Es ist eine nicht endende Streitfrage: Wird in München ein neuer Konzertsaal gebaut oder lassen Stadt und Bayerns Regierung den Gasteig neu sanieren? Im April brachten Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) und Münchens zweiter Bürgermeister Josef Schmid (ebenfalls CSU) einen neuen Vorschlag auf den Weg. Demnach könnte auf der Fläche des Eissportzentrums im Olympiapark ein neuer Konzertsaal entstehen.

In einem Interview mit dem "Münchner Merkur" äußerte sich nun der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zu diesem Vorhaben: „Ich halte den Standort Olympiapark im Moment für den plausibelsten. Aber auch da muss man erst klären, ob er überhaupt verfügbar ist, ehe man in eine vertiefte Prüfung einsteigt, die Millionen kostet.“

Reiter gibt "Zwillings-Konzept" auf

Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) unterstützt einen Neubau. Eine aufwändige Sanierung würde keine Vorteile für die Orchester, die freien Veranstalter und die Besucher bedeuten, teilte das Stadtoberhaupt letzten Donnerstag mit. Damit rückt er von seinem zuvor favorisierten „Zwillings-Konzept“ ab, das neben der Renovierung des Gasteiges eine gleichzeitige Nutzung des Gebäudes von Münchner Philharmonie und des Symphonieorchesters des Bayrischen Rundfunks (BR) vorsah. „Ministerpräsident Horst Seehofer muss nun entscheiden, ob er den Neubau eines weiteren Konzertsaales in München durch den Freistaat Bayern realisieren will oder nicht", sagte Reiter.

BR kommentiert Vorschlag bisher nicht

Landesregierung und Stadtverwaltung hatten im Februar einen Sturm der Empörung ausgelöst als sie lediglich eine Sanierung des Gasteigs verkündeten. Opposition sowie zahlreiche Künstler und Musiker forderten vehement einen Neubau. Vor allem der BR kritisierte die Regierungsentscheidung. Im Auftrag der Rundfunkanstalt prüfte ein Experte das „Zwillings-Konzept“ und stellte fest, dass es nicht möglich sei „alle Aktivitäten von Münchner Philharmonikern und dem BR-Symphonieorchester in der Philharmonie durchzuführen.“

Zum neuen Vorschlag eines Konzerthauses im Olympiapark wollte sich der BR auf Anfrage von M94.5 jedoch nicht äußern. Der amerikanische Komponist Leonard Bernstein hingegen hatte sich zu diesem Thema bereits radikaler ausgedrückt. „Burn it“, soll er gesagt haben, als er in den 80er Jahren im Gasteig als Dirigent gastierte.