Hamado Dipama verklagt Münchner Clubs
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? - Einige Münchner Clubs anscheinend schon.
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? - Einige Münchner Clubs anscheinend schon. Sie werden jetzt wegen Diskriminierung verklagt.
Hamado Dipama ist aus Burkina Faso geflohen und wohnt seit 2002 in München. Inzwischen sitzt er im Ausländerbeirat der Stadt. Eine Sache ist ihm hier sehr schnell aufgefallen: Als Schwarzer kommt man nicht in Clubs rein, oder zumindest wesentlich schwerer als Leute europäischer Abstammung.
Schon 2012 hat er deshalb mit Bekannten einen Test gemacht: In mehreren Gruppen haben sie versucht, in Clubs Einlaß zu bekommen. Die Wahrnehmung Dipamas hat sich dabei bestätigt: Die afrikanische Gruppe wurde nur in 5 von 25 Clubs eingelassen, die westeuropäische Vergleichsperson konnte ohne Probleme in alle Clubs rein.
Clubs sind was für Weiße
Auf Basis dieses Tests verklagt er nun sechs Münchner Clubs, "die schwerwiegendsten Fälle", wie er sagt, auf Unterlassung und Schmerzensgeld. Diskriminierung anhand der Herkunft ist nach dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verboten.
Vertreter des Vereins der Münchner Kulturbetreiber (VdMK) hingegen versichern, dass es in Clubs des VdMK keinen institutionalisierten Rassismus gebe, Türsteher würden nicht angewiesen, Schwarze nicht hineinzulassen.
Juristisch schlecht vorbereitet
Daniel Süß ist Betreiber des Harry Klein, das nicht zu den verklagten Clubs gehört. Er gibt aber zu bedenken, dass die Prozesse juristisch schlecht vorbereitet seien: Da jeder Club nur einmal getestet wurde, wird es wohl schwer sein, im Einzelfall Diskriminierung nachzuweisen. Dass die Abweisungsquote bei allen getesteten Clubs bei 20 von 25 lag, legt zwar nahe, dass es im Gesamten Rassismus gibt - aber wie will man dem Einzelnen Club das nachweisen, wenn jeder nur einmal getestet wurde? Im Einzelfall könnte es auch andere, legitime, Gründe gegeben haben, die Schwarzen abzuweisen.
Schwarzer Musikgeschmack
Die detaillierten Gründe werden wohl in den Prozessen aufgearbeitet, aber Süß vermutet, dass oft der vermeintliche Musikgeschmack Grund für die Abweisung an der Clubtür war.
Auch Dipama erzählt, dass es tatsächlich bei allen fünf Clubs, in die die Afrikaner eingelassen wurden, vorher Diskussionen um den Musikgeschmack der Schwarzen gab: "Ein Türsteher hat gemeint, Ihr könnt ja mal reinschauen, ob es euch gefällt. Bei den anderen wurde sowas aber nicht gesagt."
Beim Harry Klein-Club sei es durchaus üblich, die Gäste nach ihrem Musikgeschmack zu fragen, meint Daniel Süß. Hier werde progressiver Elektro gespielt, der der Laufkundschaft oft nicht gefalle. Doch viele andere Clubs spielen Musik, die möglichst vielen gefallen soll.