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Hungerstreik am Rindermarkt

Autor(en): am Montag, 27. Mai 2013
Quelle: © Radio M94.5(M94.5)

Seit Samstag befinden sich in der Münchener Innenstadt 50-100 Flüchtlinge im Hungerstreik. So sieht es vor Ort aus.

Hungerstreik am Münchener Rindermarkt

Seit Samstag befinden sich in der Münchener Innenstadt 50-100 Flüchtlinge im Hungerstreik. Als Ort für ihren Protest haben sie sich einen prominenten Platz im Herzen Münchens ausgesucht: Den Rindermarkt. Läuft man vom Marienplatz die Rosenstraße entlang, sieht man sie schon von Weitem: Die weißen Zelte, die eigentlich keine Zelte sind, sondern Pavillons ohne Wände, dazwischen einige Planen. Nähert man sich dem Rindermarkt weiter, erkennt man direkt unterhalb des Brunnens ein weißes Banner, das die Situation vor Ort klarmacht: „Wir wehren uns! Hungerstreik der Asylsuchenden“ ist dort zu lesen, darunter eine Strichliste, auf der die Tage des Streiks gezählt werden.

Flüchtlinge, Unterstützer, Spaziergänger

Die Flüchtlinge kommen aus Bangladesch, Afghanistan, Syrien und vielen anderen Ländern. Sie liegen und sitzen jetzt am Münchener Rindermarkt zwischen den Planen und Pavillons. Schlafsäcke sind zu sehen, ein paar Stühle und Paletten, die vor dem nassen Boden schützen sollen. Man sieht den Protagonisten dieses Hungerstreiks an, dass sie seit Tagen nichts gegessen haben. Es geht ihnen sichtlich schlecht.

Auf der einen Seite des Camps haben Unterstützer des Protest ein Infozelt aufgebaut. In diesem Zelt liegt die „Erklärung der hungerstreikenden Asylsuchenden am Rindermarkt in München“ aus. Hieraus geht hervor, dass die Flüchtlinge oder „non-citizens“, wie sie sich selber nennen, die gleichen Bürgerrechte für sich einfordern, die auch die „citizens“ besitzen. Der Sprecher der Gruppe, Ashkan Khorasani, nennt die konkrete Forderung: "Wir haben nur eine Forderung, nämlich dass uns das höchste Asyllevel in Deutschland gewährt wird."

Das Infozelt ist aber auch der Platz, an dem sich Münchenerinnen und Münchener melden, die selbst aktiv helfen wollen und zum Beispiel ein Auto zur Verfügung stellen können. Kleidung muss getrocknet, neue Zelte bereitgestellt und Babynahrung für die Kleinsten aufgetrieben werden.

Neben den Flüchtlingen und ihren Unterstützern sind einige Schaulustige zu sehen. Unter ihnen interessierte Touristen, die wissen wollen, was hier eigentlich los ist und warum protestiert wird. Daneben aber auch Menschen, die keinerlei Verständnis aufbringen und laut über die „Asylanten“ schimpfen.

Ursachen und Folgen

Der Grund für den passiven Protest am Rindermarkt ist die aus der Sicht der Flüchtlinge unwürdige Unterbringung und Behandlung in Bayern. So wurde beispielsweise ein umstrittener Containerpark in der St.Veit Straße kürzlich wieder eröffnet. Dieser wurde 2009 wegen eklatanter hygienischer Zustände geschlossen. Wie lange der Protest noch anhält, ist indes schwierig zu sagen. Ein Hungerstreik kann ab der dritten Woche so gefährlich werden, dass der Körper bleibende Schäden davon trägt. Allerdings hängt alles von der körperlichen Konstitution der Streikenden ab. Das RAF-Mitglied Holger Meins hat beispielsweise 57 Tage im Hungerstreik verbracht, bis er daran gestorben ist. Die Situation der Flüchtlinge am Rindermarkt ist allerdings noch gefährlicher. Seit Dienstag haben sie nämlich auch das Trinken eingestellt.

Dr. Frithjof Wagner vom Bayerischen Roten Kreuz erklärt die Folgen eines solchen, sogenannten "trockenen" Hungerstreiks: "Der Körper schaltet dann auf eine Art Sparprogramm und versucht sich nur noch auf das Überleben zu konzentrieren. Nach wenigen Tagen tritt dann eine Art Verdursten ein, bei der man müde, teilnahmslos bis bewusstlos wird. Ich kenne die Betroffenen in München nicht, denke aber, dass man leicht einige Tage ohne Nahrung auskommen kann, aber eigentlich nicht drei Tage ohne Wasser."

Dieser Zeitraum ist in München bereits überschritten und die Zahl der Streikenden, die ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen, steigt weiter. Ärzte sind ständig vor Ort, dürfen die Streikenden aber nicht zwangsernähren.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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