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G9, G8 oder doch wieder G9?

Autor(en): M94.5 Politikredaktion am Sonntag, 19. März 2017
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Quelle: (c) pixabay

Von der endlosen Diskussion sind Schüler, Eltern und Lehrer genervt.

Seit 14 Jahren wird nun diskutiert wie lange das bayerische Gymnasium dauern sollte. Mitten drin: die Schüler und somit auch einige M94.5-Redakteure. 

 

Hilfe, ich werde G8 haben! Mit elf Jahren kam ich von der Grundschule auf das Gymnasium – und das war mein Gedanke. Sorge vor zu wenig Freizeit, zu viel Lernstoff und zu viel Überforderung in einem verkürzten Gymnasium waren vorprogrammiert, auch bei meinen Mitschülern. Wir waren geprägt von der Hysterie unserer Eltern, die schon damals die Debatte dominierten. Es mag ja sein: Die CSU-Staatsregierung hat das G8 ungeplant eingeführt und hätte den Lehrplan deutlich entschlacken müssen. Aber das erlaubt doch nicht Eltern und Politikern das G8 zu verteufeln, ohne selbst diese Schulform im Klassenzimmer erlebt zu haben. Heute sind wir wieder am selben Punkt: Eltern und Politiker fordern: Zurück zum G9. Und wer hört eigentlich auf die, die es betrifft, die Schüler und Lehrer? Wo sind deren Stimmen in der ganzen Diskussion? Als Gymnasiast habe ich acht Jahre auf den Punkt gewartet, an dem auch ich das G8 verteufle. Diesen Punkt gab es nie. Vielleicht geht das ja auch anderen Schülern so – sie werden halt nur viel zu selten gefragt in der ganzen Diskussion.

                                        - Florian Reil - 

 

Ich habe in Hamburg G8 gemacht, meine älteren Geschwister waren noch in den letzten G9 Jahrgängen. Es gab bei mir und bei den beiden immer Schüler die "schlechter" bzw. "besser" abgeschnitten haben, die Belastung war in beiden Fällen da, das macht also wahrscheinlich keinen großen Unterschied. Mir gefällt der Ansatz, den es jetzt dort gibt, nämlich klassisches Gymnasien, auf denen man G8 macht, kombiniert mit Stadtteilschulen, die die Haupt- und Realschulen vereint, sowie die Möglichkeit bietet, nach der mittleren Reife in der 10. Klasse ganz "normal" Abitur zu machen, allerdings mit 3 Jahren Oberstufe, also quasi G9. Das Problem ist, dass "Stadtteilschule" auf dem Zeugnis dann meist eine Benachteiligung bei Bewerbungen darstellt, weil sie einen schlechten Ruf haben. Grundsätzlich finde ich aber gut, dass die Möglichkeit zu wählen gelassen wird. Mir persönlich hat G8 nichts ausgemacht. Ich denke auch nicht, dass das zusätzliche Jahr allzu viel bringt, da die 11. Klasse dann meist als Auslandsjahr genutzt wird und man wahrscheinlich inhaltlich auch nicht mehr durchbringt. Mir gefällt aber auch das Argument des internationalen Vergleichs nicht, weil es meiner Meinung nach in dem Alter auf ein Jahr mehr oder weniger nicht ankommt, die meisten machen ja auch nach G8 Pause. Mich stört an der Diskussion noch das Hin- und Her und dass vor allem Leute diskutieren, die selber G8 nicht mitgemacht haben. Ich denke auch, dass diese Einstellung die Sicht der Kinder auf G8 beeinflusst und das ganze "schlimmer" erscheinen lässt.

