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Spionage Fußnoten

Psssst... Sie können uns hören!

Autor(en): Anton Stanislawski , Lukas Graw am Sonntag, 11. Oktober 2015
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Quelle: (c) M94.5

Auch bei uns in der Redaktion werden die verschiedensten Mittel zur Spionage genutzt.

Das M94.5-Fußnotenteam hat sich diesmal auf die Spur von Menschen gemacht, die normalerweise Anderen hinterher spionieren: Spione und Agenten.

Beim Gedanken an Geheimdienste kommt einem wohl als allererstes DER Agent schlechthin in den Sinn: James Bond. Er ist immer gut gekleidet, nie um einen Spruch verlegen und ständig in der ganzen Welt unterwegs, um Schurken das Handwerk zu legen. Dabei entgeht er täglich den grausamsten Anschlägen und schaltet feindliche Soldaten mit allerlei Waffen aus. Dass es sich bei den Romanen und Kinofilmen um Fiktion handelt, die mit der Realität nur sehr wenig zu tun haben, ist vermutlich jedem klar, der sich die Filme ohne Begleitung eines Erziehungsberechtigten anschauen darf. Aber das Team der Fußnoten wollte es trotzdem wissen: Wie arbeitet denn ein richtiger Agent? Dafür haben wir den Bundesnachrichtendienst kontaktiert. Und zwei Mitarbeiter waren tatsächlich bereit, sich mit uns zu treffen. Ganz ohne verschlüsselte Emails, Geheimschrift oder tote Briefkästen. Larissa M. und Michael W. kamen zu uns in die Redaktion, um uns aufzuklären und die drängendsten Fragen zu beantworten: Wie viele Jahre muss man Agent sein, um die Lizenz zum Töten zu erhalten und wie viele Waffen sind tatsächlich in einem durchschnittlichen Dienstwagen des BND eingebaut.

Im Ausland für die Sicherheit Deutschlands: der BND

Nach der Zusage zu dem Interview wurden wir, zugegebenermaßen ein bisschen paranoid – in jeder Facebook-Nachricht und jedem Telefonat vermuteten wir die Anwesenheit von Big Brother. Unberechtigt natürlich, denn der BND ist ja schließlich fürs Ausland zuständig und an uns, als Münchner Lokalsender, überhaupt nicht interessiert. Wer beim BND arbeitet, hat mehr oder weniger die Pflicht, sich einige Zeit im Ausland aufzuhalten, wie uns Larissa M. erzählt. Sie ist sicherheitspolitische Analystin für den Bereich Ostasien und seit zehn Jahren beim BND. Dort betreut sie Ostasien, weil sie durch ihr Studium der Sinologie und Japanologie gleich mehrere Sprachen aus dieser Region beherrscht. Zusammen mit Kollegen übernimmt sie die Auswertung der viele dutzend Informationsschnipsel, die sie im Internet, im Darknet oder auf anderen Kommunikationswegen aufgegriffen haben. Diese Informationen werden gebündelt und als Berichte an die zuständigen Behörden weitergeleitet. An das Bundeskanzleramt, das Innenministerium, sowie das Verteidigungsministerium.

Die Sicherheit der Mitarbeiter und Informanten geht vor

Und so wichtig das Internet als Informationsquelle heutzutage geworden ist, auch die direkte Suche nach Informationen im Ausland ist nach wie vor extrem wichtig. Dafür war beispielsweise Michael W. zuständig. Er hat unter Anderem jahrelang in einem „größeren europäischen Land“ gearbeitet. Auch in den arabischen Raum hat es ihn während seiner gut 25-jährigen Dienstzeit verschlagen. Genaueres über die Länder darf er nicht verraten, auch nicht über seine "Legende", schließlich ist Michael W. Geheimdienstler. Als Legende bezeichnet man die offiziellen Identitäten, hinter denen sich BND-Mitarbeiter im Ausland verbergen. Bei seinen Aufenthalten im Ausland kam Michael W. wohl dem am nächsten, was der Laie mit einem Agenten verbindet. Immerhin war er dafür zuständig, Informationen über geheime Vorgänge zu gewinnen. Und dazu gehört eben auch der Konkakt zu Informanten, Bestechung, sowie Abhöraktionen. Doch Schießereien und Explosionen überlässt der BND lieber den Filmemachern. Die Sicherheit aller beteiligten Personen ist immernoch das Wichtigste an Aktionen des BND, sagt Michael W: "Dass es zu einem Vorfall käme wo ein Mensch, eine Quelle die sich anvertraut hat, zu Schaden kommt. Das ist mit Sicherheit das Allerschlimmste, was einem passieren kann. Die Enttarnung der Person, die Verhaftung wodurch ein Mensch dann mit Gefängnis oder sogar, je nach dem, mit Todesstrafe bedroht werden kann."

In welche Affären ist der BND verstrickt?

Die Sicherheit der Bundesrepublik muss geschützt werden, das ja, aber nicht auf Kosten von unschuldigen Menschenleben. Der Einsatz von Waffen, wilde Verfolgungsjagden über Marktplätze – sollte so etwas geschehen, hätte der Geheimdienst versagt, schließlich ist die Geheimhaltung eine der Kerneigenschaften des BND. Skandale umgeben den Geheimdienst auch so schon genug, da braucht man keine Autos mit Maschinengewehren oder Schleudersitzen. Bekannt ist zum Beispiel die Plutonium-Affäre aus dem Jahr 1994. Wie das Magazin Der Spiegel glaubt, war der BND maßgeblich daran beteiligt, waffenfähiges Plutonium in einem Linienflugzeug geschmuggelt zu haben. Diese Aktion sollte der Sowjetunion in die Schuhe geschoben werden, um die dortige Regierung unter Druck zu setzen. In einem Untersuchungsauschuss wurde eine Beteiligung des BND nicht bewiesen. Dennoch, ein fader Nachgeschmack bleibt.

In unserem Gespräch mit den Mitarbeitern des Bundesnachrichtendienstes wurde vor allem zweierlei deutlich: Zum Einen sucht man hier vergeblich nach einem Doppel-Null Agenten mit der Lizenz zum Töten. Der BND beschafft Informationen – und zwar so unauffällig wie möglich. Wenn ein Agent in eine brenzlige Situation kommt, ist etwas schief gelaufen. Und zum Anderen hat der BND eine gute Antwort auf Kritik: das Negative, die Pannen und Affären kommen ans Tageslicht, aber der BND arbeitet so gut es geht im Geheimen und versucht deswegen auch, seine Erfolge geheim zu halten. Theoretisch, sagen uns die beiden BND-Mitarbeiter am Ende des Gesprächs, könnte es also sein, dass gerade eben einen Anschlag auf die Bundeskanzlerin verhindert wurde. Wenn morgen darüber nichts in der Zeitung steht, erst dann haben die Mitarbeiter gute Arbeit geleistet.

Der Beitrag über den Bundesnachrichtendienst ist ein Teil unserer Featuresendung „Fußnoten“. Für die haben wir mit Spionen und Detektiven, Abhörern und Abgehörten, Freunden und Kritikern von Spionage gesprochen. Wenn ihr mehr über ihre Geschichten und Erfahrungen und über die Methoden der Spionage erfahren wollt, dann hört rein. Am Sonntag den 11. Oktober und in der Wiederholung, zwei Wochen später, am 26. Oktober, jeweils um 19 Uhr. Aber verhaltet euch ruhig! Die haben ihre Augen und Ohren überall!
 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
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Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
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