Ein Jahr auf Schloss Bellevue
Am 30. Juni 2010 wurde Christian Wulff nach einer äußerst langwierigen Abstimmung zum neuen Staatsoberhaupt der Bundesrepublik gewählt. Nach einem Jahr im Amt scheint der Bundespräsident nun angekommen zu sein.
Am 30. Juni 2010 wurde Christian Wulff nach einer äußerst langwierigen Abstimmung zum neuen Staatsoberhaupt der Bundesrepublik gewählt. Nach einem Jahr im Amt scheint der Bundespräsident nun angekommen zu sein. Und das obwohl er nicht der Kandidat war, den sich die Mehrheit der Deutschen gewünscht hatte. Er war keiner, dem man es zugetraut hätte, genug Mut und Persönlichkeit aufzubringen um das nominell höchste Amt im deutschen Staat mit Bedeutung zu füllen. Aber er war auch keiner, der sich von den geringen Erwartungen an ihn selbst hat abschrecken lassen.
Waldi oder Wolf
Christian Wulff wurde in den Medien kurz vor seiner Wahl zum Teil als eine Art Schoßhündchen der Kanzlerin bezeichnet oder wahlweise als das nächste Opfer von Angela Merkels Strategie, mögliche zukünftige Konkurrenten auf exponierte Posten zu verbannen. Mit seiner zurückhaltenden und ruhigen Art schien der neue Bundespräsident den Eindruck vom blassen Partei-Gefolgsmann zunächst zu bestätigen. Erst langsam findet er sich in seiner Rolle als Staatsoberhaupt zurecht.
„Der Islam gehört zu Deutschland“
Sein vielleicht prägendstes Statement gab er zum 20-jährigen Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 2010: „Der Islam gehört zu Deutschland“. Diese These wurde in den darauf folgenden Wochen und Monaten medial geradezu durch den Fleischwolf gedreht und immer wieder in Zusammenhang mit der Integrationsdebatte gestellt. Für Christian Wulff hatte der Satz aber noch aus einem anderen Grund große Bedeutung: zum ersten Mal hatte er deutlich Stellung bezogen. Zumindest an diesem Tag konnte man ihm nicht vorwerfen, keine eigene Meinung zu haben.
Präsident auf großer Fahrt
Auch die weiteren Termine des Bundespräsidenten hatten - zumindest auf dem Papier – Format von historischer Qualität. So reiste er unter anderem nach Israel, sprach vor der türkischen Nationalversammlung und war nicht zuletzt das erste deutsche Staatsoberhaupt, das eine Rede in Auschwitz hielt. Besonders hervorgetan durch Emotion oder Charisma hat sich Christian Wulff jedoch bei keinem dieser Auftritte.
Ein Platz in den Geschichtsbüchern
Der Bundespräsident betont immer wieder, dass er seine Aufgabe nicht darin sieht, sich in das politische Tagesgeschäft einzumischen. Dennoch sind oft gerade die Bundespräsidenten in bester Erinnerung geblieben, die genau das getan habe. Theodor Heuss prägte dieses Amt in 1950er beispielsweise durch seine Teilnahme an akutellen Streitfragen. Auch Richard von Weizsäcker scheute nicht davor zurück sich einzumischen, auch über die Parteigrenzen hinaus. Wenn Wulff auf lange Sicht einen ähnlichen Platz in der Geschichte einnehmen möchte, so wird er früher oder später seine Komfortzone verlassen müssen um den Bürgern das zu geben wonach sie sich sehnen: ein Staatsoberhaupt, das frei von Parteizwängen die demokratischen Ideale verteidigt und den Menschen Hoffnung spendet in schwierigen Zeiten.
Waldi oder Wolf
Christian Wulff wurde in den Medien kurz vor seiner Wahl zum Teil als eine Art Schoßhündchen der Kanzlerin bezeichnet oder wahlweise als das nächste Opfer von Angela Merkels Strategie, mögliche zukünftige Konkurrenten auf exponierte Posten zu verbannen. Mit seiner zurückhaltenden und ruhigen Art schien der neue Bundespräsident den Eindruck vom blassen Partei-Gefolgsmann zunächst zu bestätigen. Erst langsam findet er sich in seiner Rolle als Staatsoberhaupt zurecht.
„Der Islam gehört zu Deutschland“
Sein vielleicht prägendstes Statement gab er zum 20-jährigen Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 2010: „Der Islam gehört zu Deutschland“. Diese These wurde in den darauf folgenden Wochen und Monaten medial geradezu durch den Fleischwolf gedreht und immer wieder in Zusammenhang mit der Integrationsdebatte gestellt. Für Christian Wulff hatte der Satz aber noch aus einem anderen Grund große Bedeutung: zum ersten Mal hatte er deutlich Stellung bezogen. Zumindest an diesem Tag konnte man ihm nicht vorwerfen, keine eigene Meinung zu haben.
Präsident auf großer Fahrt
Auch die weiteren Termine des Bundespräsidenten hatten - zumindest auf dem Papier – Format von historischer Qualität. So reiste er unter anderem nach Israel, sprach vor der türkischen Nationalversammlung und war nicht zuletzt das erste deutsche Staatsoberhaupt, das eine Rede in Auschwitz hielt. Besonders hervorgetan durch Emotion oder Charisma hat sich Christian Wulff jedoch bei keinem dieser Auftritte.
Ein Platz in den Geschichtsbüchern
Der Bundespräsident betont immer wieder, dass er seine Aufgabe nicht darin sieht, sich in das politische Tagesgeschäft einzumischen. Dennoch sind oft gerade die Bundespräsidenten in bester Erinnerung geblieben, die genau das getan habe. Theodor Heuss prägte dieses Amt in 1950er beispielsweise durch seine Teilnahme an akutellen Streitfragen. Auch Richard von Weizsäcker scheute nicht davor zurück sich einzumischen, auch über die Parteigrenzen hinaus. Wenn Wulff auf lange Sicht einen ähnlichen Platz in der Geschichte einnehmen möchte, so wird er früher oder später seine Komfortzone verlassen müssen um den Bürgern das zu geben wonach sie sich sehnen: ein Staatsoberhaupt, das frei von Parteizwängen die demokratischen Ideale verteidigt und den Menschen Hoffnung spendet in schwierigen Zeiten.