Dr. Googleberg
Die Universität Bayreuth wird die Dissertation von Karl-Theodor von und zu Guttenberg einige Wochen prüfen. Ob sie den wissenschaftlichen Standards genügt wird sich zeigen.
In der Plagiatsdebatte ist man nun nach einer Woche Diskussion endlich dort angekommen, worum es eigentlich geht: Um die Folgen für den Verteidigungsminister. Zuvor hatte Guttenberg auf seinen Doktortitel verzichtet und ihn bereits auf seinem Briefkopf gestrichen. Außerdem hat er eine Kommission beauftragt, die damit beauftragt wurde im Internet seinen Titel zu löschen. Nur auf seiner eigenen Homepage wurde das übersehen. Offiziell zurücknehmen kann ihn allerdings nur die Universität Bayreuth. Grundlage dafür ist die Promotionsordnung der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Hier ist geregelt, dass die Promotionskommission nach einer eingehenden Prüfung den Doktortitel aberkennen kann. Niemand sonst.
Nachher oder vorher?
Das spannende an der Debatte ist, dass im Nachhinein eine eingehende Prüfung der Dissertation stattfindet und an den Universitäten den Studenten und angehenden Doktoranden eingebläut wird, korrekt zu arbeiten, da man bei Betrug sowie so erwischt wird. Damit der wissenschaftliche Betrieb nicht auch noch seine Glaubwürdigkeit verliert, ist es wichtig, dass die Kommission in Bayreuth angemessen handelt. Es könnte eine Chance sein, dass durch diesen Fall wieder vermehrt auf richtiges wissenschaftliches Arbeiten geachtet wird.
Rücktritt unwahrscheinlich?
Politische Konsequenzen stehen in der Schwebe sind aber eher unwahrscheinlich. Da ein universitärer Titel nicht notwendig ist, um ein politisches Amt auszuüben, ist ein Rücktritt als Verteidigungsminister nicht notwendig. Allerdings ist die Glaubwürdigkeit mehr angeschlagen. Als Mitglied der CSU vertritt Guttenberg Werte wie Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und auch die Wahrung der Urheberschaft. Das Vertrauen in diese Werte dürfte nun gebrochen sein, obwohl Umfragen bestätigen, dass die Bevölkerung hinter Guttenberg steht.
Alles Taktik?
Trotzdem hat das Verhalten von Guttenberg viele verärgert. Erst das rigorose Abstreiten der Vorwürfe. Und am Ende das Eingestehen von „Fehlern“. Dazwischen noch ein bisher einmaliger Eklat auf der Bundespressekonferenz. Guttenberg gab am Freitag nur ausgewählten Pressevertretern eine Stellungnahme, während die Journalisten in der Bundespressekonferenz die Stellungnahme nicht zu Hören bekamen. Die Brüskierung der Journalisten führte dazu, dass zum ersten Mal in der Geschichte die Presse die Bundespressekonferenz fast geschlossen verlassen hat. Und dann nach einem ruhigen Wochenende die Rücknahme des Doktortitels, was eigentlich nicht möglich ist. Taktik?
„Googleberg“ ist nicht das Thema
Die Internetplattform „Guttenplag Wiki“ hat zwar zum großen Teil zum Aufdecken der Plagiate beigetragen, weil sie mit der Hilfe über hundert anonymer Freiwilliger die Dissertation analysierte, aber was parallel für witzige und hitzige Diskussionen und Pro- und Contra-Kämpfe im Internet ablaufen, sollte nicht Priorität in dieser Thematik sein. Anstatt die Fehler eines Einzelnen bis ins Detail zu zerpflücken, wäre es angebrachter in der „Copy & Paste“ Gesellschaft von heute den richtigen Umgang mit Medien sowohl in der Wissenschaft wie auch im Privaten zu diskutieren und zu lehren.