Ein süßes Babykätzchen, dessen Gehirn offenliegt, ein Affe, der christusartig in einer Apparatur steckt, damit er sich nicht bewegen kann, wenn ihm völlig überdosierte Substanzen in die Augen getropft werden. Tierversuche für kosmetische Inhaltsstoffe sind seit drei Jahren in der EU verboten. Trotzdem bekommt man in der Drogerie vor allem Schminke, die an Tieren getestet wird. Eine kleine Einführung in die Schattenseiten der Eitelkeit.
Seit 1986 darf Schminke und andere dekorative Kosmetik in Deutschland nicht mehr getestet werden. Für die gesamte EU, und für sämtliche Rohstoffe von Beautyprodukten gilt das seit 2009.
Trotzdem bleibt den Herstellern ein Schlupfloch: Zulieferer, die außerhalb der EU produzieren, unterliegen dem Gesetz nicht.
Genau das soll sich 2013 ändern. Angekündigt war ein komplettes Vermarktungsverbot von Tierversuchsprodukten, egal, ob diese innerhalb- oder außerhalb der EU hergestellt wurden.
Kurz vor Weihnachten hat die EU-Kommission aber einen Rückzieher gemacht: Es sei noch überhaupt nicht sicher, ob alternative Testmethoden vor 2023 überhaupt schon so zuverlässig sein können, dass die Industrie völlig ohne Testtiere auskommt.
Tierschützer werfen der Kommission Nähe zur Industrie vor - 2009 gab es einen gemeinsamen Finanzierungtopf für die Forschung nach Alternativen zu Tierversuchen. Gerade bei diesem Thema eine pikante Zusammenarbeit.

Trotzdem machen viele Hersteller die EU-Gesetze dafür verantwortlich, dass sie Tierversuche durchführen müssen. Bisher nicht verwendete Inhaltsstoffe fallen unter die Chemikalienrichtlinie der EU, und damit wird der Tierversuch Pflicht - was die Hersteller nicht oft genug in ihren Stellungnahmen erwähnen können.
"Für Rohstoffe sind Tierversuche zum Teil noch gesetzlich gefordert", schreibt zum Beispiel der Konzern Procter & Gamble, zu dem unter anderem Max Factor und Gilette gehören.
"Es gibt seltene Fälle, in denen die Regierung oder eine Behörde die Durchführung von Tierversuchen für einen Bestandteil unserer Produkte zur Gewährleistung des Verbraucherschutzes vorschreibt", klagt Coty, Marktführer im Duftsektor.
Dass es auch anders geht, zeigen die Eigenmarken von dm. P2, alverde, Balea, ebelin, Babylove und Sundance sind komplett tierversuchsfrei, genauso wie die Pflegeprodukte von Müller und REWE, sowie die Kosmetik von essence und Catrice.

Ein Blick auf die Stellungnahmen der einzelnen Unternehmen lohnt sich. Damit man selbst entscheiden kann, ob die eigene Mascara vorher in ein Affenauge geträufelt wurde.