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Interview Torsten Teichmann

Ein Deutscher in Israel

Autor(en): Antonia Franz , Sophia Waldenmaier am Dienstag, 26. Mai 2015
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Quelle: Waldenmaier/ M94.5

M94.5 Redakteurin Sophia Waldenmaier mit Torsten Teichmann in seinem Büro in Tel Aviv.

Vor kurzem erst feierten die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel ihr 50. Jubiläum. Doch wie lebt es sich eigentlich als deutscher Journalist in Israel?

Der ehemalige M94.5ler Torsten Teichmann ist seit August 2011 als ARD- Korrespondent in Tel Aviv tätig. M94.5 hat ihn zum Interview getroffen.

M94.5: Wie lebt es sich als Journalist in Israel?

Sehr sehr gut. Ich bin ja nicht nur Journalist, sondern auch sonst bin ich auch ein ganz normaler Mensch. Und es lebt sich natürlich sehr gut in Israel. Wenn man Tel Aviv kennt, dann weiß man hier gibt es einen Strand, es gibt viel Sonne, es gibt ein interessantes Nachtleben. Das ist nicht wie andere Auslandsplätze, wo die Ausländer sozusagen in einem bestimmten Gebiet der Stadt leben und da kommt sonst niemand hin, sondern hier wohnen wir mittendrin. Und wir haben israelische Freunde, wir haben palästinensische Freunde und das funktioniert alles.

M94.5: Sind Sie froh, dass Ihr Korrespondentenbüro in Tel Aviv und nicht in Jerusalem ist?

Unser Studio ist schon immer in Tel Aviv gewesen. Und privat gesprochen ja. Es ist ein leichteres Leben in Tel Aviv, weil wenn man genug hat, kann den Blick aufs Meer richten und kriegt den Kopf wieder frei. Ich mag Jerusalem sehr, aber Jerusalem ist auch eine enorm anstrengende Stadt, weil dort im Grunde alles aufeinander kommt auf kleinstem Raum. Und da haben sie dann nicht nur einen nationalen Konflikt zwischen den Palästinensern und den Israelis, sondern gibt’s innerhalb der israelischen Gesellschaft Konflikte zwischen den ultra-orthodoxen Juden und denen die sagen, wir sind säkular, warum müssen wir uns am Sabbath an eure Regeln halten?

M94.5: Ist es schon mal vorgekommen, dass Sie ihre israelischen Freunde vor den Kopf gestoßen haben mit ihrer Berichterstattung? Sodass Sie zu Beispiel am Essenstisch, wenn Sie eingeladen waren, heftig diskutieren mussten?

Ich glaube das ist die Grundaufgabe eines Journalisten, andere Menschen vor den Kopf zu stoßen. Man möchte ja anregen zum Nachdenken, in Kommentaren zum Beispiel. Aber ansonsten bemüh ich mich in der Berichterstattung, und da wird hier wirklich jedes Wort abgewogen, so zu berichten, dass ein reales Bild entsteht und kein verzerrtes. Ich glaube die Debatte am Essenstisch wird immer da sein. Hat sich aber viel auch entwickelt in den letzten Jahren. Also nach dem letzten Krieg Gaza 2014, da gabs einfach auch Freunde, die gesagt haben, ich glaub jetzt eher was du sagst. Das wollte man aber eigentlich garnicht hören. Das war eher sehr schmerzvoll. Weil das bestätigt eine Entwicklung, die man gesehen haben. Frustrierend ist, dass man natürlich sagt, an dem Punkt waren wir doch schonmal. Also es ist ja nicht der erste Krieg den ich hier erlebe. Ich war 2006 hier dabei, 2008, 2009 beim Krieg, 2012, 2014 war jetzt der vierte Krieg hier. Und die Situation hat sich nicht wesentlich geändert.

M94.5: Wenn man nach Gaza fährt, wie begegnen Einem da die Leute?

Sehr offen. Also es ist ähnlich wie hier, dass sie sich freuen, wenn man kommt. Dass sie sich freuen, wenn man sagt, man kommt aus Deutschland. Das ist in Israel häufig auch der Fall. Man wird überall eingeladen. Man wird zum Tee, zum Kaffee eingeladen. Sie erzählen sehr offen.
Es ist eine sehr große Gesellschaft. Man muss sich das immer wieder vorstellen, das sind 2 Millionen Menschen auf diesem kleinen Stück Land. Und damit ist sie natürlich auch sehr unterschiedlich. Also natürlich ist es bei Mitgliedern der Hamas zum Teil so, dass die misstrauischer sind. Aber es gibt eben auch ganz viele Studenten. Es gibt ganz viele Uni-Professoren, Mediziner, Ärzte... Menschen mit denen wir eben auch schon sehr lange zusammenarbeiten. Die wir immer wieder treffen um eben auch zu schauen: Was passiert da? Was ist die Kontinuität? In welche Richtung entwickelt sich das da? Ich glaube das ist ganz wichtig, dass man Menschen immer wieder trifft und guckt, wie geht’s ihnen heute? Damit man son bisschen selber schauen kann, wie sich Dinge entwickeln.

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