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Ghostwriting

Hausarbeit - ab 1800 Euro!

Autor(en): Katja Sontheim am Donnerstag, 23. Juli 2015
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Quelle: M94.5/Rupprich

Hausarbeiten schreiben - nicht jedermann´s Sache.

Du hast keine Lust oder Zeit deine Hausarbeit selbst zu schreiben? Dann kauf sie dir einfach! Doch wie legal ist das? 

Die wenigsten Studenten schreiben gerne wissenschaftliche Arbeiten. Keine Lust, zu wenig Zeit, zu viel Stress. Dabei ist die Haus-, Bachelor-, oder Masterarbeit mittlerweile nur noch ein paar Klicks entfernt...

Was bedeutet Ghostwriting?

Ghostwriting heißt, dass man seine wissenschaftliche Arbeit nicht selbst schreibt, sondern schreiben lässt - und dafür dann meistens ziemlich viel Geld bezahlt. Hinter der Arbeit steckt dann also ein anderer Autor, der sogenannte Ghostwriter. 

Wie sieht das Geschäftsmodell aus?

Die Branche ist mittlerweile zum florierenden Geschäftsmodell geworden. Es gibt weltweit operierende Ghostwriting-Agenturen, wie beispielsweise Acad Write, die ihr Geld damit verdienen, die Aufträge der Kunden an passende Ghostwriter zu vermitteln, die die Arbeit dann schreiben. Acad Write ist mittlerweile überall im englisch- und deutschsprachigen Raum vertreten, 300 Autoren und Autorinnen schreiben für die Agentur.

Der Umsatz liegt laut Dr. Thomas Nemet, Geschäftsführer von Acad Write, bei ca. zwei Millionen Euro jährlich. "Der Kunde schickt uns seinen Auftrag, beispielsweise eine 20-seitige Arbeit zum Thema Kant. Wir berechnen dann den Preis dafür und leiten den Auftrag an einen unserer Autoren weiter, der für dieses Fachgebiet qualifiziert ist.", so Nemet. Die Preise werden dann nach Seite berechnet. Das fängt bei 5 Seiten für rund 1800 Euro an und hört dann bei ca. 300 Seiten für bis zu 18000 Euro auf, und das ohne jegliche Notengarantie.

Die Frage, ob das Anbieten wissenschaftlicher Arbeiten für Geld unmoralisch und ungerecht ist, stellt sich für Dr. Thomas Nemet dabei nicht. "Wir sagen unserem Kunden klar: Er darf die Arbeit nicht unter eigenem Namen einreichen. Wenn er das trotzdem tut, kann ich dagegen nichts machen."

Wer schreibt?

Ghostwriter werden kann eigentlich jeder, der selbst einen relativ hohen akademischen Abschluss, beispielsweise einen Master- oder Doktortitel hat. Bewerben kann man sich einfach auf der jeweiligen Agentur-Homepage. So hat es auch Alex aus München gemacht. Er schreibt für mehrere Agenturen, darunter beispielsweise Gwriters. Seine Fachbereiche sind Finanz- und Politikwissenschaften.

Nebenberufllich als Ghostwriter zu arbeiten, ist für ihn gleichzeitig Hobby. "Das wissenschaftliche Schreiben liegt mir und macht mir auch Spaß", erzählt er. "Wenn die Agentur dann einen für mich passenden Auftrag auf die Seite stellt, bewerbe ich mich dafür und hoffe, dass ich den Zuschlag bekomme". Auch für ihn stellt sich die Frage nach der Moral nicht, denn die Verantwortung, was der Kunde mit der Arbeit macht, liegt nicht bei ihm. "Und es ist ja so: Wenn ich die Arbeit nicht schreibe, schreibt sie halt ein anderer."

Wer bestellt?

Dr. Thomas Nemet, Geschäftsführer der Ghostwriting-Agentur Acad Write, kennt viele der Geschichten seiner Kunden. Er glaubt nicht, dass seine Kunden einfach reiche Studenten sind, die keine Lust haben, ihre Arbeit selbst zu schreiben.

"Die meisten unserer Kunden sind natürlich Studenten, von denen viele ernste Probleme haben", erzählt er. "Einmal hatten wir eine Krebspatientin, die einfach nur noch ihr Studium beenden wollte, die Arbeit selbst aber nicht mehr schreiben konnte. Außerdem leiden viele einfach unter Burn-Out und dem enormen Leistungsdruck und kratzen sich das Geld für die Arbeit dann irgendwie, notfalls mit einem Kredit, zusammen."

Wissenschaftlicher Betrug

Reicht der Kunde die gekaufte Arbeit unter seinem eigenen Namen ein, ist das ganz klar wissenschaftlicher Betrug. Denn damit verstößt man nicht nur gegen die Eidesstattliche Erklärung, die man abgegeben hat, sondern auch gegen die geltenden Prüfungsordnungen.

Theoretisch haben die Agenturen und Autoren selbst damit aber nichts zu tun. Durch ihre AGBs, die den Kunden das Einreichen unter eigenem Namen eigentlich verbieten, geben sie die Verantwortung an den Kunden ab. Aber natürlich ist Dr. Thomas Nemet und auch Alex aus München klar, dass genau das der Sinn hinter ihrem Geschäftsmodell ist: Wissenschaftliche Arbeit kaufen, unter eigenem Namen einreichen, die Punkte dafür abstauben. 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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