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Gegen das Vergessen

Autor(en): Vera Weidenbach am Donnerstag, 14. April 2016
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Quelle: Wojtek Kogut Photography flickr

Der Protest für die Rückkehr der Mädchen dauert an.

Vor genau zwei Jahren wurden 276 Schülerinnen in Nigeria von der Terrororganisation Boko Haram entführt. Noch immer kämpft die Kampagne BringBackOurGirls verzweifelt für ihre Rückkehr.

Als es passierte, war die Welt in Aufruhr. Ähnlich wie nach dem Anschlag auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo in Paris, waren die sozialen Netzwerke voller Solidarität. Die Hashtags #JesuisCharlie und #BringBackOurGirls wurden millionenfach benutzt. Prominente wie Michelle Obama und Friedensnobelpreisträgerin Malala forderten die nigerianische Regierung zum Handeln auf. Aber die Wellen in den sozialen Medien können sehr hoch sein und trotzdem werden sie schnell von der nächsten, vielleicht noch höheren, Woge verschluckt.
Am Jahrestag der Entführung wird unter dem Hashtag wieder an die Mädchen erinnert.

Sie protestieren immer noch

Eine kleine Gruppe von Eltern und  Aktivisten versammelt sich seit zwei Jahren jeden Tag um 17 Uhr in der nigerianischen Hauptstadt Abuja am "Brunnen der Einheit". Sie rufen und singen nach der Freilassung der Mädchen, die in dem Ort Chibok von Boko Haram Kämpfern aus der Schule entführt wurden. Aber zwei Jahre später sind die Chibok-Mädchen, wie sie in der Öffentlichkeit inzwischen heißen, so gut wie vergessen.

Es ist nicht bekannt, wo sie sich aufhalten und ob die Terroristen ihre Drohung von vor zwei Jahren, sie als Sklavinnen zu verkaufen, wahr gemacht haben. Mädchen die fliehen konnten, erzählen von sexueller Gewalt, einige waren bei ihrer Rückkehr schwanger. Trotzdem: Kein Minister in Nigeria unterstützt die Kampagne BringBackOurGirls. Der Bildungsminister beantwortet nicht einmal ihre Briefe. Auch heute gibt es wieder Kundgebungen.

Es darf nicht in Vergessen geraten, dass diesen Mädchen wegen ihrer Religion, ihres Geschlechts und der Inanspruchnahme ihres Rechts auf Bildung Grausames angetan wird. Während hierzulande über Meinungsfreiheit und Meta-Satire diskutiert wird, zeigt der Fall Chibok, wohin religiöser Extremismus führen kann. Natürlich ist das Erstarken von Boko Haram in Nigeria auch auf materielle Armut und korrpute Regierungen zurückzuführen. Der Fall Chibok ist ein real exisitierendes Worst-Case-Szenario. Er sollte Jeden daran erinnern, was für ein hohes Gut die Menschenrechte sind.

Der Terror frisst die Kinder

In Nigeria sind 2.3 Millionen Menschen vor Boko Haram auf der Flucht. 1.3 Millionen davon sind Kinder. Mit dem Terror haben Boko Haram, die 2015 dem sogenannten IS die Treue schworen, ein Teil ihres Plans bereits erfüllt. Der Name der islamistischen Terrororganisation bedeutet übersetzt soviel wie "Bildung ist Sünde" und in den Flüchtlingslagern haben die Kinder meistens keine Möglichkeit zur Schule zu gehen.

Dass die 276 Mädchen aus Chibok nicht als einzige Kinder in Nigeria vom Terror bedroht sind, ist klar. UNICEF hat zum zweiten Jahrestag der Entführung weitere schockierende Zahlen aus der gesamten Region veröffentlicht. Tausende Kinder sind in der Gewalt der Terroristen. Immer mehr von ihnen werden als Selbstmord-Attentäter missbraucht, weil sie weniger Aufsehen erregen. Besonders oft werden Mädchen gezwungen, sich in einer Menschenmenge in die Luft zu sprengen. Das ist trauriger Alltag in Nigeria.

 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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