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Preis für Glenn Greenwald

Autor(en): Christian Orth am Montag, 1. Dezember 2014
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Quelle: M94.5

Glenn Greenwald

Für sein Buch „Die globale Überwachung“ bekommt Glenn Greenwald den Geschwister-Scholl-Preis.

Für sein Buch „Die globale Überwachung“ wird Glenn Greenwald in München ausgezeichnet – und kritisiert die Bundesregierung für das Verhalten im NSA-Untersuchungsausschuss.

Es ist die Begegnung zweier Männer in einem Hotelzimmer in HongKong im Juni 2013, die das Selbstverständnis westlicher Demokratien in der Folge massiv in Frage stellen sollte. Der eine, Edward Snowden, ist zu diesem Zeitpunkt Mitarbeiter der amerikanischen National Security Agency und im Besitz von mehr als einer Million als „Top Secret“ gekennzeichneten Dokumenten, die er innerhalb des internen Datennetzes des Geheimdiensts zusammengesucht hat. Der andere, Glenn Greenwald, arbeitet seit einem Jahr für die britische Tageszeitung „The Guardian“. Der Rest ist Geschichte.

Jury: „Das Buch ist ein Aufruf an Zivilcourage“

Eine Geschichte, die Glenn Greenwald in einem Buch niedergeschrieben hat. Es heißt „Die globale Überwachung. Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen“ und wurde nun mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. Der Preis, der im Rahmen des Literaturfests der Ludwig-Maximilians-Universität München verliehen wird, ehrt jährlich laut Statuten ein Buch, „das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben.“

Das hat Greenwalds Buch nach Ansicht der Jury erfüllt. Mehr noch, das Buch „ist ein Aufruf an Zivilcourage, gegen den Strom zu schwimmen und sich nicht einschüchtern zu lassen“, sagt Jury-Mitglied und Münchens Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers.

Greenwald rechtfertigt Snowden's Aufenthalt in Russland

Vor der Verleihung des Preises nutzte Greenwald den Anlass, um über das Verhältnis von Politik, Medien und Zivilgesellschaft im Allgemeinen und – natürlich – über Überwachung im Besonderen zu sprechen. Seiner Ansicht nach sind zahlreiche westliche Medien an der Verbreitung von US-Botschaften beteiligt, ohne diese kritisch zu hinterfragen. Strategie der US-Regierung sei es im Anschluss an die Enthüllungen gewesen, die Berichterstattung überwiegend auf die Person des Whistleblowers und nicht auf die Spionageaffäre selbst zu lenken.

Der Ex-NSA-Mitarbeiter habe sich deshalb bewusst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Dass Snowden nun in Russland lebt, hält Greenwald für gerechtfertigt: „Die Wahrscheinlichkeit war sehr hoch, dass Snowden für Jahrzehnte in ein US-Gefängnis geht (…) Dadurch wäre die Idee vermittelt worden: Wenn man das tut, was Edward Snowden tat, wird man so enden wie Snowden. Die Tatsache, dass es nicht so ist, dass er in einem Land lebt, in dem er sich weiterhin an der Debatte beteiligen kann (…) ist sehr wichtig, um in Zukunft Menschen zu inspirieren.“

Bundesregierung habe in der Aufklärung der NSA-Affäre versagt

Die Bundesregierung kritisierte Greenwald scharf. Ihre Anstrengungen, die NSA-Affäre aufzuklären, seien eher symbolischer Natur. Konkret bemängelte er, dass die schwarz-rote Koalition nicht bereit war, Snowden Asyl zu gewähren. Dass der Whistleblower darüber hinaus auch nicht zum NSA-Untersuchungsausschuss eingeladen wurde, verärgerte Greenwald ebenfalls: „Ich glaube nicht, dass es eine Bereitschaft gab, der Sache auf den Grund zu gehen oder [der Überwachung] Grenzen zu setzen.“

 

Hier der Audio-Beitrag von Marie Kilg und Christian Orth:

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