"Lieber 13 Jahre Schule, als 12 Jahre den Stress!"
G8, das achtjährige Gymnasium, feiert dieses Schuljahr seinen achten Geburtstag. Doch niemand kann sich so recht mit dem G8 freuen. Zu viel wird von den Schülern gefordert: Nachmittagsunterricht, die zweite Fremdsprache schon in der 6. Klasse und Abitur in fünf Fächern.
„Lieber 13 Jahre Schule, als 12 Jahre den Stress“ sagt Harriet Boos von der Schülerinitiative München.
Daher haben Münchner Schülerinnen und Schüler heute eisige Kälte dem warmen Klassenzimmer vorgezogen, um für bessere Bildung zu demonstrieren.
Schon jetzt leiden nicht nur die Kinder, sondern auch deren Eltern. Das Familienleben kommt zu kurz. Genauso außerschulische Beschäftigungen, wie Musik- und Sportunterricht. Und der Lernstoff lässt sich sehr häufig nur noch mit Nachhilfe bewältigen.
Den Demonstrierenden geht es aber nicht nur um die Abschaffung des G8. Sie fordern außerdem eine Demokratisierung der Schulen, also mehr Mitspracherecht für Schüler. Damit soll schon beim Lehramtsstudium angefangen werden. Die Schüler schlagen vor, für sie das Fach Demokratiepädagogik einzuführen.
Zur Demo sind nicht nur Gymnasiasten gekommen. Auch Haupt-und Realschüler sind mit dabei. Sie kritisieren unter anderem die Einführung der Mittelschulen, die nach ihrer Meinung nur zusätzliche Kosten verursachen. Der Mittelschulabschluss beinhaltet ihrer Ansicht nach den gleichen Stoff wie der Realschulabschluss, dennoch absolvieren sie ihn offiziell an einer Hauptschule.
Statt der Mittelschule fordern die Schüler die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems. Statt schon ab dem 10. Lebensjahr auszusortieren, schlagen sie eine inklusive Schule vor. In ihr sollen alle Kinder gleich gefördert werden, unabhängig von ihrer Nationalität, von ihren Fähigkeiten oder Behinderungen und vom sozialen Stand ihrer Eltern.
Einen anderen Vorschlag hat Direktor Hans-Reinhold Hlawatsch, Konrektor des St.-Anna-Gymnasiums.
Er ist prinzipiell für die Erhaltung des G8. Allerdings braucht seiner Meinung nach nicht jeder Gymnasiast Intensivierungs- und Förderstunden. Viele Schüler können sich daheim mit ihren eigenen Büchern besser auf die Prüfungen vorbereiten. Er würde daher an nur wenigen Schulen ein Ganztagesangebot einrichten, mit dem auf die schwächeren Schüler eingegangen werden kann. An anderen Schulen könne dagegen das alte Schulsystem beibehalten werden.
Die Bildung wird von der Politik nach Meinung der Schüler zu wenig beachtet. Daher haben sie Angst vor dem, was noch kommt. Sie blasen Seifenblasen in die kalte Winterluft, um zu demonstrieren: Unsere Zukunft ist unsicher und empfindlich. Unsere Pläne können einfach so zerplatzen.