- Manuel Engelfried - 

 

Ich persönlich bin für G8. Der Grund warum ich für G8 bin ist, dass fast alle Länder dieser Erde ein 12-jähriges Schulsystem haben. Nur Deutschland kann sich wieder nicht entscheiden. Das liegt meines Erachtens einfach am Konzept. Die Kultusministerien haben mit der Umstellung von G9 auf G8 einen großen Fehler gemacht. Sie haben den kompletten Stoff ungekürzt übernommen und ihn in den Lehrplan von G8 eingesetzt. G8 wäre erfolgreich gewesen, hätten sie den Lehrplan schlauer und effizienter gemacht. Weniger Zeit für Filme schauen und Nichts-Tun und mehr Zeit für das Aneignen von Soft Skills und Sachen wie Kochen oder Handwerk. Das würde in einem neuen G8 nicht schaden. Das beste Schulsystem bringt nichts, wenn die Kinder schulisch schlau sind, aber ansonsten nichts können. So soll das neue G8 nicht mehr das „Turbo-Abi“ sein, sondern ein Abitur voller Kompetenzen mit Qualität.

                              - Christian Huynh - 

Kommt jetzt wieder das G9? Die Staatsregierung überlegt, das neunjährige Gymnasium in Bayern wieder einzuführen. Seit seiner Einführung vor 13 Jahren war das achtjährige Gymnasium umstritten. Da kein Schüler beide Varianten des Gymnsaiums (ganz) durchlaufen konnte, ist es schwierig G8 und G9 aus Schülersicht wirklich zu vergleichen. Die geschätzten Mehrkosten von einer halbe Milliarde Euro stehen einer längeren Lernzeit, in der die Schüler den Stoff womöglich mehr vertiefen können gegenüber. Ein früherer Einstieg in den Arbeitsmarkt als Standortvorteil steht mehr Freizeit gegenüber. Ob hier wirtschaftliche oder gesellschaftliche Interessen schwerer wiegen, diese Frage werden sich die Politiker in den nächsten Wochen stellen müssen.

  - Bernhard Fischer - 

 

In Italien, wo ich zur Schule gegangen bin, gibt es kein G8 und somit auch keine Diskussionen darüber. Für mich war es selbstverständlich, 13 Schuljahre zu absolvieren, bevor ich mit der Immatrikulation an der Uni München dieses Kapitel hinter mich bringen konnte. Dort kam dann die Überraschung: Ein Großteil meiner Kommilitonen ist jünger als ich! Natürlich kann ich mich nicht in jene hineinversetzen, die G8 erlebt haben. Ich kann nicht nachvollziehen, wie viele Nachmittage für Unterricht draufgingen und welche Hobbies dabei vernachlässigt werden mussten. Aber ich erinnere mich noch genau, wie ich die Schule in meinem letzten Jahr zu hassen begann. Ich fand es lächerlich, jeden Tag pünktlich um acht Uhr morgens dort erscheinen zu müssen und die tadelnden Blicke der Lehrer zu ertragen, wenn ich im Unterricht einen Blick aufs Handy warf. Ich fand es lächerlich, mich wie ein kleines Kind an die Regeln halten zu müssen: Der Pausenhof darf nicht verlassen werden. Wer zweimal die Hausaufgaben vergisst, kriegt eine Note Abzug... Kurzum: Für mich hätten 12 Schuljahre eindeutig ausgereicht.

                                - Greta Prünster - 

 

Die G8/G9-Diskussion dauert jetzt schon eine gefühlte Ewigkeit und wird nur von besorgten Eltern und Politikern geführt. Die Politiker sind meist weit entfernt vom wahren Schulleben und schauen sich Statistiken an. Die besorgten Eltern, die das Beste für ihre Kinder wollen, sind aber auch nicht in der Lage Lehrpläne und den Bildungsanspruch an den Einzelnen im Ganzen zu erfassen. Der wirtschaftliche Faktor wird immer in Politik und von Eltern mit hineingerechnet. Was machst du dann danach? Wie verdienst du Geld? Wie hoch ist die Abiturientenquote? Wie schnell bringen wir starke Fachkraft in ihren Beruf? Bildung muss viel mehr als universal begriffen werden und einen höheren Stellenwert erhalten. Die Schüler sollten selbst ein Interesse für Themen entwickeln und diese vertiefen können. Dafür braucht man Zeit, deswegen ist G9 (für mehr Bildung) sinnvoll.

  - Tabea Huser -

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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