G7-Treffen in Elmau
Ohne Hase, Fuchs und Reh
Am 5. Juni ist Tag der Umwelt. Zwei Tage später beginnt der G7-Gipfel. Für die Natur nicht immer ganz einfach.
Keine brennenden Autos, keine fliegenden Pflastersteine, kein Chaos. Alles friedlich. Über 30.000 Demonstranten zogen am 4. Juni durch die Münchner Innenstadt. Nichtregierungsorganisationen, Oppositionsparteien und Gewerkschaften hatten zu der G7-Demo aufgerufen. Dabei waren auch Umwelt- und Tierschützer. Für sie ist das Hotel Schloss Elmau mitten im Werdenfelser Land ein völlig ungeeigneter Tagungsort für ein solches Gipfeltreffen.
Wenn am 7. Juni die ganze Welt ins Elmauer Tal schaut, wird auch Jochen Fünfstück alles ganz genau beobachten. Der Garmisch-Partenkirchener Kreisvorsitzende des Landesbund für Vogelschutz kritisiert, dass das Treffen in einem kostbaren Gebiet stattfindet: „Wir sind in Natura 2000- Flächen, die internationalen Schutz genießen. Und wenn da Tausende Chaoten durchmarschieren und die Polizei Geschütze wie Wasserwerfer auffährt, dann können diese Natura 2000-Flächen erheblich beschädigt werden. Dann wird es sehr schwer alles wieder herzustellen“. In Natura 2000-Gebieten finden sich einheimische Pflanzen und Tierarten, die die Europäische Union vor dem Aussterben schützen will.
Sicherheit über Naturschutz?
Die bayerische Regierung hatte angekündigt, Baumaßnahmen nach dem Gipfel wieder zurückzubauen. Vieles wurde ausschließlich für das zweitägige Treffen gebaut: Funkmasten im Wald, eine zweite Kanalisation und ein Landeplatz für sieben Hubschrauber. Alle Schäden durch die extra-Bauten sollen wieder renaturiert werden. Das dürfte kein Problem sein, so der Vogelschützer Fünfstück: „Ein Parkplatz, der geteert ist, kann man natürlich wieder zurückbauen: Teerdecke runter, Kies wieder weg. Aus der Umgebung muss man dann wieder neue Pflanzen anschaffen. Das geht aber natürlich nicht von heute auf morgen.“ Hier müssen sich Naturschützer in Geduld beweisen.
Schutz vor Demonstranten, Hindernis für Tiere: Der Sicherheitszaun. Quelle: M94.5
Die oberbayerische Idylle wird durch einen kilometerlangen Zaun gestört. Dieser soll den Tagungsort vor Demonstranten schützen. Der Nebeneffekt: Auch Tiere, wie Rehe oder Füchse, können nicht mehr frei durch die Wälder um Elmau laufen. Für Jochen Fünfstück und andere regionale Tierschützer könnte dieser Einschnitt einen drastischen Einschnitt in der Jungenaufzucht der Tiere bedeuten. Zur Zeit des Gipfels ist Brut- und Aufzuchtszeit der Jungtiere. Nicht nur die Sicherheitsvorkehrungen am Boden beeinträchtigen aber die Tier- und Vogelwelt in der Region. Dutzende Hubschrauber werden durch die Reviere von Steinadler, Berghuhn und Auerhuhn fliegen. Jochen Fünfstück will auch die Flugrouten der Polizei- und Militärhubschrauber daher ganz genau beobachten.
Natur statt Großevents
Die Bewohner der Region haben vor zwei Jahren den möglichen olympischen Winterspielen 2022 ein klares Nein erteilt. Auch eine mögliche Bedrohung der sensiblen Natur durch die Spiele war für sie damals ein Argument. Jetzt kritisieren Umweltschützer und grüne Politiker wieder Eingriffe in die Landschaft. Abstimmen über den G7-Gipfel durfte diesmal aber niemand.
Am Sonntag, 7.Juni und am Montag, 8.Juni werden die sieben führenden Staats- und Regierungschefs über Kriege, Krisen und Probleme sprechen. Auch Umweltschutz wird dann auf der Tagesordnung stehen.