Tutzinger Radiotage
Glaubwürdigkeit als Hauptthema
Medienmacher aus ganz Deutschland haben über die Zukunft des Radios diskutiert. Dieses Mal war Glaubwürdigkeit das Thema.
„Die Diskussion hier zeigt primär, dass wir Getriebene sind und keine Lotsen. Besonders, wenn öffentlich-rechtliche Kollegen sagen: Wir haben keine Zeit zu diskutieren. Unsere Rolle ist es dazu beizutragen, dass es eine Meinungsbildung in der Gesellschaft gibt. Das geht nicht dadurch, wenn ich mich positioniere.“
Schiwa Schlei, Wort- und Online-Chefin bei Funkhaus Europa
Diese Anmerkung zeigt bereits wie kontrovers der Umgang mit der Glaubwürdigkeitskrise in den Medien auch unter Journalisten diskutiert wird. Zum Auftakt der Radiotage in Tutzing diskutierten Caja Thimm, Medienexpertin von der Universität Bonn, Ine Dippmann (MDR Info) und Florian Schwinn (hr2 Kultur) auch über den Umgang mit Pegida und AfD.
#AfD Rechtspopulisten nennen? Björn Höcke Nazi nennen? Spannende Diskussion! #tura16
— Lennart Hemme (@hemme) 11. September 2016
"Schwer die Befindlichkeiten gegenüber der AfD abzuschalten"
Beide befeuern bekanntlich die Glaubwürdigkeits-Debatte durch ihren „Lügenpresse“-Vorwurf. „Es ist sehr schwer manchmal die eigenen Befindlichkeiten auszuschalten, wenn jemand vor einem steht, der sagt: Natürlich möchte ich gerne Ihren Job abschaffen“, meint Ine Dippmann über den Umgang mit der AfD.
Trotzdem besteht Einigkeit, dass auch diese Partei in der Berichterstattung vorkommen muss. Denn wer keinen Platz darin bekommt, wird mystifiziert, sagt Caja Thimm. Wenn die AfD hingegen genauso wie die anderen Parteien behandelt würde, erhielte sie auch weniger Aufmerksamkeit.
.@cthimm rät: #AfD in Medien auch eine Bühne geben, um die Partei zu entzaubern. #tura16
— (((mariok.))) (@glomse) 11. September 2016
Journalisten müssen ihr Handwerk besser erklären
In Workshops arbeiteten die Journalisten an Lösungen für das Glaubwürdigkeits-Problem. Das eigene Handwerk müsse den Hörern besser erklärt werden, so ein Fazit von der Tagung. Transparenz und der vermehrte Dialog mit den Hörern sind dabei die richtigen Strategien, findet Christoph Ebner, Leiter des SWR-Hörfunk-Studios in Freiburg.
„Wir müssen mit unseren Hörern, Zuschauern und Usern in Kontakt treten, um zu wissen, was sie interessiert. Wir müssen deutlich machen, wie wir berichten.“ Falls Fehler bei der Berichterstattung passieren, müssten diese zugegeben werden, denn: „Uns wird sonst sofort vorgeworfen, dass wir Dinge verheimlichen.“
Im Bild: Christoph Ebner (2.v.r.) diskutiert mit seiner Workshop-Gruppe in Tutzing.
Neben der Glaubwürdigkeits-Debatte beschäftigten die Tagungsgäste auch technische Neuerungen, wie den journalistischen Nutzen der Social App Snapchat und inwiefern sich 360 Grad-Videos auch für Radiomacher eignen. Mehr zur Tagung erfahrt ihr auf www.radiotage.wasmitmedien.de.
LIVE auf #Periscope: 360 Grad Video, VR, Facebook Live - Eure Fragen an @Ma_Heller! #tura16 https://t.co/pZUEz8v86Z
— Tutzinger Radiotage (@radiotage) 13. September 2016