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Claudia Stamm im Interview

Macht Wählen Sinn, Frau Stamm?

Autor(en): Julia Rupprich am Donnerstag, 14. Mai 2015
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Quelle: M94.5

Die Landtagsabgeordnete Claudia Stamm im Interview

Immer weniger Menschen gehen zur Wahl. Wir haben mit der Landtagsabgeordneten Claudia Stamm darüber gesprochen warum Wählen wichtig ist. 

Politikverdrossenheit scheint in Deutschland gerade ganz groß zu sein. Das konnte man zuletzt an den Bürgerschaftswahlen in Bremen sehen. Zur Wahl gingen nur rund 50 Prozent der Bremer und damit so wenige wie selten zuvor.

Doch macht Wählen überhaupt noch Sinn? Eine die es wissen sollte, ist Claudia Stamm, Landtagsabgeordnete und unter anderem jugendpolitische Sprecherin der Partei Bündnis 90 / der Grünen. 
 
Warum macht Wählen Sinn, Frau Stamm?
 
Ich bin davon überzeugt, dass man wählen sollte und dass es auch tatsächlich einen Unterschied macht.  Politik macht das Leben aus und ist schon auch veränderbar. Also es ist nicht so, dass alles  gottgegeben oder alles in Blei gegossen ist. Ich verstehe natürlich auch teilweise ein bisschen den Frust und denke aber, dass wir über verschiedene Instrumente und Wege wieder mehr Menschen an die Wahlurnen zurückkriegen und sagen: Macht mit, damit ihr auch wirklich etwas verändern könnt. 
 
Welche Wege wären das denn?
 
Ich glaube es ist sehr wichtig, dass alle Politiker und Politikerinnen Menschen ernsthaft zuhören und nicht vergessen, dass sie für die Bürgerinnen und Bürger da sind. Dass sie eben nicht in einer Glocke drin sind und glauben, dass was sie, und vielleicht noch ihre zwei Parteifreunde, denken, immer das Richtige und Wichtige ist. Immer im Gespräch zu sein ist wichtig und das macht auch den großen Unterschied aus. Authentisch sein ist ganz wichtig. Ich sein und ich bleiben können, wobei das ja manchmal schwierig ist in diesem Politikbetrieb.
 
Und dann finde ich ganz wichtig, dass wir so früh wie möglich echte Partizipation, also echte Teilnahmemöglichkeiten, für jüngere Menschen haben. Das heißt zum Beispiel über Jugendparlamente zu beteiligen, aber das heißt auch das Wahlalter absenken. Es gibt also eine klare Forderung: mit sechzehn Wählen zu dürfen. Das muss dann aber über die Schule begleitet werden, zum Beispiel durch mehr Sozialkunde. Ich würde sogar noch weitergehen und ein Fach namens Diskussion einführen. Ein Fach also, bei dem man sich hinsetzt und zusammen pro und kontra Argumente sammeln und das politische Geschäft üben kann.
 
Warum denken Sie, dass durch das Absenken des Wahlalters mehr Wahlbeteiligung entsteht?
 
Ich bin überzeugt davon, dass wenn ich nicht immer nur davon rede, dass junge Menschen mitreden dürfen, sondern die auch tatsächlich beteiligt werden, und zwar früher beteiligt werden, dass man dann auch das Interesse leichter wecken kann. 
 
In Bremen darf man bereits ab sechszehn Jahren wählen und die Zahl der Erstwähler war bei den Wahlen am Wochenende tatsächlich der einzige positive Trend. Menschen aus schwächeren sozialen Milieus gingen jedoch kaum zur Wahl. Vielleicht weil die Bildung fehlt? 
 
Das ist auch ein wichtiger Punkt. Bildung ist die Voraussetzung für ganz vieles. Ich würde jetzt nicht sagen, um Wählen zu gehen, das wäre total arrogant und abgehoben, aber Bildung ist ganz wichtig. Wir (von den Grünen) stellen uns ja auch tatsächlich eine ganz andere Bildung vor. Nämlich, dass man länger zusammen lernt. Dass man nicht so früh in die verschiedenen Richtungen sortiert wird, damit man auf den Kindern eine Möglichkeit gibt sich erst später zu entfalten. Mehr Chancengerechtigkeit für viele. 
 
Trotzdem und das belegen auch Studien, sind es momentan auch immer mehr Akademiker, die nicht mehr zu Wahl gehen, weil sie sagen, das macht keinen Unterschied mehr. Hier noch mal der Appell: Es macht einen Unterschied! Es macht einen ganz großen Unterschied. Ich denke es wird auch immer personenbezogener, also, dass es weniger um eine Partei geht, sondern mehr um eine Person in einer Partei. Und das ist auch gut so. 
 
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