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Rettung in letzter Sekunde

Kurz vor dem endgültigen Knockout, können die USA die Zahlungsunfähigkeit noch einmal abwenden. Doch es droht eine Niederlage nach Punkten.
Erleichterung sieht anders aus. Nachdem Barack Obama die Einigung zwischen Demokraten und Republikanern im Streit um die Anhebung der Schuldengrenze verkündet hatte, blieb das erhoffte aufatmen der ganzen Nation aus. Das Wissen darum, dass damit die Probleme der USA noch nicht einmal im Ansatz gelöst sind, verhindert ein Aufhellen der Stimmung.

Lange Gesichter auf beiden Seiten

So richtig bekommen was sie wollte, hat eigentlich keine Seite der amerikanischen Politik. Die starken Kürzungen bei den Sozialausgaben, die Präsident Obama und seine Demokratische Partei eigentlich um jeden Preis vermeiden wollten, wird es jetzt aller Voraussicht nach doch geben. Auf republikanischer Seite konnte man zwar einer erhöhten Steuerbelastung für Reiche entgehen, doch die Kürzung des Militärbudgets um 600 Millionen Dollar dürfte hier mehr als nur einen faden Beigeschmack hinterlassen.

Zufrieden können eigentlich nur die Anhänger der Tea Party Bewegung sein. Mit ihrer sturen Blockadehaltung haben sie es nicht nur geschafft, die meisten ihrer Verhandlungsziele durchzusetzen. Obendrein haben sie sich auch noch vor der Weltöffentlichkeit als nicht zu unterschätzende, destruktive Kraft im Geflecht der amerikanischen Politik zu positionieren können.

Die Geier kreisen weiterhin

Finanzexperten weltweit leiden weiterhin unter erhöhtem Blutdruck. Zwar können die USA fürs Erste ihre Rechnungen weiterhin bezahlen, ein neues Wirtschaftsdesaster ist aber deswegen noch lange nicht vom Tisch. Die Befürchtung, dass die zur Schau gestellte Ohnmacht des Präsidenten den Ratingagenturen den letzten Schub geben könnte, die Vereinigten Staaten doch noch in der Kreditwürdigkeit herabzustufen, sorgt weiterhin für schlaflose Nächte in Tokyo, Frankfurt und London.

Und es gesellt sich sogar noch eine zweite, bedrohlich dunkle Wolke zum Gewitterhimmel der amerikanischen Finanzszenerie: das strikte Sparpaket, zu dem die Regierung nun gezwungen wurde. Die Amerikaner fürchten, das Trauma der Großen Depression von 1937 noch einmal durchleben zu müssen. Damals hatte man es auch gerade so durch eine Rezession geschafft. Als der damalige Präsident Roosevelt dann den Staatshaushalt mit einem harten Sparkurs sanieren wollte, stürzte das Land in die nächste, noch fatalere Wirtschaftskrise, da die Märkte ohne die fehlenden Investitionen in sich zusammenbrachen.

Soziale Gehässigkeit

Noch größere Katerstimmung herrscht nur noch bei denen, die vom Sparpaket mit der Wucht eines George Foreman Punches getroffen werden – die amerikanische Unterschicht. Rentner, Arbeitslose, Veteranen und sozial Benachteiligte – sie alle müssen sich auf drastische Kürzungen der staatlichen Hilfsprogramme einstellen. Die Renten und das eigentlich als ein Erfolg des Präsidenten geltende Gesundheitspaket „Obamacare“ stehen auf der Kippe. Viele fragen sich, warum gerade sie für die Fehler der Politik grade stehen müssen und nicht die, die trotz Finanz- und Wirtschaftskrisen munter weiter verdient haben.

Wie sich die ganze Situation auf die Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr auswirken wird, kann man momentan kaum abschätzen. Alles scheint möglich. Strafen die Wähler Obama für seine lasche Verhandlungsführung ab? Rächt sich der Unwille zu Steuererhöhungen der Republikaner oder wird die Partei gar vollends von ihren eigenen ideologischen Grabenkämpfen zerfressen? Denn obwohl viele Amerikaner wütend sind auf die Tea Party Bewegung, den rechten Flügel der republikanischen Partei, könnte es genauso gut passieren, dass das Versagen des Staates den Radikalen noch mehr Politikverdrossene in die Hände treibt.

Es bleibt also weiterhin nervenaufreibend im Kampf Amerika gegen sich selbst. Die nächste Runde jedenfalls beginnen beide Kontrahenten mit einem blauen Auge.
Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

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