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M94.5 trifft Gloria Gray

Revolution im Bayerischen Wald?

Autor(en): Bernhard Fischer am Dienstag, 22. November 2016
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Quelle: M94.5/Fischer

Flyer für Grays Wahlkampf

Im niederbayerischen Zwiesel tritt Entertainerin Gloria Gray zur Bürgermeisterwahl an. Wird sie Deutschlands erste transsexuelle Bürgermeisterin?

Zwiesel im Bayerischen Wald. Nicht weit vor der tschechischen Grenze liegt der 9000-Einwohner Ort, an der sogenannten Glasstraße. Früher lebte die Region von der Industrie. Noch immer ist die Glasfabrik in Zwiesel der größte Arbeitgeber, die wirtschaftliche Lage tief im Bayerischen Wald hat sich aber verschlechtert. Seit den 90er-Jahren ist die Einwohnerzahl rückläufig, im Ort stehen viele Läden leer. Zwiesel könnte frischen Wind gut gebrauchen, meint Entertainerin Gloria Gray. Sie könnte als erste transsexuelle Frau in ein deutsches Rathaus einziehen.

1965 in Zwiesel geboren, hat sie alles andere als eine leichte Kindheit. Schon als kleiner Junge erkennt, dass sie im falschen Körper steckt. Zu Weihnachten wünscht sie sich eine lange, blonde Perücke. Obwohl sie in ihrer Jugend auch viel Abneigung erfahren hat, sind ihr die Freunde aus der Schulzeit  geblieben. Mit 18 bricht sie aus der Heimat aus Richtung München.

„Ich musste weg, um zu überleben. Nicht wegen der Zwiesler, die konnten nichts für meine Situation.“    

In München beginnt sie eine Geschlechtsangleichung, ein jahrelanger, harter Prozess. In ihrem zweiten Leben macht sie unter dem Künstlernamen Gloria Gray Karriere und schafft es bis nach Hollywood. Im Münchner Glockenbachviertel findet Gray ihre zweite Heimat. Doch vor sechs Jahren werden ihre Eltern pflegebedürftig und sie zieht nach über 25 Jahren wieder dauerhaft in ihre Heimatstadt Zwiesel. Zurück im Bayerischen Wald eröffnet sie mit ihrer Mutter das Café Gloria. Inzwischen sind ihre Eltern gestorben und das Café Gloria mangels Zeit geschlossen. Jetzt will die 50-jährige Bürgermeisterin werden. Angst vor Zurückweisung hatte sie nicht:

„Angst und Furcht sind mir fast fremd. Wenn man schon mal gestorben ist, ist man nicht mehr so ängstlich.“

   (Gloria Gray über ihr zweites Leben als Frau)

Bisher hat sie keine nennenswerten negativen Erfahrungen in Zwiesel gemacht. Auch hier, tief im „Woid“ ist die Zeit nicht stehen geblieben und die Niederbayern scheinen weitaus offener zu sein, als es das Klischee des grantelnden Niederbayern vermuten lässt. Die 120 Unterstützerstimmen zur Kandidatur bei der Bürgermeisterwahl hat sie schnell zusammen, anders als 2009, als sie schon einmal antreten wollte. Ihre Transsexualität sei spätestens dann kein Problem mehr, wenn die Menschen sie kennen lernen, meint Gray.

„Man meint immer, am Land gibt’s unreflektierte Menschen oder Hinterwälder, aber das ist ein Klischee. Man erlebt alles immer und überall.“

Gray möchte Zwiesel wieder neues Leben einhauchen und hofft, durch ihre Kontakte mehr Unternehmen und Kultur in die Region locken zu können. Am 27. November 2016 könnte so, mitten im Bayerischen Wald, Deutschlands erste transsexuelle Bürgermeisterin gewählt werden.

 

Gloria Gray: erste transsexuelle Bürgermeisterin?

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

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