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Das Feature am 1. Mai

Foltercamps auf dem Sinai

Autor(en): Mariel Müller , Timo Nicolas am Freitag, 25. April 2014
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Quelle: © European Commission DG ECHO(EU Humanitarian Aid and Civil Protection)

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Im Niemandsland an der Grenze zu Israel leben Menschenhändler von einem grausamen Geschäft: Sie foltern entführte Flüchtlinge und erpressen Lösegeld von den Angehörigen.

Im Niemandsland an der Grenze zu Israel leben Menschenhändler von einem grausamen Geschäft: Sie foltern entführte Flüchtlinge und erpressen Lösegeld von den Angehörigen. Wir haben mit Opfern gesprochen, mit Aktivisten und Journalisten, die die Täter getroffen haben und mit einer Politikerin, die nicht länger zusehen will. 

"Sie haben uns jeden Morgen mit Schlägen und Peitschenhieben geweckt, haben uns geschmolzenes Plastik auf Hände und Rücken getropft und uns tagelang von der Decke hängen lassen."
Yonathans Geschichte ist nur eine von tausenden. Sie erzählt, was viele vor ihm erlebt haben und was noch viele nach ihm durchleben werden. Es ist die Geschichte von einem jungen Mann, dem Unbeschreibliches passiert ist. Auf der Flucht aus seinem Heimatland Eritrea wurde er von Menschenhändlern gekidnappt und auf die ägyptische Halbinsel Sinai verschleppt, wo er in einem Foltercamp monatelang physisch und psychisch aufs Schwerste gequält wurde. Viele haben diese Tortur nicht überlebt. Er schon. Er kann jetzt darüber berichten, was sich in der Wüste an der Grenze zu Israel abspielt: Ein Albtraum, der für tausende Ostafrikaner Realität wurde.

Die Foltercamps auf dem Sinai werden von Beduinen geführt, die in diesem von der Welt vergessen Winkel leben und Lösegeld von den Familien der Opfer erpressen. Ein Geschäft, das viele reich macht: Schlepperbanden und Militärs von Eritrea über Ägypten bis nach Europa. Mit den Jahren hat sich ein Netzwerk gebildet, ein Zyklus der Gewalt und der Folter, in dem die Camps auf dem Sinai nur die Spitze des Eisbergs bilden. Ein Zyklus, an dessen Ende zehntausende Tote, Verletzte, Staatenlose und Heimatsuchende stehen, die eigentlich nur auf der Suche nach einem besseren Leben waren.
Yonathan ist einer von ihnen. Er erzählt uns seine Geschichte. Und gibt somit unzähligen Opfern eine Stimme.

Foltercamps auf dem Sinai. Das Feature. Am 1. Mai um 18 Uhr auf M94.5.

Wiederholung am Sonntag, 4. Mai um 14 Uhr.

Unter folgendem Link kann jeder spenden, der Yonathan genannt unterstützen möchte.



Die Routen, auf denen die Geiseln aus dem Sudan auf den Sinai gebracht werden (Grafik: Human Rights Watch).

Unsere Interviewpartner:

Yonathan: Der Informatiker ist mit 27 aus seiner Heimat Eritrea geflohen. Er wurde entführt, auf den Sinai verschleppt und in einem Foltercamp drei Monate gefangen gehalten. Heute lebt er in einem Flüchtlingsheim in Schweden.

Meron Estefanos: Die Exil-Eritreerin ist selbst Opfer der Lösegelderpressungen geworden. Ihre Cousine wurde von Menschenhändler entführt und gefoltert, bis Estefanos einen hohen Geldbetrag überwiesen hatte. Die Journalistin und Dokumentarfilmerin lebt in Schweden. Sie hat Yonathan bei sich aufgenommen und steht regelmäßig in telefonischem Kontakt mit Folteropfern in den Camps und deren Angehörigen. Sie hat einen Bericht zu dem Menschenhandel auf dem Sinai veröffentlicht und den Fall vor dem Europäischen Parlament vorgetragen.

Michael Obert: Der Afrikajournalist ist für eine Reportage für das SZ-Magazin auf die Sinai-Halbinsel gefahren und hat mit einem der Folterer gesprochen. Er fand heraus: Die immense Armut der im Nord-Sinai lebenden Beduinenstämme steht im direkten Zusammenhang mit dem brutalen Foltergeschäft.

Annette Groth: Die Bundestagsabgeordnete der LINKEN war überrascht, als sie den damaligen Außenminister Guido Westerwelle Ende 2012 mit dem brutalen Geschäft auf dem Sinai konfrontierte: Er war bereits sehr gut informiert.

Elizabeth Tsurkov: Die Menschenrechtsaktivistin arbeitet für die in Israel ansässige Hilfsorganisation "Hotline for Migrant Workers" und kümmert sich um freigelassenen Folteropfer.

Tsafrir Cohen: Der gebürtige Israeli ist seit Jahren in der Region für die Hilfsorganisation "Medico International" aktiv und kennt die Hintergründe zur Entstehung der Foltercamps.

Wolfgang Büttner: Nach umfassender Recherche hat die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" einen 79-seitigen Bericht zu den Vorgängen auf dem Sinai veröffentlicht: „‘I Wanted to Lie Down and Die:’ Trafficking and Torture of Eritreans in Sudan and Egypt”. HRW-Sprecher Wolfgang Büttner hat mit uns darüber gesprochen. 


Foltercamps auf dem Sinai. Das Feature. Am 1. Mai um 18 Uhr auf M94.5.

Wiederholung am Sonntag, 4. Mai um 14 Uhr.

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