem in Paris und ist mit dem französischen Juden Serge Klarsfeld verheiratet. Zusammen haben sich sich eine große Lebensaufgabe gestellt: Sie wollen untergetauchte Nationalsozialisten aufspüren und sie vor Gericht bringen. Denn Serge Klarsfeld hat während des zweiten Weltkrieges die Deportation seines Vaters nach Ausschwitz miterlebt. Zusammen mit seiner Frau will er gegen das Vergessen ankämpfen.
„Es musste eine Ohrfeige sein“, sagt Klarsfeld in einem „taz“ Interview 2005. "Hätte ich zu anderen Mitteln gegriffen, hätte es nie diese historische Wirkung gehabt.“ Mit ihrer Aktion will die resolute junge Frau auf die Vergangenheit Kiesingers als NDSDAP-Mitglied aufmerksam machen. Doch anstatt mit Respekt oder Bewunderung, reagieren die Deutschen mit Missachtung. Als Nestbeschmutzerin und persona non grata wird sie in der Öffentlichkeit dargestellt. In den folgenden Jahren kann das Ehepaar allerdings große Erfolge verbuchen: Ihnen gelingt das Aufspüren von Nazi-Größen wie dem früheren Gestapo-Chef Kurt Lischka oder dem Obersturmführer Alois Brunner, der für die Ermordung von 130.000 Juden verantwortlich gilt. Zahlreiche ausländische Orden und Auszeichnungen für ihre mutige Arbeit folgen. Nikolas Sarkozy bezeichnet sie gar als die Verkörperung der Gerechtigkeit und verleiht ihr den Titel des Kommandeurs des Nationalen Verdienstordens.
Späte Versöhnung?
Nur die Deutschen tun sich nach wie vor schwer mit Klarsfeld: Zuletzt hat die Linke sie für die Trägerschaft des Bundesverdienstkreuzes vorgeschlagen. Die Verleihung allerdings wurde ihr mehrfach verwehrt. Und jetzt als Kandidatin neben Joachim Gauck räumt man ihr auch keine Chancen ein. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig. Denn durch ihre Kandidatur verschafft sie sich nach langer Zeit wieder Gehör für ihre Geschichte und ihre Verdienste und kann somit vielleicht auch auf eine späte Versöhnung mit der deutschen Gesellschaft hoffen.
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