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Richtig wählen

Autor(en): Martin Piller am Mittwoch, 18. September 2013

Wie funktioniert eigentlich die Bundestagswahl und wie kann ich strategisch wählen?

Wie funktioniert eigentlich die Bundestagswahl und wie kann ich strategisch wählen?

 

Text: Tareq Sydiq

 

Nee, wir erklären euch jetzt nicht, wen ihr wählen sollt. Wenn ihr aber nicht genau wisst, wie das mit der Bundestagswahl eigentlich funktioniert und euch fragt, was man alles beachten sollte, dann hilft euch dieser Artikel vielleicht weiter.

Wenn man sich nämlich entscheiden möchte, wen man bei der Bundestagswahl wählen soll, dann geht es nicht nur darum, mit wem man am ehesten politisch übereinstimmt, sondern auch um strategische Überlegungen.


Verschwende ich meine Stimme?

Die erste Frage, die man sich stellt, ist oft, ob die persönliche Lieblingspartei es überhaupt in den Bundestag schaffen wird. Da gilt nämlich eine 5% Prozenthürde: wer weniger als 5% der Zweitstimmen erhält, zieht gar nicht erst in den Bundestag ein. Wenn aber über die Erststimmen mindestens 3 Direktkandidaten der Partei Sitze gewinnen, dann darf auch die ganze Partei einziehen – das hat vor allem der PDS (Vorgänger der Linken) oft geholfen.

Sollte man darum beispielsweise die Piraten oder die AfD nicht wählen, bloß weil sie wahrscheinlich an der 5% Hürde scheitern werden?

Ja und nein. Ja, weil sie damit deutlich weniger Einfluss haben werden als die im Bundestag vertretenen Parteien. Nein, weil es noch eine weitere wichtige Grenze gibt: Ab 0,5% Stimmenanteil erhält man eine Wahlkampfkostenerstattung. Das ist eine der wichtigsten Formen der Parteienfinanzierung, es kann um sehr viel Geld gehen. Wenn eine Partei unter diese Marke fällt, kann sie das finanziell ausbluten lassen.


Erst- vs Zweitstimme

Die Erststimme gibt man dem Kandidaten, die Zweitstimme gibt man der Partei. Bis zur letzten Bundestagswahl galt: Wenn eine Partei sehr viele Direktkandidaten in den Bundestag schicken kann, braucht sie die Zweitstimmen nicht mehr, denn sie darf Überhangmandate behalten. Überhangmandate entstehen, wenn die Partei durch Direktmandate einen größeren Anteil an Bundestagssitzen erhält, als ihr nach dem Zweitstimmenanteil zustehen.

Klingt kompliziert? Nehmen wir mal ein Beispiel. Wenn die CDU von 100 Direktmandaten 40 gewinnt, aber nur 30% der Zweitstimmen erhält, dann bekommt sie trotzdem 40 Sitze, obwohl 30% von 100 nur 30 Sitze ergeben. Damit hätte sie 10 Überhangmandate, das Parlament würde auf 110 Sitze vergrößert. Ihre Zweitstimmen waren also relativ unwichtig, sie hätte sie beispielsweise an die FDP abgeben können.

Genau das geht aber jetzt nicht mehr, auch wenn die FDP darauf hofft. Denn das Verfassungsgericht hat das ganze ändert lassen, Überhangmandate werden jetzt ausgeglichen. Wenn also die CDU 10 Überhangmandate hätte, würden jetzt alle anderen im Bundestag vertretenen Parteien AUCH Überhangmandate erhalten, so lange, bis die CDU nur noch 30% der Sitze hält.


Negatives Stimmgewicht, Landeslisten und Ähnliches

Deutschland ist ein föderaler Bundesstaat. Meist merkt man das nicht besonders (naja, außer natürlich in Bayern), aber bei der Bundestagswahl wird das wieder deutlich, denn die Parteien stellen nicht eine Liste auf, sondern 16 Listen, eine für jedes Bundesland.

Bayern beispielsweise erhält diesmal 92 Sitze. Das komplizierte System über die Bundesländer hat bisher zu einem negativen Stimmgewicht geführt: Eine Partei erhält weniger Sitze, obwohl sie mehr Stimmen erhalten hat. Wie das genau funktioniert, kann man unter anderem hier nachlesen. Das negative Stimmgewicht ist aber in erster Linke eine Besonderheit des Wahlsystems, die durch die Komplexität zustande kommt und durch Reformen vermieden werden sollte.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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