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Aus der Mitte der Gesellschaft

Autor(en): Matthias Middendorf am Montag, 13. Februar 2012
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In vielen deutschen Städten gibt es ihn bereits: Den Kältebus, der Nacht für Nacht auf den Straßen fährt, um Obdachlosen zu helfen. Auch München hat jetzt einen Kältebus - wenn auch nur dank engagierten Bürgern.

In vielen deutschen Städten gibt es ihn bereits: Den Kältebus. In Berlin fährt er beispielsweise seit 1994 in den Monaten zwischen November und März Nacht für Nacht auf den Straßen, um Obdachlosen zu helfen. Auch München hat jetzt einen Kältebus - wenn auch nur dank engagierten Bürgern.

Sein Engagement begann auf Facebook: Anfang Februar hat der Münchner Walter Hiel in seinem Freundeskreis und auf der sozialen Plattform eine Initiative gestartet. Anfangs fuhren Hiel und weitere freiwillige Helfer die Isarbrücken ab, um den dortigen Obdachlosen zu helfen: „Man muss dort Tag und Nacht bei diesen eisigen Temperaturen von bis zu Minus 20 Grad liegen, dann meist oft unter sehr zugigen Unterführungen oder Brücken, das können wir uns gar nicht vorstellen“, so der Werbekaufmann.

Engagement im Internet gestartet

Die Initiative des 57 jährigen wurde in seinem Freundeskreis sehr positiv aufgenommen. Es meldeten sich Freunde und Bekannte, die spontan helfen wollten. Daraufhin fuhren sie in den kalten Februartagen mit privaten PKW durch die Nächte. Hiel und die anderen spontanen ehrenamtlichen Helfer versorgten ihre „Klienten“ mit warmen Getränken, Essen, weiteren Decken und Schlafsäcken.

Positive Spendenbereitschaft

Parallel zu Hiel's Initiative startete auch Golden Donkey e.V. ein Kältebusprojekt. Der gemeinnützige Münchner Förderverein unterstützt seit April 2009 wohltätige Projekte und Einrichtungen. Das Engagement wurde von den Obdachlosen von Beginn an angenommen, so Michael Hoffmann vom Verein Golden Donkey e.V.: „Wir haben jeden Tag Leute gefunden, die sehr froh waren noch ein oder zwei Decken mehr zu haben. Das Feedback von den Obdachlosen war bisher sehr positiv.“ Er würdigt vor allem die Spendebereitschaft der Münchner Bürger, die Decken, Jacken und Schlafsäcke zur Verfügung stellen oder sich an den Verein wenden und ihre Hilfe anbieten.

Zusammenarbeit mit „Golden Donkey e.V.“

Anfangs war geplant, ein langfristiges Projekt zu finanzieren. Über das Online-Spendenportal betterplace.org sollte eigentlich erst für November 2012 ein Kältebus finanziert werden. Durch die anhaltende Kälte in diesem Winter war jedoch ein schnelleres Handeln gefordert. Deshalb suchten der Förderverein und Walter Hiel das Gespräch und entschlossen sich nach einem Treffen zu einer unbürokratischen Kooperation.

Hilfe vom Flughafen

Als dann der Flughafen München auf die Initiatoren zuging und anbot, zwei derzeit nicht benötigte Flughafenbusse zur Verfügung zu stellen, ging es schnell: Am 6. Februar stellte die Flughafengesellschaft spontan zwei Busse zur Verfügung, die die Initiatoren zu stationären Wärmestuben umbauen wollten. Der Flughafenverein München e.V. spendete Geld für den Ausbau mit Heizungen und es fand sich ein Grundstück direkt am Ostbahnhof, wo ein 18 Meter lange Gelenkbus in den darauffolgenden Tagen umgebaut wurde. Am Orleansplatz hat der zur Wärmestube umgebaute Bus seit dem 11. Februar seine Türen für Obdachlose geöffnet. Bis dahin stellten Betreiber der Kultfabrik eine alte Diskothek zur Verfügung, die als Übergangslösung als Schlafplatz für Obdachlose genutzt werden konnte. Wirte der Kultfabrik waren es auch, die einen Lieferwagen bereit stellten, der neben den privaten PKW auf nächtliche Tour gehen konnte.

Obdachlosigkeit bei uns

In München leben Schätzungen zu Folge rund 300 Obdachlose. Im Vergleich zu Berlin, wo es rund 8.000 Obdachlose gibt, vergleichsweise wenig. Für Michael Hoffmann war das kein Grund, nicht zu helfen: „Es zählt jeder einzelne Mensch. Einen ersten Kältetoten gilt es München auf jeden Fall zu verhindern“.

Vorbeikommen ohne Auflagen

Die Stadt teilte mit, dass es in München genug Schlafplätze für Obdachlose gebe. Wie zum Beispiel in der Teestube „komm“, zwischen Poccistraße und Goetheplatz. Der Haken: nicht jeder kann oder will diese Angebote annehmen, weil sie teilweise mit Auflagen für die Obdachlosen verbunden sind. Eine Konkurrenz zu anderen Münchner Institutionen wollen die Initiatoren des Münchner Kältebusses jedoch nicht schaffen. Stattdessen setzt man auf Kooperation: Mittlerweile waren am 15. Februar auch Sozialarbeiter der Teestube „komm“ am Kältebus am Orleansplatz, um mit den dort untergebrachten Obdachlosen zu sprechen.

Für Kältebus spenden

Am 16. Februar starteten die Initiatoren einen erneuten Spendeaufruf unter dem Motto „Münchner Kältebus als feste Institution“ auf betterplace.org. Für den nächsten Winter soll ein Transporter angeschafft werden, „der ausreichend Platz bietet, um Obdachlose zu entsprechenden Einrichtungen zu transportieren“, so der Verein Golden Doney e.V. Ein Kältebus für München sei längst überfällig.

Spontanes und unbürokratisches Engagement

Beide Projekte, der zur Wärmestube umgebaute Flughafenbus und der mobile Kältebus sind dem spontanen, unbürokratischen sozialen Engagement von Münchner Bürgern und Bürgerinnen zu verdanken. „Wir wollen einfach nur spontan helfen, dass ist der ganze Sinn und Zweck. Jetzt ist es kalt und jetzt wollen wir helfen“, so Walter Hiel.

Wer die Initiative „Münchner Kältebus“ unterstützen möchte, kann über die Homepage golden-donkey.de Kontakt zum Verein aufnehmen und sich laufend unter „Münchner Kältebus“ auf Facebook über den aktuellen Stand informieren. Wer einen Obdachlosen sieht, der Hilfe benötigen könnte, kann seit ein paar Tagen den Kältebus rund um die Uhr über die kostenfreie Telefonnummer 0800 – 123 2 321 kontaktieren.

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