Fünf Rücktritte und ein Todesfall
Rücktritte, Verhaftungen und ein Todesfall - kaum ein Medienskandal hatte je so große Auswirkungen. Schon gar nicht, wenn die Rücktritte auch aus Polizeikreisen erfolgen und der Pressesprecher des Regierungschefs verhaftet wird. Doch genau das ist in England passiert. Aber wie hängt alles zusammen und wie wird es weitergehen?
Was ist der Abhörskandal?
Seine Anfänge liegen schon ein paar Jahre zurück: 2005 kamen erstmals Vorwürfe auf, Reporter der "News of the World" würden einen Teil ihrer Informationen mittels illegaler Abhörpraktiken sammeln. Scotland Yard ermittelte und verurteilte einen Reporter und einen Privatdetektiv zu einigen Monaten Haft. Damit war der Fall für die Polizei abgeschlossen.
2011 wurde schließlich bekannt, dass nicht nur britische Prominente, sondern auch Hinterbliebene der Terroranschläge in London 2005 sowie Mobilboxen einiger Opfer von Gewaltverbrechen abgehört worden waren. Die daraus resultierenden Proteste in der britischen Bevölkerung führten zum gegenwärtigen Abhörskandal.
Wer ist Rupert Murdoch?
Rupert Murdoch ist ein US-amerikanischer Medienmogul. Er besaß auch in England großen Einfluss mit der Boulevardzeitung "News of the World". Der Skandal führte zum Ende des Blattes. Eine Anhörung vor dem britischen Parlament soll nun klären, in wie weit Rupert Murdoch und sein Sohn James für das illegale Abhören von Mobilboxen verantwortlich sind.
Wie sind ehemalige Redakteure in den Abhörskandal verstrickt?
Auch Rebekah Brooks, eine enge Vertraute Rupert Murdochs, soll an der Anhörung teilnehmen. Am Freitag trat die ehemalige Chefredakteurin der "News of the World" von ihrem Amt als Geschäftsführerin des Verlags "News International", der die Zeitung herausgab, zurück.
Ihr Nachfolger im Amt des Chefredakteurs war 2003 Andy Coulson. Der musste jedoch 2007 in Folge der ersten Ermittlungen zum Abhörskandal den Posten abgeben. Doch er fand schnell eine neue Beschäftigung - als Kommunikationschef des britischen Premierministers David Cameron. Im Januar 2011 trat er auch von diesem Amt zurück.
Glaubt man Sean Hoare, einem ehemaligen Reporters der "News of the World", war Coulson derjenige, der ihn zum Hacken der Telefone angestiftet hat. Doch Hoare fand man am Montag Abend tot in seiner Wohnung. Die Polizei stuft seinen Tod jedoch als unverdächtig ein.
Was hat Scotland Yard damit zu tun?
Ein weiteres ehemaliges Redaktionsmitglied, Neil Wallis, stellt die Verbindung her. Er wurde nach seiner Tätigkeit bei "News of the World" von Scotland Yard zu einem nicht unerheblichen Tageslohn als PR-Berater konsultiert.
Scotland Yard-Chef Paul Stephenson trat am Freitag zurück, nachdem Bestechungsvorwürfe gegen ihn laut wurden: Wallis habe ihn mehrfach zum Lunch eingeladen und für die Übernahme seiner Kurkosten gesorgt.
Gleich tat es ihm kurz darauf der stellvertretende Polizeichef John Yates, allerdings aus einem anderen Grund: Er führte 2006 die ersten Ermittlungen im Abhörskandal und stufte ihn als Einzelfall ein. 2009 veröffentlichte "The Guardian" neue Hinweise über Abhörpraktiken, doch er verweigerte eine Wiederaufnahme des Falls. "Das war Mist" - so Yates wörtlich.
Wie wird es weitergehen?
Das wird vor allem von den Reaktionen auf die Anhörung Murdochs und Rebekah Brooks abhängen. Ein weiterer interessanter Aspekt zur Aufklärung des Skandals: Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses Whittingdale ist ein facebook-Freund von Rebekah Brooks.